„Guten Morgen, liebes Team. Es gibt eine Herzensangelegenheit, in der ich mich melde.“
So schrieb uns vor einigen Tagen eine Leserin aus dem Kreis Unna an. Ihr Thema: Die Folgen eines Wohnungseinbruchs in der eigenen Familie.
Die Schwester der Leserin wurden vor einigen Wochen Opfer eines schlimmen Einbruchs mit Verwüstung.
Mutter und Tochter waren wenige Gehminuten von ihrer Wohnung entfernt zu einer fröhlichen Feier eingeladen. In dieser Zeit brachen Kriminelle in ihr Zuhause ein und richteten pure Verwüstung in allen Räumen an.
Nichtsahnend kehrten die Sechsjährige und ihre Mutter abends nach Hause zurück – da erwartete sie dieser schreckliche Anblick.
Kriminalpolizei und Seelsorge waren vor Ort.
Beide, Mutter wie Kind, fühlen sich aber jetzt in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr sicher. So groß ist die Furcht, dass sich die 35-Jährige jetzt nach einer neuen Wohnung umsieht – was in diesen Zeiten mehr als schwierig ist.
Tatsächlich wissen Opferschutzbeauftragte von Polizei und Fachberatungsstellen von den erheblichen und oft unterschätzten seelischen Folgen, die ein Einbruch in den privaten Schutz- und Rückzugsraum nach sich ziehen kann.
Auch wenn die Täter keine Beute machen und sich der rein materielle Schaden sich in Grenzen hält, sind Einbrüche in den privaten Rückzugsraum für sehr viele Betroffene extreme Ereignisse mit bedrohlichem Charakter für Leib und Leben.
Gerade auch Einbrüche mit Verwüstungen können einen Schock bei den Betroffenen auslösen.
Neben den akuten Auswirkungen treten massive psychische Reaktionen oft auch verspätet auf, wissen Opferschutzexperten: Dazu zählt auch die Entwicklung einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Betroffene erleben Angstgefühle, Schutzlosigkeit und Kontrollverlust. Markante Symptome sind das Gefühl des Wiedererlebens durch belastende Erinnerungen, Rückblenden und Albträume. Aber auch Vermeidungsstrategien wie Gleichgültigkeit, Teilnahmslosigkeit oder Abstumpfung gehen damit einher.
Nicht zuletzt deuten körperliche Überreaktionen wie Schlafstörungen, Schreckhaftigkeit oder erhöhte Wachsamkeit auf eine PTBS hin. Das Vertrauen in sich selbst und andere ist nachhaltig gestört, auch mit Schuldgefühlen müssen Betroffene häufig kämpfen.
Nicht selten ist eine professionelle ambulante Betreuung durch einen ausgebildeten Psychiater angeraten, um die Kontrolle über Erinnerungsschübe zu erhalten, körperliche Begleitsymptome abzubauen und das Geschehnis als Teil der Lebensgeschichte zu akzeptieren.