Der Sinkflug bei den Corona-Neuinfektionen scheint abgebremst bzw. sich schon wieder ins Gegenteil verkehrend. Sowohl bundes- und landesweit wie auch im Kreis Unna steigt der wichtige 7-Tages-Inzidenzwert (Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner) wieder an.
Das Robert-Koch-Institut meldet zum heutigen Donnerstag, 18. 2. (Stand 0.00 Uhr) rund 10.200 Neuinfizierte und 534 weitere Todesfälle. Die Zahl der mit oder an Corona Verstorbenen hat sich gegenüber den vierstelligen Tageswerten vom Januar damit halbiert, das ist die gute Nachricht. Doch die registrierten Fallzahlen, die zuletzt kontinuierlich gesunken waren, steigen jetzt wieder, je nach Kreis bzw. kreisfreier Stadt mehr oder minder deutlich.
- So hat der Kreis Unna zum heutigen Tag wieder die 70er-Marke überschritten (71,1).
- Die Nachbarn Märkischer Kreis und Hamm liegen wieder jenseits der 80 (83,3 und 82,8).
- Hagen ist mit Inzidenz 120,8 sogar wieder dunkelrot.
Was sagt das aber nun aus – abgesehen davon, dass sich zahlreiche Regionen und so auch der Kreis Unna immer weiter von der neuen Nenngröße „Inzidenz 35“ entfernen, nach der erst wieder weitere Lockerungen der Coronaschutzmaßnahmen erfolgen dürfen?
Der Südwestrundfunk (SWR) hat die Frage der Aussagekraft positiver Tests und Inzidenzen und der Wirkungskraft des Shutdowns im Bericht „So wirkt der Teil-Lockdown“ näher untersucht. So wird eingangs die Feststellung getroffen:
- „Belege über die Wirksamkeit der Beschränkungen aus dem Teil-Lockdown gibt es nicht. Die Datenerfassung der Fallzahlen lässt nur sehr eingeschränkt Rückschlüsse zu, welche Ansteckungen dadurch unterbunden wurden. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass ein verändertes Verhalten der Bevölkerung zu weniger Ansteckungen geführt hat. Anders ist die aktuelle Entwicklung der Fallzahlen nicht zu erklären. Und auch die Fallzahlenentwicklung in anderen Ländern zeigt, dass die Beschränkung von Kontakten, Ausgangssperren und ähnliche pauschale Lockdown-Maßnahmen wirksam den Anstieg von Neuinfektionen bremsen.“
So sanken die Zahlen im Vergleich zum steilen Anstieg im Oktober auch messbar. Allerdings merkt der Bericht an:
- „Darüber hinaus gibt es weitere Faktoren, die die Statistik der Positiv-Getesteten nun anders aussehen lassen als noch im Oktober. Seit Anfang November werden nicht mehr alle potentiell Infizierten getestet. Das bedeutet etwa, dass Hausärzte Patienten mit Husten oder anderen Atemwegserkrankungen nicht mehr auf Verdacht hin zum Coronavirus-Test schicken. Getestet wird nur noch, wer zum Beispiel einem medizinischen Beruf nachgeht oder direkten Kontakt zu einem Infizierten hatte. „Kontaktpersonen 1″, also Personen aus dem direkten Umfeld eines nachweislich Infizierten, die keine Krankheitsanzeichen für COVID-19 zeigen, erhalten auch keinen Test mehr. In diesem Fall sollen sich die Betroffenen lediglich zwei Wochen lang in Quarantäne begeben – ohne Test.“
Zudem sei die Statistik über die Corona-Tests auch im zehnten Monat der Pandemie in Deutschland unvollständig:
- „Die Gesundheitsbehörden dokumentieren nicht, wer wann aus welchem Grund getestet wird. Zu negativen Testergebnisse wird überhaupt keine Statistik geführt. Deshalb kann nur geschätzt werden, wie sich die Veränderung der Teststrategie und die Überlastung der Labore auswirkt. Deshalb ist ein direkter Zusammenhang zwischen Teil-Lockdown und langsamer steigenden Infektionszahlen im Moment anhand der vorliegenden Zahlen nicht zu belegen.“
Entscheidend bleibt, wie viele Menschen mit schwerem Covid-Verlauf ins Krankenhaus müssen. Derzeit sind das laut Robert Koch-Institut rund 4 Prozent aller positiv Getesteten. Zudem verweilen Coronapatienten häufig mehrere Wochen in der Klinik, was schnell zu einer Überlastung auf den speziell eingerichteten Stationen und auch den Intensivstationen führen könne.
Kann es sein, dass die Zahlen steigen, weil mehr getestet wird?
Kann es sein, dass geimpfte Personen Antikörper entwickeln und nun positiv sind?