Eine „Mindestausstattung der Unterkünfte für Geflüchtete“ hat die SPD Bönen bei der Gemeindeverwaltung beantragt. Der Hintergrund: Schon seit längerer Zeit klagen Ehrenamtliche des Vereins „Zuflucht.Boenen e.V.“ über verdreckte Sanitäranlagen, defekte Steckdosen, mangelnde Hygiene in den Einrichtungen.
Jetzt greift der WDR das Thema auf: „Offenbar ist der Hausmeister der Unterkunft mit der Situation überfordert“, berichtet der Sender.
Die Gemeinde hatte die Vorwürfe zunächst zurückgewiesen. Die Bewohner selbst seien für die Zustände in der Unterkunft verantwortlich, in der neben Geflüchteten auch Obdachlose untergebracht sind.
„Einzelne Bewohner würden Gemeinschaftseinrichtungen wie Toiletten und Küchen durch unsachgemäße Nutzung zerstören“, zitiert der Sender die Position der Bönener Verwaltung. Die Flüchtlingshelfer hingegen vertreten den Standpunkt, es fehle an den grundlegenden Strukturen. „Aufräumdienste und Putzpläne sollen etabliert werden.“
Der WDR zitiert in seinem Bericht einen jungen Flüchtling aus Guinea, der „in der Unterkunft sehr unglücklich“ sei und „eigentlich nur noch weg“ wolle. Er versuche seit 3 Jahren, sich zu integrieren, arbeite derzeit bei einem Fruchthandel in Hamm. Ein Umzug dorthin ist jedoch schwierig, weil sein Asylverfahren noch läuft.
Dem Hausmeister soll jetzt ein Sozialarbeiter zur Seite gestellt werden.
Mindeststandards für Notunterkünfte generell – das will die Bönener SPD:
„Der Rat der Gemeinde Bönen möge die Verwaltung der Gemeinde beauftragen, die im Antrag aufgelisteten Mindeststandards für „Notunterkünfte“ umzusetzen.
Begründung:
Die Unterkünfte, in denen die Verwaltung Flüchtlinge unterbringt, werden auch als Übergangseinrichtungen oder Notunterkünfte bezeichnet. Jedoch macht die Realität klar, dass die hier untergebrachten Asylbewerber oft über Jahre in diesen Einrichtungen verweilen, anders als die Bezeichnung vermuten lässt.
Auch im Rahmen des Integrationsauftrages der Gemeinde Bönen sollte es im Allgemeinen Interesse sein, einen Standard zu beschließen, der das Wohlbefinden der Bewohner sichert. Unzufriedenheit und soziale Ungleichheit führen zu Neid und Missgunst und sind bekanntlich integrationshinderlich.
„Ziel der Mindeststandards zum Schutz von geflüchteten Menschen in Flüchtlingsunterkünften ist die Sicherstellung von Schutz und Unterstützung für alle geflüchteten Menschen in diesen Unterkünften. Alle Geflüchteten haben Anspruch auf Schutz von Leben, Gesundheit, freie Entfaltung der Persönlichkeit und Schutz der Menschenwürde“, so legt es das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fest.
Daraus ergibt sich in Verbindung mit dem Sozialstaatsprinzip des GG ein Regelungs- und Gestaltungsauftrag für die Politik. Es ist also das Ziel, dass die Grundlage für ein menschenwürdiges Dasein gesichert wird. Anlehnend an das bestehende Existenzminimum in Deutschland (HarzIV-Grundlagen) sollten folgende Ausstattungsgegenstände mindestens im Standard in den Wohneinheiten zur Verfügung stehen:
Allgemeine Ausstattung der Gebäude:
- Haustür schließbar (Schutzauftrag der Kommune)
- Sichere, abschließbare Wohneinheiten
- Briefkästen (Wahrung des Postgeheimnisses und Entlastung der Verwaltung, da im Moment noch persönlich)
- Reinigung der Gemeinschaftsbereiche (Flur, Gemeinschaftsküchen, Gemeinschaftssanitär) nach einem Hygienekonzept
- Rasen, Gartenpflege im Außenbereich
- Ansprechpartner im Notfall (Wochenende Stromausfall)
- Zimmertüren durch Wohnungstüren ersetzen
- Fenster mit Vorhängen ausstatten. Frauen und Kinder sollten insbesondere geschützt werden (Schutzauftrag)
- alle Räume mit Lampen und Rauchmeldern versehen
- Satelliten-/Telefonanschlüsse in den Wohnräumen
- Internet-Anschluss (WLAN) für alle Geflüchteten installiert und unterhalten.
