Ein fester Termin wurde abgemacht, und am betreffenden Tag zur abgestimmten Zeit erscheint der Patient einfach nicht. Weder hat er vorher angerufen noch seine Absage in einer kurzen Mail mitgeteilt.
Nicht wahrgenommene Arzttermine ohne vorherige Absagen sind ein Ärgernis für viele Mediziner, nicht nur, weil sie vergeblich warten und sich auf den Patienten vorbereitet haben, sondern weil diese Zeit dann auch anderen Patienten fehlt, die gern oder dringend einen Termin benötigt hätten.
Ein Zahnarzt aus Unna entschloss sich voriges Jahr zu einer deutlichen Ansage. Er kündigte seinen Patienten auf dem Anmeldeformular eine Strafgebühr von 250 Euro an, sollten sie zu einem fest abgemachten Termin ohne abzusagen einfach nicht erscheinen.
Die Reaktion der Patienten war gemischt – viele fanden diese Konsequenz durchaus angebracht. Schließlich nimmt jeder Patient, der ohne Absage nicht kommt, anderen Patienten einen Termin weg und bindet zusätzlich auf ärgerliche Weise die Vorbereitungszeit des Zahnarztes.

Da jedoch Patienten auch sehr verständnislos bis sogar aggressiv reagierten, verlegte sich der Unnaer Dentist auf stillschweigende Konsequenz: Wer mehr als einmal ohne Absage nicht kommt, bekommt in seiner Praxis keinen Termin mehr.
Die Forderung, dass Patienten eine Strafgebühr (in diesem Fall von bis zu 100 €) für nicht wahrgenommene Facharzt-Termine zahlen sollen, kam tatsächlich jüngst von Ärzteverbänden.
Denn insbesondere Kassenpatienten müssen in Deutschland meist wochen- oder sogar monatelang auf einen Termin bei einem Facharzt warten. Aus Sicht diverser Ärzteverbände erfordere dieser unzumutbare Zustand Handlungsbedarf.
Eine Strafgebühr für nicht wahrgenommene Arzttermine etwa könnte ihnen zufolge bei Praxen zu einer Effizienzsteigerung und einer finanziellen Entlastung führen.
Aktuell würden 10 bis 20 Prozent der gebuchten Termine nicht mehr wahrgenommen, sagte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen.
„Es ist nicht mehr zu akzeptieren, dass Patienten Termine verbindlich vereinbaren und diese nicht wahrnehmen.“
Das sagte Jakob Maske, Sprecher des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Ihm zufolge sei „ein Ausfallhonorar von bis zu 100 Euro, je nach Länge des vorgesehenen Termins, erforderlich”, um die Menschen zu sensibilisieren.
Gassen plädiert indes für eine Ausfallgebühr von 10 bis 20 Euro, die jedoch von den Krankenkassen übernommen werden sollte. Patientenschutzverbände, Kassen und Gewerkschaften reagierten mit scharfer Kritik auf den Vorstoß.
Es sei ein „beschämender Überbietungswettbewerb, wer kranken Menschen am meisten Geld abnehmen möchte“, warnte der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV). Die Realität im Alltag sehe anders aus: Patienten müssten trotz vereinbarter Termine oft lange warten. Ähnlich äußerte sich der geschäftsführende Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Er nannte es „unvorstellbar, dass gerade ärmere Eltern 100 Euro bezahlen, wenn sie einen Arzttermin mit ihrem Kind nicht wahrnehmen können“. Zudem forderte der GKV eine ernsthafte Debatte darüber, wie Patienten zügig zur passenden Behandlung gelangen.
Quellen: Eigene Recherchen / Civey.com