Ein Hotel im Sauerland hat an diesem Wochenende mitten im Lockdown geöffnet. Das sorgt für großes Medienecho.
Daniela Tigges, Chefin des Familotels Ebbinghof in Schmallenberg und Vizepräsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Arnsberg, kündigte Mitte der Woche an, ihr Hotel trotz Corona-Verbots am Freitag zu öffnen – und tat es auch.
„Draußen vor dem Hotel sitzen Menschen und essen, auf dem Spielplatz spielen Kinder“, berichten örtliche Medien.
Laut der Hotelchefin seien alle „berufliche Gäste“. Sie möchte mit ihrer Aktion „ein Zeichen setzen“ – denn sie verstehe nicht, dass Geschäftsreisende übernachten dürfen, Erholungssuchende aber nicht.
Ordnungsamt und Polizei prüften die Situation vor Ort. Bei Übernachtung aus nichtberuflichen Gründen müssen die Gäste das Hotel verlassen und werden bei Weigerung mit Amtshilfe der Polizei verwiesen.
In einem YouTube-Video berichtet Daniela Tigges vom von überwiegend positiven Rückmeldungen. Doch Politiker und die IHK, in der sie selbst eine Vizepräsidentschaft bekleidet, äußern sich negativ zu der Öffnung im Lockdown.
CDU-Europaabgeordneter Dr. Peter Liese bittet die Hotelchefin in einem offenen Brief „mit Nachdruck“ darum, „sich an alle Gesetze und Regeln zu halten und auf keinen Fall meinen Namen in diesem Zusammenhang ins Spiel zu bringen“.
Und auch Parteiprominenz wie Friedrich Merz, der am Samstag in einer Kampfabstimmung zum Bundestagskandidaten gekürt wurde, schickte ein Statement:
„Der Hochsauerlandkreis und die Ordnungsbehörden haben … meine volle Unterstützung, diese Aktion … zu stoppen“.
Die IHK Arnsberg, deren Vizepräsidentin Daniela Tigges ist, distanziert sich in einer Stellungnahme ebenfalls von der Öffnung des Familotels Ebbinghof.
„In ihrer Pressemeldung vom 15.4.2021 kündigt die Schmallenberger Unternehmerin und IHK-Vizepräsidentin Daniela Tigges an, entgegen der aktuellen Corona-Schutzverordnung,ihr Hotel (Familotel Ebbinghof) in Schmallenberg öffnen zu wollen. In der Meldung entsteht der Eindruck, dass Frau Tigges im Namen der IHK Arnsberg argumentiert und handelt. Das ist definitiv nicht der Fall. IHK-Hauptgeschäftsführerin Dr. Ilona Lange: „Wir haben großes Verständnis für die außerordentlich schwierige Situation, in der sich die Freizeit-und Tourismuswirtschaft sowie der stationäre Einzelhandel seit Monaten befinden und uns mehrfach an die Politik auf Landes-und Bundesebene gewandt mit der Forderung, den besonders betroffenen Branchen Öffnungsperspektiven in Aussicht zu stellen. Wir distanzieren uns aber in aller Deutlichkeit von dem Handeln von Frau Tigges.“
In einem Video auf Youtube äußert sich die Hotelchefin selbst zu den „vollen Breitseiten“ gegen sie.
Daniela Tigges hatte berichtet, dass Gespräche mit Politikern wie Liese oder auch Friedrich Merz sie zur Öffnung „inspiriert“ hätten.
Der frühere Fraktionschef der Union ließ daraufhin über sein Büro ein Statement verschicken, indem er die Aktion ausdrücklich zurückweist.
Die Öffnung des Hotels sei rechtswidrig „und ein Akt von Selbstjustiz, den wir in unserem Rechtsstaat unter keinen Umständen dulden können.“
Es gibt mutige Menschen. Diese Frau zähle ich dazu. Wer sich nur etwas interessiert, der weiß wie Selbstständige in Gastronomie und Einzelhandel leiden. Ich glaube aber, es interessiert nicht wirklich jemanden. Beamte, Öffentlicher Dienst, Politiker und andere Konsorten leiden kaum unter den Maßnahmen. Sie haben aber auch kein Mitgefühl für die, die sehr wohl darunter leiden. Und wer glaubt, dass der Staat den Selbstständigen wirklich hilft, der glaubt auch an den Weihnachtsmann. Die große Mehrheit dieses Volkes will dies alles nicht wissen. Man kann an diesem Volk verzweifeln. Kein Interesse und auch kein wirkliches Mitgefühl. Mir geht es gut, ich will nicht wissen was um mich herum passiert. Diese Frau wird jetzt auch verhetzt und ich hoffe, es gibt Menschen die sie unterstützen. Aber die große Mehrheit wird der Treibjagd auf diese Frau mit offenem Mund zuschauen. Schämt Euch.