Lidl plant weiterhin neuen Markt in Massen – Grüne befürchten durch Investorenwechsel zweiten „Betonklotz“

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Symbolbild Lidl - Foto RB

„Betonklotz jetzt auch in Massen? Staffelübergabe von Investoren in Massen lässt das Schlimmste befürchten.“

Mit dem Eigentümerwechsel des privaten Grundstücks an der Massener Bahnhofstraße / Kletterstraße, das für ein neues Einkaufszentrum mit Lidl und Edeka geplant ist, schwant Unnas Grünen Ungutes.

Wie kürzlich von Rundblick berichtet, hat der bisherige Investor Loehr seine Planungen für das Areal offenbar aufgegeben. Neuer Eigentümer des Grundstücks soll Ten Brinke sein, bekannt durch den Bau des Einkaufszentrums Neue Mühle auf dem Unnaer Mühle Bremme-Gelände. Dieses Einkaufszentrum hat sich aufgrund seiner wuchtigen Ausmaße und Gesamtoptik bereits den wenig schmeichelhaften Beinamen „Betonklotz“ eingehandelt.

Einkaufscenter Neue Mühle, 6. August 2022. (Foto Rinke)

Nun ist Ten Brinke offenbar auch in Massen aktiv. Eine Anfrage, die wir dazu an die Unternehmenskommunikation stellten, wurde uns Ende letzter Woche wie folgt beantwortet:

„Bitte haben Sie Verständnis, dass Ten Brinke gemäß seiner Firmenpolitik derzeit keine Stellungnahme zu dem besagten Objekt abgeben wird. Sollte es hierzu neue Informationen geben, komme ich aber natürlich gerne proaktiv auf Sie zu.“

Sofortige Bestätigung der bisherigen Planungen kam hingegen von Lidl. Der Lebensmitteldiscounter will wie berichtet in Massen einen neuen Markt eröffnen (im Doppel mit einem neuen Edeka) und im Gegenzug den Altstandort an der Hansastraße aufgeben.

Daran habe sich nichts geändert, erklärte Unternehmenssprecherin Diana Zvicer-Senolan von Lidl Deutschland auf eine Anfrage unserer Redaktion.

 „Lidl entwickelt sein gesamtes Filialportfolio qualitativ und quantitativ weiter. Auch in Unna möchten wir unseren Kunden moderne Einkaufsstätten mit attraktiven Einkaufsbedingungen bieten.

Aus diesem Grund planen wir in der Massener Bahnhofstraße in Unna eine mit rund 1.200 qm im Vergleich zur Bestandsfiliale in der Hansastraße rund 400 qm größere, moderne Filiale mit besonders umweltfreundlicher Technik zu eröffnen. Die Lidl-Filiale in der Hansastraße, für die eine Erweiterung nicht möglich ist, werden wir mit der Eröffnung am neuen Standort schließen.“

Die Konzernsprecherin bittet um „Verständnis dafür, dass wir aktuell keine weiteren Angaben machen können, da wir uns nach wie vor in der Planungsphase befinden.“

Für die Grünen, die erklärte Gegner des geplanten Einkaufszentrums in Massen sind, wird „die ungeklärte Situation um das geplante Einkaufszentrum auf der grünen Wiese noch diffuser“.

„Der niederländische Großinvestor Ten Brinke will das Ruder übernehmen und hat sich augenscheinlich das Grundstück gesichert. Mit seinem Bau der äußerst umstrittenen klimaschädlichen ,Neuen Mühle´ ist der Investor in Unna erst kürzlich stark in die Kritik geraten – Klimawende geht anders.

Was jedoch konstant bleibt, sind die vielen offenen Fragen rund um das ebenfalls vielfach kritisierte Vorhaben, einen riesigen Einzelhandelskoppelstandort auf grüner Wiese zu errichten.

Wie steht es um den Hochwasserschutz bzw. Schutz vor Starkregenereignissen? Pläne zum Ausgleich für die Versiegelung wertvoller Grünflächen am Massener Bach? Fehlanzeige! Wie soll das auch inmitten von anderer Bebauung in Massen funktionieren?

