Je dreister, desto …
Eine Frau aus dem Märkischen Kreis hat Ende Januar auf Instagram Anthony Hopkins kennengelernt.
Das glaubte sie zumindest – bis zur zweiten Geldforderung. Dann erstattete sie Anzeige gegen Unbekannt.
Es begann mit einem Klick aufs Herz-Symbol bei Instagram unter einem Foto des 83-jährigen britischen Schauspielers. Nur einen Tag später bekam die Frau (Mitte 50) eine Reaktion – allerdings wohl kaum des echten Oskar-Preisträgers.
Denn in den sozialen Netzwerk finden sich unzählige Profile mit seinem Namen in zig Varianten, mit und ohne Unterstrichen, Zahlen, Klein- und Großschreibvarianten oder Vertippern. Die Hintermänner und -frauen können sich spielend leicht bedienen an der Fülle veröffentlichter Fotos eines Stars. Kein bekannter Schauspieler ist sicher vor Fake-Accounts. Viele der Profil-Ersteller rollen geübt den roten Teppich aus für einsame Herzen.
Der Kontakt der Dame mit diesem „Anthony Hopkins“ wurde jedenfalls intensiver. Jeden Tag gingen Nachrichten über verschiedene Plattformen hin und her.
Einen Monat lief das Ganze, bis Anthony angeblich in Geldschwierigkeiten steckte: Er drehe gerade einen Film und warte auf Kostüme. Er fragte die Frau, ob sie ihm helfen und mit mehreren tausend Euro einspringen könnte. Das tat sie.
Nach dieser Hilfsaktion intensivierte sich der Kontakt – bis zum vergangenen Donnerstag. An diesem Tag bat der Betrüger erneut um eine Überweisung. Der Zoll halte ein Paket in Los Angeles fest, log er. Jetzt wurde die Geschädigte stutzig und begann, im Internet zu recherchieren. Einen Tag später erstattete sie Anzeige bei der Polizei.
Die Romance Scammer, zu Deutsch romantische Betrüger, lauern in allen sozialen Netzwerken und insbesondere Dating-Portalen. Das Internet macht es spielend leicht, mit Dutzenden Frauen oder Männern gleichzeitig zu flirten. Darin sind sie geübt. Potenzielle Opfer gibt es auf der Welt genug. Schnell tritt der Wunschtraum an die Stelle der Vernunft. Die Täter treiben ein böses Spiel mit den Gefühlen anderer. Mal nehmen sie die Identität bekannter Schauspieler an. Mal nutzen sie nur fremde Fotos.
Weibliche Scammer verschicken schnell freizügige Bilder. Männliche Scammer präsentieren sich gern in Uniform. Die richtigen Worte, vielleicht auch im Chat oder per Skype, reichen: Nach wenigen Tagen oder Wochen ist das Opfer um den Finger gewickelt. Schnell sprechen sie sogar vom Heiraten.
Doch immer geht’s irgendwann ums Geld. Spätestens dann sollten alle Alarmglocken schrillen. Betroffene sollten dann noch einmal genau recherchieren, alle Kontakte abbrechen, Chat-Verläufe oder E-Mail-Verkehr sichern und Anzeige erstatten.
Wie kann man sich schützen?
Die Polizei rät: „Misstrauisch bleiben!“
Nicht vorschnell persönliche Daten preisgeben oder Geld zahlen. Manchmal hilft es bereits, den angeblichen Namen des Auserkorenen zu „googeln“ – insbesondere bei Kontakten ins Ausland. Oft machen sich die „Romance-Scammer“ nicht einmal die Mühe, ihren Namen zu variieren.
Auch eine Rückwärts-Suche im Internet nach den Fotos kann hilfreich sein. Gibt es die hübsche Bikini-Blondine oder dem Mann mit den muskulösen Armen möglicherweise unter verschiedenen Namen – oder sogar als frei verkäufliches Stockfoto?
Soziale Netzwerke wie Facebook oder Instagram vergeben blaue Häkchen bei überprüften Identitäten Prominenter. Letzte Sicherheit geben diese Haken jedoch auch nicht.