Unnaer Paar überstand Corona – „Uns ging es wochenlang sehr, sehr schlecht“

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Corona, Kontaktbeschränkungen - Symbolbild Pixabay

Jasmin aus Unna hat die Corona-Infektion überstanden. Ihre Frau, mit der sie zusammenlebt, erkrankte fast zeitgleich mit ihr.

Jasmin möchte uns ihre persönliche Erfahrung mit der Covid-19-Infektion schildern. Ihr voller Name und ihre Kontaktdaten sind der Redaktion bekannt. Die beiden Frauen sind 46 und 50 Jahre alt.

Jasmin berichtet:

„Meiner Frau ging es von einem Donnerstag auf Freitagnacht plötzlich sehr schlecht. Wir haben morgens beim Arzt angerufen und ihm die Symptome geschildert.

Der Arzt sagte, meine Frau sollte kommen und draußen vor der Praxis warten. Sie wurde dann alleine (als die Praxis leer war) reingeholt, und sie haben einen Abstrich gemacht.

Danach wieder nach Hause und sofort in häusliche Quarantäne begeben… Das einzige, was ich nicht verstand, dass man sagte, sie seien nicht befugt, auch bei mir direkt einen Test zu machen, da ich (noch) keine Symptome hätte. Aber das sei halt Anweisung!

Ich war ziemlich verwirrt und habe es dann mit meinem Arbeitgeber besprochen. Er sagte zum Glück, ich solle zu Hause bleiben und, wenn es mir Montag gut ginge, dann am Montag zur Arbeit kommen.

Samstag am frühen Abend kam dann der Anruf vom Gesundheitsamt – positiv. Einzige erste Kontaktperson: ich… die zweite Kontaktperson einee Arbeitskollegin (diese war aber zum Glück negativ).

Also weiter. Wir beide, wurde uns gesagt, wären nun bis auf Weiteres in häuslicher Quarantäne für zwei Wochen, keiner raus, keiner rein. Einkauf durch Nachbarn und Freunde (was auch gut geklappt hat) und den Müll auf dem Balkon gut verschlossen gelagert, um die Nachbarn zu schützen.

Am Dienstag sollte ich dann an einer Teststation in Unna auch zur Testung kommen. Gesagt, getan. Ich bekam am Testtag abends dann leider auch meine ersten Symptome und Donnerstag dann das Ergebnis… positiv 🥺.

Ich bekam dann auch direkt die Quarantäneverlängung.

Es ging uns beiden sehr schlecht und wir hatten beide große Angst. Sie lag in der oberen Etage unserer Wohnung, ich unten. Wir haben nach jedem Toilettengang alles desinfiziert, getrennt gegessen, alles für uns alleine bewältigt (soweit wir überhaupt in der Lage waren, etwas zu essen oder uns überhaupt zu bewegen).

Nach zwei Wochen ging es meiner Frau wieder etwas besser, und Ende der dritten Woche konnte sie dann ein bisschen von zu Hause aus arbeiten. Mit Pausen, denn ihr Körper hat einen ganzen Arbeitstag noch nicht wieder geschafft.

Mir ging es immer noch schlecht, und ich war drei Wochen in Quarantäne. Noch nach über vier Wochen fühlte ich mich erschöpft, hatte Schmerzen usw. Zwar waren die typischen Symptome weg, aber da ich vorerkrankt bin, musste der Körper wohl schwer kämpfen.

Über vier Wochen hatten wir getrennte Zimmer, die Angst war einfach zu groß, dass ich sie wieder anstecke.

Ich bin immer noch zu Hause, weil ich den Tag nicht durchstehe. Ich fühle mich irgendwie wirr im Kopf. Das ist aber auch bei Ihr manchmal noch so. Viel Kopfschmerzen, und irgendwie fühlt es sich an, als wäre alles dumpf… und diese Müdikeit. Es sind auch noch viele andere Folgen der Erkrankung, die vielleicht nicht alle haben, bei mir ist es leider so.

