Für eine zügige Verkehrswende, wie sie sich die Ampel in Berlin und auch die Grünen in Unna auf die Fahnen geschrieben haben, sehen Letztere derzeit schwarz.
„Unna auf dem Abstellgleis“ titelt die Partei, deren Fraktion im Rat eine Abstimmungsmehrheit mit der CDU bildet, nach ihrer jüngsten Veranstaltung „Öffentlicher Verkehr“.
Da hörte die 13-köpfige Runde am Montag voriger Woche „wenig hoffnungsfrohe Botschaften“, resümiert der Alt-Grüne Hermann Strahl in seiner Zusammenfassung.
Den aktuellen Planungsstand für Bahn- und Busverkehr in und nach Unna referierten Anke Schneider, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen Kreistagsfraktion und Grüne Fraktionsvorsitzende im Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe, und Oliver Stieglitz, langjähriger pro-bahn-NRW-Sprecher und Dortmunder Ratsmitglied.
Hier Stichworte:
- S4 von Unna über Königsborn nach Dortmund: Der Viertelstundentakt im Ruhrgebiet bedient die S4 in Unnas Bahnhof nur noch alle 30 statt alle 20 Minuten. Königsborn ist nur eingleisig angebunden, da geht nicht mehr.
- RB59 (Hellwegbahn) von Soest über Unna und Howi nach Dortmund: Ab Mitte 23 wird der Kopfbahnhof in Dortmund modernisiert. Bis Anfang 2025 fährt nur jeder zweite Zug bis DO-Hbf, der andere nur bis nach Hörde.
- RE11 (zügiger Zug Düsseldorf-Kassel): fährt nur noch bis zum 15. 4. über Unna, dann wieder über Kamen.
- Hönnetalbahn via Fröndenberg: wird, wenn in Jahresfrist die Dachsbauschäden beseitigt sind, auf zu ertüchtigendes Gleis 20 geleitet, weil Platz geschaffen werden muss für die Durchfahrt des ICE-Sprinters.
- ICE-Anschluss: weiterhin auf keinen Fall in Sicht. Auch etwas mehr als der eine IC Frankfurt-Norddeich ist nicht geplant.
„Große Gefahr für die Verkehrswende: kein Personal, keine Gleise, neue Zugangebote werden teuer. Dass immer mehr Züge wegen Erkrankungen ausfallen, ist für Berufspendler Berufsrisiko.“
Nur beim Fernverkehr gibt es absehbar wenige Neubaustrecken, ansonsten wird es in den nächsten Jahren keine signifikanten Verbesserungen geben.
Zum 49 €-Ticket, das jetzt am 1. Mai bundesweit eingeführt werden soll, ist für zusätzlich 29 € ein Fahrradticket in Planung, berichteten die Bahnexperten – sie warnten jedoch beim gegenwärtigen Zugangebot vor Radüberfüllungen. Pendler seien in den Radstationen besser untergebracht. Davon hat der Kreis Unna die größte Dichte der Republik.
Die Stadt Unna hat seit 8 Jahren die Pläne für den Bahnhof Königsborn nicht umgesetzt. Lünern und Massen stehen auch an.
Bahnhofumbau in Unna
- Die Pläne liegen jetzt vor, erfuhr die Runde. Mit Glück seien die Umsetzungsplanungen inkl. Zugumleitungsplanungen bis 2025 fertiggestellt, damit bis 2027 alles gebaut sei. „Aber Verspätungen gibt es beim Bau noch mehr als bei Zügen.“
- Der Treppenaufgang werde 18 Meter in die Breite gezogen, die Dachkonstruktion muss wegen des Denkmalschutzes genau so bleiben, wie sie jetzt ist- „und das ist schön so!“.
- Bei Gleis 4 zur S-Bahn soll die Rampe angepasst werden, damit sie nicht so steil ist, inklusive taktilem Streifen. Zum Sicherheitsgefühl: Der Umbau soll sehr hell werden, auch Überwachungskameras sind vorgesehen.
- Kosten: 4-5 Millionen Euro, die Zahlen sind aber inoffiziell.
Strahl hält außerdem fest:
„Selbstkritisch stellte die Runde fest, dass Auto- und Fahrradthemen in Regierungen und Stadtrat deutlich höher gehandelt werden als Bahn und Bus.“
Auch wenn die Kompetenzen nur wenig in den Kommunen liegen, müssten hier Probleme und Kenntnisse gebündelt eingespielt werden. Carsten Hellmann, Unnas Grüner Fraktionsgeschäftsführer, lässt derzeit die Verwaltung klären, warum seit Monaten die Bildschirme mit den Bahn- und Busanzeigen nichts anzeigen.
Die Grüne Mobilitäts AG trifft sich wieder am 6. Februar um 19 Uhr wieder im SpontUN an der Wasserstraße. Mitwirkende sind gern gesehen.
