„Schulen jetzt nicht öffnen“ – Bürgermeister aus MK appelliert dringlich an Gebauer

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Mit einem dringlichen Appell wendet sich ein Bürgermeister aus dem Märkischen Kreis ans Schulministerium NRW:

Iserlohns Stadtoberhaupt Michael Joithe hält eine Wiederöffnung der weiterführenden Schulen für den Wechsel-Präsenzunterricht ab kommenden Montag (15. 3.) angesichts anhaltender Inzidenzen von weit über 100 im Märkischen Kreis für höchst bedenklich.

In einer Stellungnahme in den sozialen Medien erläutert der Bürgermeister seinen persönlichen Standpunkt zur Schulöffnung und die begrenzten Einflussmöglichkeiten der Kommunen vor Ort:

„Ich bekomme seit Tagen e-Mail, Briefe und Anrufe, dass ich die weitergehende Öffnung der Schulen verhindern soll und ich kann Ihnen versichern, dass ich inhaltlich davon überzeugt bin, dass die Entscheidung des Schulministeriums vor Ostern die Schulen noch weiter zu öffnen, falsch ist.

… natürlich findet auch ein intensiver Austausch mit allen 15 Bürgermeister und dem Landrat zu diesen Themen statt.

Der Inzidenzwert des Märkischen Kreises liegt nachhaltig bei über 100 (aktuell 139) und in Iserlohn pendelt der Wert seit Tagen um 160.

In diesem Kontext ist es für mich, aber auch für viele Elternvertreter in verschiedenen Schulpflegschaften, unverständlich, warum zwei Wochen vor den Osterferien noch ein weitergehender Präsenzunterricht vorgesehen ist, bei dem die Schülerinnen und Schüler auf Grund des Wechselmodells gerade einmal fünf (5) Tage Unterricht bekommen würden.

Natürlich verstehe ich auch alle Stimmen, die sagen, Schülerinnen und Schüler müssen endlich wieder in die Schule.

Aber nur diese fünf Tage sind unter den aktuellen Bedingungen aus meiner Sicht das falsche Signal.

Von vielen Eltern bekomme ich außerdem das Feedback, dass der Wechsel- bzw. Hybridunterricht schlechtere Ergebnisse liefert als die reine mobile Beschulung in den Monaten davor.

Auch die dadurch noch schlechter planbaren Betreuungszeiten und Absprachen mit Arbeitgebern sind immer wieder Teil von Beschwerden.

Aus Sicht des Schulträgers würden wir in der aktuellen Lage den gegenwärtigen Status quo gerne bis mindestens nach den Osterferien beibehalten, um die Entwicklung der Inzidenzwerte mindestens weitere vier Wochen zu beobachten.

Leider können wir vor Ort, insbesondere als kreisangehörige Kommune, nur bestimmte Dinge regeln. Und leider gehören die Schulen nicht dazu!

Es obliegt einzig dem Schulministerium des Landes, da Kommunen als Schulträger keine Weisungsbefugnis gegenüber Schulen bzw. Schulleitern haben. (Schauen Sie mal nach Solingen vor einigen Monaten: https://ogy.de/p9fw )

Selbst für den Märkischen Kreis gilt: Alle möglichen Verschärfungen auf Kreisebene sind mit dem Land abzustimmen.
Aus diesem Grund habe ich mich mit dem beiliegenden Brief an Ministerin Gebauer gewandt.

Es tut mir Leid, Ihnen keine andere Nachricht senden zu können. Bitte passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund.
Herzliche Grüße
Michael Joithe“

Quelle: Facebookseite Bürgermeister Michael Joithe / Screenshot

Auf der Facebookseite des Iserlohner Bürgermeisters wird der Vorstoß sehr gelobt und dankbar bestärkt:

„Vielen Dank für die Stellungnahme“, schreibt zum Beispiel eine Leserin, „unangemessen finde ich zb auch, dass die Kinder Sport mit FFP2 Masken machen sollen.
Ein Erwachsener soll seine FFP2 Masken ja mindestens alle 75 Minuten wechseln. Wie sieht das bei den Kindern aus? Das wären ja 4 Masken für 6 Stunden Unterricht. Wie sollen das manche Eltern finanzieren?“

Und ein anderer Leser blickt auf das vorige Jahr zurück:

„Danke, Michael!
Vor ziemlich genau einem Jahr ging es in die erste Schulschließung, damals drei Wochen vor den Osterferien – mit genau der Begründung, mit drei Wochen Distanzlernen ließen sich fünf Wochen Zeit gewinnen. Und heute? Zwei Wochen lang die Infektionen hochtreiben, um dann während der Ferien das Schlamassel in Folge zu bemerken.

Im Unterschied zu März/April 2020 funktionieren heute die schulischen Kommunikationskanäle, das Distanzlernen läuft!
Und jetzt 100% Distanzunterricht tauschen gegen 50% Präsenzunterricht mit erhöhtem Infektionsrisiko.“

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