„Private Weihnachtsfeiern sorgen für Ansteckungen“ – unter diesem Titel macht eine erste deutsche Stadt einen konkreten „Pandemietreiber“ an den zurückliegenden Feiertagen aus.
Es ist Erfurt. In der thüringischen Landeshauptstadt liegt die 7-Tages-Inzidenz an Neuansteckungen leicht über dem kritischen Bereich von 200 (ab hier beginnt der „Hotspot“).
Zum Vergleich: Der Kreis Unna weist laut dem Landesamt für Gesundheit und dem Robert-Koch-Institut zum heutigen Samstag, 9. Januar, eine (wieder gestiegene) Inzidenz von knapp 147 auf. Die tagesaktuellen Entwicklungen meldet das Kreisgesundheitsamt Unna bekanntlich an den Wochenenden nicht; die letzten Zahlen werden freitagmittags eingestellt, die ersten dann wieder am Montagnachmittag. Zusammen mit den dann entsprechenden Nachmeldungen von zweieinhalb Tagen.
Anders als die meisten anderen Gesundheitsämter informiert die Kreisbehörde Unna auch nicht über die Quellen der Neuansteckungen, was die Aussagekraft der Fallmeldungen entsprechend (noch weiter) schwächt. So gab es auch im neuen Jahr im Kreis Unna wieder fast täglich eine dreistellige Zahl gemeldeter Neuinfektionen, aber bis auf den Wohnort der Betroffenen wurde nichts weiter dazu mitgeteilt. Wo die Ansteckungsherde liegen, bleibt somit intransparent.
Hingegen nennt zum Bespiel die Nachbarstadt Dortmund täglich (inklusive an den Wochenenden) neben den Fallzahlen – soweit bekannt – die Quellen der Infektionen: So seien am heutigen Samstag, 9. Januar, 131 positive Testergebnisse hinzugekommen, meldet die Stadt auf Dortmund.de. „24 der neuen Fälle gehören zu 14 Familien.“
Was im Umkehrschluss natürlich bedeutet, dass nur ein Bruchteil der Infektionen auch in Dortmund noch nachvollzogen werden kann. NRW-weit war dies laut Gesundheitsministerium schon im Herbst nur noch bei ca. 25 Prozent aller Fälle möglich.
Die Erfurter Stadtverwaltung teilt in einer Pressemitteilung vom gestrigen Freitag hingegen mit:
„Am Morgen des 7. Januar meldete das Erfurter Gesundheitsamt 129 Corona-Neuinfektionen – neben dem 23. Dezember mit identischer Zahl der bisher höchste Wert seit Beginn der Pandemie in der Landeshauptstadt. 90 der 129 Fälle sind auf Ansteckungen im privaten Umfeld während der Weihnachtsfeiertage zurückzuführen.
,Jetzt passiert das, wovor die Fachleute immer gewarnt haben. Private Feiern und Zusammenkünfte sind die Treiber der Pandemie´ sagte Oberbürgermeister Andreas Bausewein mit Blick auf die Zahlen. ,Kontaktbeschränkungen, so hart sie auch für den Einzelnen sind, müssen sein und machen großen Sinn.´Mit Sorge schaut Bausewein nun auf die kommende Woche, wenn sich die Silvester-Infektionen in der Statistik niederschlagen werden.“
Ebenso wie in NRW gelten die ab dem 11. Januar verschärften Kontaktbeschränkungen (auf den eigenen Hausstand plus nur noch eine weitere Person – ausgenommen Kinder dieser Person) allerdings ausschließlich im öffentlichen Raum. Die Coronaschutzverordnung des Landes Thüringen enthält den gleichen Passus wie bisher alle Fassungen der Coronaschutzverordnung NRW:
„Öffentlicher Raum im Sinne dieser Verordnung sind alle Bereiche mit Ausnahme des nach Artikel 13 Abs. 1 des Grundgesetzes geschützten Bereichs.“