Zum 1. August 2024 werden die Nicolaischule und die Falkschule in der Unnaer Stadtmitte auf dem Papier Geschichte sein. Die beiden Innenstadtgrundschulen verschmelzen zur „städtischen Gemeinschaftsgrundschule“ mit künftigem Sitz im Unnaer Süden – Hertinger Tor/Brockhausstraße – unabhängig davon, dass der dreizügige Schulneubau zum 1. 8. kommenden Jahres längst noch nicht fertig ist.
Dem Beschluss der Politik, die beiden Grundschulen formal zur Gemeinschaftsgrundschule zu verschmelzen, soll noch ein Namenswettbewerb für die neue Schule folgen. So steht es in einer umfangreichen Vorlage der Stadt, die am Donnerstag den Haupt- und Finanzausschuss passierte.
Wie berichtet, starteten vor ca. anderthalb Monaten die Bauarbeiten auf dem Gelände im Süden Unnas. Geplant sind neben der dreizügigen Grundschule eine vierzügige Kita und ein kleines Wohngebiet.
Die Gesamtkosten für den neuen „Bildungsstandort“ sind inzwischen von ehemals 21 Mio. auf 38 Millionen Euro gestiegen.
Im Hauptausschuss ging es am Donnerstag erneut um das Thema Verkehr. Die künftige Verkehrslösung für diesen neuen Bildungs- und Wohnstandort ist weiterhin nicht durchgeplant, ergo erhob sich abermals die Sorge vor Belastungen und Gefahren insbesondere durch elterliche Hol- und Bringverkehre.
Zwar betonte Bürgermeister Wigant, dass man schon gut darauf achten werde, dass die Eltern nicht direkt vor der Schule parkten. Doch bei den Grünen blieben einige Zweifel bestehen, ob die dafür reservierten Bring- und Abholzonen im Umfeld der neuen Schule und der Kita ihren Zweck korrekt erfüllen werden.
Ratsherr Werner Wülfing brachte daher einen schon mehrmals andiskutierten Vorschlag gegen das befürchtete Verkehrschaos zur Sprache: Man solle ernsthaft erwägen, die Brockhausstraße zur Fahrradstraße umzuwidmen.
Auf einer solchen Straße, wie sie zuletzt im Bornekamp eingerichtet wurde, haben Radfahrer Vorrang, dürfen auch zu mehreren nebeneinander fahren. Motorisierter Verkehr kann zugelassen werden, muss sich aber mit höchstens 30 km/h bescheiden und wird als nachrangig betrachtet.
Am „Bildungsstandort Hertinger Tor“ im Unnaer Süden rollen seit einigen Wochen die Bagger für eine neue 4zügige Kita und eine 3zügige Grundschule. Dem Bericht über dieses Bauprojekt auf der städtischen Website ist zu entnehmen, dass die Gesamtkosten inklusive Verkehrsplanung von ursprünglich 21 Millionen auf mittlerweile schon rund 38 Millionen Euro geklettert sind – weitere Steigerungen seien nicht auszuschließen.
Auf Unna.de hat die Stadt Fragen und Antworten zu dem Millionenprojekt zusammengestellt.
Wie hoch sind die Kosten aktuell?
Die Kreisstadt Unna baut an der Brockhausstraße
- eine dreizügige Grundschule (als Ersatz für Falk- und Nicolaischule)
- eine Sporthalle
- eine Kindertagesstätte.
Im Haushaltsplan 2023 ist hierfür ein Investitionsvolumen von derzeit insgesamt 34,3 Mio. Euro eingeplant. Vor dem Hintergrund der allgemeinen Preisentwicklung könne eine (weitere) Kostensteigerung nicht ausgeschlossen werden. „Näheres werden die kommenden Ausschreibungsergebnisse zeigen.“
Sind in diesen Kosten auch die Kosten einer neuen Verkehrsplanung enthalten?
Nein. Diese Kosten sind als einzelner Posten im Haushaltsplan vorgesehen. Für die Erneuerung der Brockhausstraße und den Anschluss an die Hertinger Straße sind im aktuellen Haushaltsplan 2023 auf Grundlage früherer Kostenschätzungen Investitionen mit einem Gesamtvolumen von 3,5 Mio. Euro eingeplant.
Wenn nein, was wird die Verkehrsplanung in dem Bereich noch zusätzlich kosten?
Wie bei den Gebäudekosten kann auch hier vor dem Hintergrund der allgemeinen Preisentwicklung eine Kostensteigerung nicht ausgeschlossen werden. Näheres werden hier ebenfalls die kommenden Ausschreibungsergebnisse zeigen.
Warum sind die Kosten seit Beginn der Planung so gestiegen?
Das hat mehrere verschiedene Gründe: Die Kosten auf dem Baumarkt sind explodiert; gleichzeitig wurde die Planung des Baus seit Planungsbeginn präzisiert; man hat also grobe Planungen weiter ausgearbeitet und damit auch konkretere Kostenschätzungen erhalten.
Wie in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens zu beobachten, gibt es darüber hinaus auch im Baubereich seit einiger Zeit Lieferschwierigkeiten bei vielen Materialien. Die Corona-Pandemie und der Angriffskrieg auf die Ukraine haben zusätzlich Einfluss; insbesondere die rasant steigenden Energiepreise und die allgemeine Inflation.
Werden die Kosten noch weiter steigen?
Auch hier kann vor dem Hintergrund der allgemeinen Preisentwicklung eine Kostensteigerung nicht ausgeschlossen werden. Näheres werden hier ebenfalls die kommenden Ausschreibungsergebnisse zeigen.
