Die Eier wurden ihren Eltern listig aus dem Nest geklaut, sodann ging´s in die Brutmaschine. Am 31. März und 2. April schlüpften im Dortmunder Zoo zwei Rabengeier-Küken – und wurden liebevoll per Hand von ihren Tierpfleger/innen aufgezogen. Nun sind die kleinen Rabengeier in die Adlerwarte Berlebeck in Detmold umgezogen.
Wieso denn eigentlich der Aufwand und der Eierdiebstahl?
Das Rabengeierpaar hatte in der Vergangenheit mehrfach seine Eier beschädigt. Somit entschloss sich der Zoo, diesmal auf Nummer sicher zu gehen.
Der Diebstahl der Eier – Plastikeier untergejubelt:
Dem Rabengeier-Paar die Eier zu entwenden, gestaltete sich recht einfach, denn Rabengeier bauen keine Nester, sondern legen ihre Eier direkt auf den Boden oder einen Felsvorsprung. Sie verteidigen ihre Gelege nicht besonders stark und entfernen sich zwischenzeitig von diesem. Dabei verlassen sie sich scheinbar auf den fauligen Aasgeruch als Abschreckung, der ihren Brutstellen meist entweicht.
Dennoch scheinen durch Raubtiere geplünderte Nester ein Hauptgrund für misslungene Bruten bei diesen Vögeln zu sein. Um das Vogelpaar nicht durch den Eier-Diebstahl zu frustrieren und ihm die Möglichkeit zu geben, trotzdem zu brüten, wurden die echten Eier gegen zwei Kunsteier ausgetauscht und später entfernt, nachdem das Gelege aufgegeben wurde. Dies ist auch nicht unbedingt ungewöhnlich für das Paar, bei dem sich beide Elternteile an der Brut beteiligen, da Vögel auch gelegentlich unbefruchtete Eier legen.
Aufzucht der Küken – Fleisch direkt in den Schnabel:
Fünfmal pro Tag bekamen die jungen Rabengeier u.a. Fleisch von Hühnern, Mäusen und Rindern mit einer Pinzette direkt in die Schnäbel gelegt. Üblicherweise übernehmen dies die Elternvögel, die zunächst vorverdaute Nahrung aus dem Kropf, einer Aussackung der Speiseröhre am Hals, direkt in die Schnäbel ihrer Jungvögel würgen. Dadurch ist die vorverdaute Nahrung bereits mit Verdauungsenzymen versehen, die die Verdauung der Nahrung bei ihrem Nachwuchs einleiten. Damit die beiden Dortmunder Junggeier keine Verdauungsschwierigkeiten bekommen, legten die Tierpfleger*innen das Fleisch vor der Fütterung für einige Minuten in ein in Wasser aufgelöstes Gemisch, welches das Verdauungsenzym Pepsin enthält und bei Wirbeltieren für den Abbau von mit der Nahrung aufgenommenen Proteinen zuständig ist.
Umzug in die Adlerwarte Berlebeck
In den letzten Wochen wuchsen die beiden Küken ordentlich heran und sind nun in die Adlerwarte Berlebeck in Detmold umgezogen, wo das auf Greifvögel spezialisierte Team um den Falkner Klaus Hansen die weitere Aufzucht der Jungvögel übernimmt. Dort sollen die beiden Rabengeier zunächst etwa zwei Jahre lang mit anderen jungen Neu- und Altweltgeiern in einem Geschwisterverband aufwachsen. Dabei werden sie als Botschafter auch auf die von der Adlerwarte Berlebeck intensiv unterstützte Auffang- und Zuchtstation für Greifvögel im „Parque Condor“ in Ecuador aufmerksam machen, wo unter anderem Andenkondore und Harpyien aufgenommen und gezüchtet werden für eine spätere Auswilderung.
Text und Fotos: Zoo Dortmund / Marcel Stawinoga