Wer weiß, was noch kommt, denke ich manchmal. Unsere Ärztin und das Gesundheitsamt haben sich aber gut gekümmert und zwischendurch angerufen, ob alles in Ordnung ist…

Und für die, die meinen, man muss sich nicht an Quarantäne halten! Sie haben jemanden geschickt, der kontrolliert hat, ob wir uns an die Quarantäneverordnung halten. Er hat unten geklingelt, und wir mussten uns beide am Fenster zu erkennen geben – und das finde ich richtig! Weil wir uns an alles halten, weil wir schon seit Anfang der Pandemie unsere Freunde und Familie auf Abstand halten und nur das Nötigste einkaufen und arbeiten gehen, haben wir es zumindest geschafft, niemanden anderen anzustecken, und das ist gut!

Wo wir uns selbst angesteckt haben? Keine Ahnung. Einkaufswagen, vielleicht an jemandem vorbeigelaufen, der selbst keine Symptome hatte, aber andere angesteckt hat, weil er vielleicht die Maske unter der Nase getragen hat oder sonstiges… wir wissen es nicht.

Ich wollte nur mal auch DANKE sagen, an unsere Ärztin und das Gesundheitsamt und alle anderen, die alles Menschenmögliche tun, aber total überfordert sind – und das ist nicht Ihre Schuld! Und bevor man über sie schimpft, sollte man sich vielleicht auch mal Gedanken machen, dass wir alle etwas tun können, dass sich das bessert! Zu Hause bleiben, wenn es nicht nötig ist, das Haus zu verlassen, auf Feiern verzichten und vor allem diese Maske, die anderen das Leben retten kann, richtig zu tragen, denn das Virus unterscheidet nicht, wie voll die Stadt oder der Ort ist, wo er sich aufhält, sondern dieses Virus sucht nur, wo es neu andocken kann.

Danke.

Jasmin G.-H. aus Unna

2 KOMMENTARE

  1. Den beiden vielen Dank für die Offenheit, weiterhin gute Besserung und dass die Nachfolgeschäden letztlich gänzlich verschwinden.
    Vor allem dass auch noch einmal deutlich gemacht wurde das trotz aller eigenen getroffenen Vorsichtsmaßnahmen SARS-CoV-2 sie doch erreicht hat.
    Danke auch an die Redaktion die endlich mal solche Schilderungen öffentlich macht.
    Zu berichten gäbe es genug.
    Auch in unmittelbarer Nachbarschaft haben sich vor Wochen auf einer Feier alle Familienmitglieder angesteckt. Fast alle hatte nur geringe Symptome , 2 jedoch davon liegen Im KH, einer seit 12 Wochen auf Intensiv, künstlich beatmet und ins künstliche Koma versetzt.
    Aber für viele scheint ja das Thema noch zu weit weg.
    Dass es sie selbst morgen erwischen könnte scheint offensichtlich doch eher unwahrscheinlich. Anders ist das Verhalten vieler wohl nicht zu erklären.
    Während die Fußgängerzone in Unna fast ausgestorben, die Händler Däumchen drehen ist alle Vorsicht in den Supermärkten vergessen. Natürlich muss man Schulter an Schulter ebenfalls in die Schütte mit den Paprikas greifen, könnten ja gleich keine mehr da sein weil ich alle 47 gleichzeitig aufkaufe.
    Auch im Baumarkt Zollpost, macht es Freude im Gang 16 eine Schraubenauswahl zu treffen und Schrauben und Muttern abzuwiegen. Habe selten so engen Kontakt mit mitteilungsfreudigen Menschen gehabt.
    Insofern, vielleicht bringen solche Berichte von Betroffenen den ein oder anderen zum Nachdenken, allein……

    • Danke für das Dankeschön, Herr Gremling, dass wir einen solchen Fall erst jetzt („endlich“) öffentlich machen, liegt lediglich daran, dass erst jetzt eine Betroffenen mit ihrer Schilderung auf uns zugekommen ist. Immer gerne solche eigenen Erfahrungsberichte.

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