Wie finanziert die Stadt Unna diese Kosten?
Für den Bau von Gebäuden wie Schulen und Kindertagesstätten können Städte in Deutschland Fördergelder von ihrem jeweiligen Bundesland oder vom Bund erhalten.
Konkret bedeutet dies, dass sie einen Teil des Geldes, das sie für den Bau benötigen, vom Land oder Bund bekommen können. Dafür müssen sie einen entsprechenden Antrag beim Land oder Bund stellen. Für den Bildungsstandort am Hertinger Tor macht die Kreisstadt Unna genau das und beantragt für die Finanzierung der Hoch- und Tiefbaumaßnahmen rund 7 Millionen Euro Fördermittel.
Dennoch bleibt natürlich eine Summe übrig, die die Kreisstadt Unna selbst bezahlen muss. Das Geld dafür leiht sie sich im Rahmen eines Kredits – im Grunde so, wie jemand privat einen Kredit aufnimmt, um ein Haus zu bauen.
Diese Möglichkeit, Kredite für die Investitionen in den Bildungsstandort am Hertinger Tor aufzunehmen, ist im aktuellen Haushalt 2023 der Kreisstadt Unna vorgesehen.
Müssen dafür die Steuern erhöht werden?
Nein, dafür müssen keine Steuern erhöht werden. Der aktuelle Haushaltsplan 2023 sieht grundsätzlich keine Steuererhöhungen vor.
Der Neubau einer Grundschule ist tatsächlich sogar günstiger, als wenn die beiden vorhandenen Schulgebäude der Falk- und Nicolaischule, die ja von dem Neubau am Hertinger Tor abgelöst werden, saniert würden. Die beiden Schulgebäude sind nämlich sehr alt und sanierungsbedürftig – sie auf den neuesten Stand zu bringen, würde deutlich mehr Geld kosten als beide Schulen am Hertinger Tor mit einem Gebäude neu zu bauen.
Warum wird die Schule „nur“ dreizügig geplant?
Im Rahmen der Planungen für den neuen Bildungscampus am Hertinger Tor wurden die Entwicklung der Schulanmeldungen sowie die Geburtenzahlen in Unna intensiv analysiert.
Laut den Prognosen aus dem Jahr 2018/19 wurde ab dem Jahr 2024 ein Rückgang der Schülerzahlen gesehen und damit eine maximale Dreizügigkeit der beiden Innenstadtschulen Falk- und Nicolaischule.
In den Prognosen wurden dabei nicht nur die zu diesem Zeitpunkt bereits tatsächlich geborenen Kinder berücksichtigt, sondern auch der Blick auf die Zahl der potenziellen Mütter gerichtet.
Diese Zahl sinkt in den kommenden zehn Jahren deutlich, was erwarten lässt, dass auch die Zahl der Einschulungskinder mittelfristig abnehmen wird. Darüber hinaus muss in Planungen für die Zügigkeit einer Schule immer auch berücksichtigt werden, dass dies Auswirkungen auf benachbarte Schulen haben kann.
Das heißt: Bietet man an der neuen Innenstadtgrundschule mehr Eingangsklassen an, darf dies nicht dazu führen, dass benachbarte Schulen dadurch Nachteile durch sinkende Anmeldezahlen haben.
Wann werden die ersten Kinder in die neue Schule gehen können?
Geplant ist, dass die Gebäude im Frühjahr 2025 fertig gebaut sind – vorbehaltlich aller unplanbaren Ereignisse, die einen Bau verzögern können.
Dann wäre das Schuljahr 2025/26 das erste Schuljahr, in dem Kinder die neue Schule besuchen können. Das bedeutet, dass die Schulanfänger und Schulanfängerinnen zum Schuljahr 2024/2025 wahrscheinlich erstmalig für die neue Grundschule angemeldet werden können.
Der Schulbetrieb würde zunächst weiterhin an den beiden Standorten der Nicolaischule und der Falkschule stattfinden. Der Umzug in das neue Gebäude an der Brockhausstraße erfolgt dann frühestmöglich nach Bezugsfertigkeit.
Wann werden die ersten Kinder in die neue Kita gehen können?
Geplant ist, dass die Gebäude im Frühjahr 2025 fertig gebaut sind – vorbehaltlich aller unplanbaren Ereignisse, die einen Bau verzögern können. Gemeinsam mit dem Träger der Kita ist daher aktuell geplant, zum Kindergartenjahr 2025/ 26 zu starten. Ein neues Kindergartenjahr beginnt immer zum 01.08. eines Jahres.
Wie ist die Verkehrssituation rund um die neue Schule/Kita geplant?
Die gesamte Verkehrssituation rund um den Bildungsstandort am Hertinger Tor wird noch im Detail geplant. Hier wird insbesondere die Sicherheit der Schul- und Kindergartenkinder im Fokus stehen.“
Sehr weit gedacht von W. Wülfing die Brockhausstraße zur Fahrradstraße zu machen. Und auf der Hertingerstraße und Ziegelstraße tragen die Kinder die Räder auf dem Rücken bis zur Fahrradstraße.
Das gesamte Verkehrskonzept ist bisher nicht überbedacht. Die zu enge Hertingerstraße erlaubt keinen Radweg, die B1 ist aus dem Süden kommend zu queren.
Es wurde in unzähligen Kommentaren auf diesem Unsinn dort eine Schule zu errichten hingewiesen, allerdings von Politik und Verwaltung arrogant ignoriert.
Des Weiteren wurde das Objekt im Vorfeld künstlich klein gerechnet damit es durch den Rat laufen konnte.