Küche:
- Küchenmöbel (Schränke zur Aufbewahrung)
- Arbeits- und Abstellbereich/Regale
- Spülbecken mit seitlicher Ablage
- Kühlschrank mit mindestens einem Gefrierfach
- Herd mit 4 Kochplatten und Backofen
- Dunstabzug
- Wasserkocher
- Töpfe und Pfannen
- Kochlöffel, Messer
- Geschirr und Besteck
- Gläser und Tassen
- Geschirrtücher
- Geruchsverschließbarer Abfalleimer und Entsorgungsboxen zur Mülltrennung
Schlaf- und Wohnraum:
- Eigenes Bett inklusive Lattenrost, Matratze, Decke, Kissen und (Wechsel-)Bettwäsche
- Ausreichend großer Tisch mit Stühlen (Anzahl hängt von Bewohnerzahl ab)
- Sofa oder Sessel
- Verdunkelungsvorhang
Badezimmer/Wasch- und Duschräume:
- Badezimmerschrank
- Spiegel und Ablagefläche
- Steckdose
- Verschließbarer Mülleimer
- Haken für Handtücher
Hygieneartikel:
- Waschmaschine/Trockner
- Staubsauger
- Handtücher
- Wäschespinne/Wäscheständer/Möglichkeit Wäsche zu trocknen
Aufbewahrung
- Kleiderschrank oder Kommode
- Regal
Weitere technische Geräte/Anschlüsse:
- Fernsehanschluss
- Lampen
- Bügeleisen und Bügelbrett
Mit Kindern:
- Baby-/Kinderbetten inklusive Oberbetten/Kissen und Bettwäsche
- Kinderwagen
- Wickelkommode
- Bademöglichkeit
- Hochstuhl
Mit Schulkindern:
- Schreibtisch und Stuhl
Außenanlage:
- Die Außenanlagen sollten nachfolgende Flächen und Gestaltung beinhalten:
- 1 zentraler Müllplatz (Mülltrennung) einschließlich Sammelplatz für Sperrmüll mit Umzäunung
- Spiel- / zentrale Freifläche und Kommunikationsplatz mit robusten (Stein-)Möbeln
- Außenspielflächen / Spielplätzen auszustatten, sofern im näheren Wohnumfeld keine bedarfsgerechten Angebote vorhanden sind
- Oberflächenbefestigung: Zugang zu den Häusern, Müll- und Sperrgutfläche gepflastert sonst Rasenflächen
- Gute Beleuchtung und sichere Wegführung
- ausreichend Parkplätze gem. BauO NW
- Fahrradstellplätze
BETREUUNGSGRUNDLAGEN
Begleitung und Unterstützung durch Sozialarbeiter*innen, (Kooperation mit Ehrenamtlichen/ – Initiativen/ Vernetzung und Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure und Angebote
Unterstützung:
- in der neuen Lebenssituation (Informationen über die Lebensbedingungen und Lebensgewohnheiten in Deutschland)
- bei der Suche nach Sprach- und/oder Integrationskursen (oder Alternativen)
- bei der Einschulung, Kindergartenplatzsuche, Beteiligung an Eltern-Kind-Gruppen
- bei der Organisation des täglichen Lebens (Einhalten der Hausordnung, Mülltrennung, Energiesparmöglichkeiten, Reinigung usw.)
