Lunchtüten im Lockdown, damit Kinder nicht hungern müssen: Die Stadt Unna reagiert auf die Probleme, auf die jüngst die „Aktion für Kinder in Unna“ aufmerksam gemacht hat.
Der Shutdown treffe die ärmeren Kinder in besonderem Maße. Wir berichteten HIER.
„Im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets kann für Kinder aus Familien mit geringem Einkommen das gemeinschaftliche Mittagessen in Schule und Kitas finanziert werden“, erläutert die Stadtverwaltung dazu heute (29. 1.). Sie weiß: „Durch die coronabbedingte weitgehende Schließung der Einrichtungen sind diese Mittagessen häufig nicht möglich.“
Die Stadt Unna sucht deshalb in intensiven Gesprächen mit den Trägern der Offenen Ganztagsschule (OGS) und der Kitas nach Alternativen, um das Angebot aufrechtzuerhalten.
Ab Montag (01. Februar 2021) können jetzt Familien, deren Kinder in der OGS ein Mittagsessen nach dem Bildungs- und Teilhabepaket erhalten, wöchentlich eine Lebensmitteltüte in der jeweiligen Einrichtung abholen.
Die Eltern werden von den Trägern, dem Evangelischen Kirchenkreis und der Sozialpädagogischen Initiative (SPI), informiert. Diese Regelung gilt damit für 9 der insgesamt 10 OGS in Unna.
Für die von der Arbeiterwohlfahrt betriebenen OGS an der Friedrichsbornschule gibt es bereits seit dieser Woche die Möglichkeit einer Lunchtüte.
Die städtische Beigeordnete Kerstin Heidler betonte: „Unser Ziel ist es, die Mittagessenversorgung für Kinder, die aktuell kein Mittagessen in der Einrichtung bekommen, auch unter Corona-Bedingungen sicherzustellen. Diese Regelung war durch die Verlängerung des Lockdowns notwendig. Wir sind deshalb unseren OGS-Partnern dankbar, dass wir gemeinsam diesen pragmatischen und unbürokratischen Weg gefunden haben.“
Aktuell laufen die Gespräche mit den Kindergärten, um auch hier im Interesse der Kinder schnell zu Lösungen zu kommen. Die vom Evangelischen Kirchenkreis und der Sozialpädagogischen Initiative (SPI) betriebenen Kindertageseinrichtungen werden ebenfalls ab Montag ein solches Angebot bieten.
Die weiteren Kitas arbeiten an individuellen Lösungen.
Für Familien, die sonst das Mittagsessen in den Einrichtungen selbst zahlen, werden diese Beträge durch die Träger erstattet.
Freie Liste (FLU) interventierte ebenfalls:
Kinder, die an Hunger leiden – auch mitten in Unna. „Das ist aus städtischer Sicht nicht hinzunehmen“, kritisierte der Fraktionschef der Freien Liste Unna (FLU), Klaus Göldner. Er forderte Bürgermeister Dirk Wigant (CDU) in einem Antrag vorige Woche zum Handeln auf.
„Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
mit Schreiben vom 01. Mai 2020 thematisierte die FLU Fraktion in einer schriftlichen Anfrage die möglichen sozialen Auswirkungen der Corona Krise auf die Betreuung von Familien und Kindern in Unna. Neben der Frage nach einem Anstieg der häuslichen Gewalt wurde auch nach einer amtlichen Betreuung von „Problemfamilien“ bezüglich der möglichen Verwahrlosung von Kindern gefragt. Des Weiteren fragte die FLU nach „Meldeketten“ zur Erkennung regelungsbedürftiger Sachverhalte und eine eventuelle Verstärkung des städtischen Sozialbereiches durch temporäre personelle Unterstützung.
In einer am 14. Mai 2020 stattfindenden Sitzung des Rates wurde durch die Verwaltung mitgeteilt, in Unna seien im Hinblick auf die von der FLU aufgeworfenen Fragen keinerlei Probleme erkennbar. Sie, Herr Bürgermeister, untermauerten diese Bewertung, damals noch als Beigeordneter, mit der Ergänzung, dass es in Unna durch Corona tatsächlich keinerlei soziale Probleme gäbe und die Zahlen im Hinblick auf häusliche Gewalt sogar rückläufig seien.
Über die Tatsache, dass hungernde Kinder sicherlich ein soziales Problem darstellen, dürfte keinerlei Zweifel bestehen. Nun stellt der Verein „Aktion für Kinder in Unna“ fest, dass es in unserer Stadt anscheinend wohl doch erhebliche soziale Probleme im Zusammenhang mit der Corona Krise gibt. Durch entsprechende Presseberichte (Rundblick Unna am 17.01.) werden Zustände geschildert, die in dieser Form auch aus städtischer Sicht nicht hingenommen werden können.
Herr Bürgermeister, die FLU ersucht Sie um schnellstmögliche Prüfung der Angaben in den besagten Presseartikeln, um Stellungnahme und gegebenenfalls umgehende Abhilfe.“