“Die 80er Jahre wollen ihr Verkehrskonzept zurück”- so bezeichnet Fraktionsvorsitzende Claudia Keuchel sarkastisch die Planungen zur Erschließung des Großkomplexes.

“Spätestens beim vorherigen Verkehrskonzept fallen die Parallelen zum kürzlich eröffneten ‘Bremmeklotz’ (made by Ten Brinke) auf: Alles wird dem Autoverkehr untergeordnet, ohne dass ein Verkehrschaos verhindert wird. Schon vorhandene Infrastruktur für Fuß und Radweg soll zurückgebaut werden, damit noch mehr motorisierter Verkehr über den Hellweg donnern kann. Wie kann sowas ernsthaft in heutigen Zeiten auch nur ansatzweise noch für zukunftsfähig gehalten werden? Wir hoffen hier auf deutliche Nachbesserung.”, zeigt sich Claudia Keuchel entrüstet.

“Mit Spannung erwarten wir die neuen Pläne des Investors, aber rechnen leider angesichts der bisherigen Erfahrungen mit dem Schlimmsten.“

Aus der bisherigen Debatte lassen sich aber auch konstruktive Gedanken zur Verbesserung der Situation herleiten. „Klimagerechte und dezentrale Konzepte für Einzelhandelsstandorte werden anderswo längst seit Dekaden betrieben. Wir müssen nur wollen!”, zeigt Keuchel neue Wege auf.

Die Grünen in Unna könnten sich z.B. mit einer viel pragmatischeren Lösung anfreunden: In einem neuen Erlass des Landes NRW eröffnen sich für bestehende Geschäfte Erweiterungsmöglichkeiten, die in der Vergangenheit rechtlich verwehrt waren, argumentieren sie.

„So könnten Gespräche mit Lidl an der Hansastraße und Edeka (oder Netto o. ä.) an der Kleistraße aufgenommen werden, um neue Entwicklungen auszuloten und die Nahversorgung im wahrsten Sinne des Wortes nah zu den Menschen zu bringen.

Eine Vergrößerung der bisherigen Ladenflächen wäre wesentlich umweltverträglicher als die Versiegelung von Überschwemmungsgebieten am Massener Bach und trägt gleichzeitig dem Wunsch der Massener Bevölkerung Rechnung, mehr Einzelhandelsangebote in Massen zu ermöglichen.“

Hintergrund: Bei einer Bürgerbefragung zum geplanten neuen Lidl-Edeka-Doppel stimmten im vergangenen Jahr über 60 Prozent der Befragten aus Massen mit Ja. HIER unser Bericht.

Die Grünen schließen:

„Und ob die Massener Bürger nach den verheerenden Überschwemmungen im letzten Jahr und angesichts des Hitzeklotzes in der Innenstadt mit seiner zukunftsfeindlichen Verkehrslösung tatsächlich noch mehrheitlich auf die nächste Bausünde aus sind, darf stark bezweifelt werden.“

2 KOMMENTARE

  1. Ich habe für dieses Einkaufszentrum gestimmt und war bei der letzten Bürgerversammlung im Massener Bürgerhaus. Das Frau Keuchl mit diesem Projekt schon immer ihre Schwierigkeiten hatte war bekannt. Frau Keuchl, Sie haben keinen Respekt vor dem Bürgerwillen und das ist zutiefst undemokratisch. Ich habe den Eindruck, das in dieser Stadt viele Dinge zu Tode diskutiert werden, oder solange zugewartet wird, bis nichts mehr geht (siehe Freizeitbad, Hellwegbad, Eishalle). Das der bisherige Investor und Projektentwickler das Thema abgeschrieben hat war abzusehen. Vielleicht sollten wir der TenBrinke Gruppe mal die Chance geben ihre Pläne der Öffentlichkeit vorzustellen, bevor jetzt schon wieder über ungelegte Eier gegackert wird.

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