- zur Entwicklung der Eigenverantwortlichkeit
- bei der Gestaltung des Zusammenlebens
- bei der Erkennung, Vermeidung und/oder Bewältigung von Konfliktsituationen
- bei der Suche einer angemessenen Wohnung
Betreuung und Unterstützung bei Bedarf:
- Arbeitsplatzsuche
- Bei behördlichen Angelegenheiten ( Formulare, Anträge, Bescheide, u.U. Begleitung)
Personelle Besetzung mit pädagogischen und sozialarbeiterischen Fachkräften
(durch die Kommune oder Wohlfahrtsverbände/Subsidiaritätsprinzip)
Einbeziehung von Ehrenamtlichen
Durch das KOMM-AN NRW Programm werden Ehrenamtliche, die in den Kommunen in Initiativen tätig sind, unterstützt. Die Gelder werden über die, durch die Dezernentinnen und Dezernenten benannten, kommunalen Verantwortlichen an die Initiativen weitergeleitet.
Auch inhaltlich ist eine gemeinsame „Arbeit“ vorgesehen. Ehrenamtliche gehören mit zum Betreuungskreis, der sich aus Kommune, Wohlfahrtsverbänden und weiteren Aktiven zusammensetzt, die bei der Unterstützung, Begleitung und Beratung der Geflüchteten tätig sind.
REGELMÄSSIGE SCHULUNGEN
- Mitarbeiter*innen und ehrenamtlich tätige Personen sensibilisieren, schulen, einarbeiten und weiterbilden
- Supervisionen und/oder andere Austauschmöglichkeiten ermöglichen
- Bestandteil der Präventionsarbeit: erkennen von und handeln in Gewaltsituationen (psychisch/physisch)
BESCHWERDEMÖGLICHKEITEN
(ist nicht einfach umzusetzen, da Geflüchtete sich nicht in einem gesicherten Status befinden und Beschwerden oftmals aus Angst vor negativen Folgen verschweigen)
- Jeder hat das Recht sich zu beschweren und seine Meinung zu äußern
- Sprachliche Barrieren abbauen (Sprachmittler*innen)
- Angst nehmen, Probleme, Schwierigkeiten und/oder Beschwerden zu äußern
- Unabhängige Beschwerdestelle à Wahrung der Anonymität
- Barrierefreier Zugang
- Niederschwelliges Angebot schaffen
Für die SPD Fraktion im Rat der Gemeinde Bönen
Dirk Lampersbach, Fraktionsvorsitzender“
Quelle: SPD Bönen
Ich glaube nicht an einen Einzelfall. Berufsbedingt habe ich selber einige Asylheime kennengelernt. Nach einer Komplettrenovierung wurde die Unterkunft bezogen,nach 4 Wochen mußten wir nochmal rein und vieles nachrenovieren,es sah aus als hätten wir vorher nichts getan. Alle Geräte ,Möbel sind zum Erstbezug neu reingekommen,nach kurzer Zeit sah es aus als wenn eine Bombe eingeschlagen hätte.
Es kam täglich der Putzdienst/Toilettendienst und Catering gab es auch.
Ein befreundeter Sanitärfachmann türkischer Herkunft fluchte immer über die Toiletten in einem anderen Asylheim,1x die Woche mußte er hin weil die Toiletten verstopft gewesen sind.Er hat nur jedesmal den Wasserspüler betätigt und dann war es wieder gut gewesen.
Tja,wenn die Bewohner ihr Geschäft absolvieren ohne zu spülen und das mehrfach hintereinander,dann passiert sowas.1x ist der tägliche Putzdienst sowas von sauer geworden und hat seinem Unmut mal Luft gemacht,gebracht hat es jedoch nichts.
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr …
[…] Im Hauptausschuss am heutigen Donnerstag geht es erneut um das Thema: Dort steht der Antrag der SPD auf der Tagesordnung, die einheitliche Standards für die Flüchtlingsunterkünfte der Gemeinde … […]