Unnas fulminante Jubiläums-Festa: Was (uns) da noch zu sagen bliebe

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Das Licht ist aus, wir geh´n nach Haus. Unnas Festa Italiana 2025, die Nummer 22 im 40. Jahr nach der Premiere, ist jetzt endgültig vorüber. Noch bis zum späten Montagabend konnten die Besucher von italienischer Musik und glitzernder Illuminazione einfach nicht genug bekommen.

Ohne Zweifel hat Unna hier eine grandiose, fulminante, furiose Großveranstaltung auf die Beine gestellt, von begeisterten Besuchern mit Superlativen überhäuft wie kaum eine Festa Italiana jemals vorher. Zu Recht.

Kein Zweifel, Unna, konkret das Unna-Marketing, kann Feste. Vor allem kann Unna die Festa. Und natürlich freut man sich als Unnaer Bürger und Unnaer Berichterstatter und ist stolz darauf, wenn die Heimatstadt sich eines derartigen Zulaufs aus gefühlt 200 Kilometern Umkreis erfreut und zudem das fünftägige Groß-Event so friedlich und fröhlich abläuft.

Es gab eine Handvoll Straftaten, die in Relation zu den Besuchermassen aber tatsächlich zu vernachlässigen sind. So zog die Unnaer Polizei eine sehr zufriedene Bilanz, wie übrigens schon bei den 21 vorangegangenen italienischen Festen.

Also, ein dickes Kompliment ans Unna-Marketing und an die gut 500 Helfer und Mitarbeiter, die sich für diese Mega-Festa ins Zeug gelegt haben!

In diesem Jahr war es allerdings selbst den eingefleischten Italienfans in unserem Rundblick Team etwas zuviel des Guten.

Zu viel chaotischer Parksuchverkehr rund um die City und insbesondere am Freitag schon ab frühabends viel zu viele Besucher.

Leute, war das voll.

Es gibt so einen Grad der Fülle auf einem Fest, der freudig anregt und ansteckend Feierlaune macht. Ist dieser Grad überschritten, schlägt bei vielen – nicht bei allen, aber auch bei uns – die Lust aufs Feiern in eine Mischung aus Aggression, Frustration, Gereiztheit und Erschöpfung um.

Aggression, wenn man im Stop and Go-Gedränge über Rathausplatz und Bahnhofstraße fast eine Dreiviertelstunde bis zum Alten Markt braucht und dabei keine Chance hat, unter 30 Minuten Wartezeit an einen Teller Pasta oder auch nur einen Becher Wasser zu kommen.

Frustration, weil man sich lange auf den Abend gefreut und sich ihn freigehalten hat und möglicherweise noch von weiter her angereist ist. Statt sich dann dem ersehnten Genuss hinzugeben, findet man sich abgekämpft von der Parkplatzsuche in einer veritablen Überfüllung wieder, die es einem bis nach Mitternacht praktisch unmöglich macht, sich halbwegs entspannt an Essen, Trinken, Lichtern und Musik zu erfreuen.

„Wir sind nach zwei Stunden entnervt wieder heimgefahren“, diese Rückmeldung bekamen wir auf der RB-Facebookseite diesmal so oft wie noch nie.

Selbst auf der eigenen Facebook-Fanseite der Festa Italiana waren diesmal neben den üblichen Begeisterungsstürmen zum ersten Mal auch gereizte und negative Kommentare zu lesen, die neben Überfüllung und Anreiseprobleme auch die Preise zum Thema hatten.

10 Euro für ein belegtes Baguette, 3,50 Euro für einen Becher Wasser, 5 Euro für ein süßes italienisches Gebäckstück. „Hallo?!“, empörten sich zahlreiche Leser in den Diskussionen, auch bei uns auf Rundblick.

Dabei waren Essen und Trinken auf der Festa Italiana nie besonders günstig. Unnas Festa ist kein Billigfest. Die Standmieten, mit denen das Stadtmarketing diese Großveranstaltung finanziert, sind hoch, entsprechend hoch müssen die Einnahmen der Händler sein, damit sich das Fest angemessen für sie rentiert.

Ein hohes Ausfallrisiko birgt bei jeder Freiluftveranstaltung das Wetter, erst recht, wenn die Veranstaltung gleich fünf Tage dauert. Unna hate ein Riesenglück, dass die schweren Gewitterfronten, die am Samstagabend das Rheinland heimsuchten, haarscharf am Kreisgebiet vorbeischrammten und der Festa lediglich zu später Stunde eine kräftige Dusche und ein paar Donnerschläge bescherten. Es hätten auch Starkregen und zentimeterdicke Hagelkörner auf die Festmeile niederprasseln können, die Folgen mag man sich nicht ausmalen.

Neben Unwetter oder Dauerregen gehört auch Hitze zum Ausfallrisiko der Festa-Händler – bei 30 Grad und mehr haben nur die Wenigsten ordentlichen Appetit auf üppige warme Gerichte und starken Wein.

Dazu kommen bei der Preisgestaltung der italienischen Anbieter die Kosten für An- und Abreise und Unterkunft. Vor allem aber bezahlt der Besucher mit jedem Glas Vino und jedem Teller Antipasti ja die wunderschöne Illuminazione mit, für die das Stadmarketing, gäbe es denn ein Eintrittsgeld, allein schon locker 5 Euro kassieren könnte, nimmt man z. B. das Herbstleuchten im Maxipark oder das Stadtleuchten auf dem Westfriedhof zum Vergleich.

Dazu kommen fünf Tage Musik und Show auf inzwischen vier Bühnen plus ein eigenes Kinderprogramm – alles kostenlos. Die Getränke- udn Essenspreise auf den seit Jahren sehr beliebten Street-Food-Festivals sind ähnlich hoch, ohne dass dabei aber mehrere Musikbühnen und aufwändige Illuminierung geboten werden.

All diese guten Gründe ändern natürlich nichts daran, dass es für viele einfach zu teuer ist, sich auf der Festa Italiana zu verköstigen. Zugleich gibt es nicht wenige Besucher, die es sich leisten können, und es gibt vor allem auch Besucher, die es sich einfach mal leisten wollen.

Die Warteschlangen vor den Ständen nahmen jedenfalls immer wieder erstaunliche Ausmaße an, und am letzten Tag sah das Angebot bei vielen Händlern regelrecht geplündert aus. Marketingchef Bresan sprach von „grandiosem Umsatz“ – grandios und wunderbar für die Händler, wunderbar auch für Unna, denn so wollen hoffentlich bei der nächsten Festa viele Anbieter wiederkommen.

Auch wer sich das Essen und Trinken auf der Festa aber weder leisten kann noch will, kann Musik und Beleuchtung trotzdem kostenlos genießen – an allen fünf Abenden und Nächten, wenn ihm danach ist. Zudem gab es diesmal neben dem schon traditionellen Nachleuchten am Domenico-Tag noch ein doppeltes Vorleuchten.

Was wäre denn eigentlich auch die Alternative zu den hohen Verköstigungskosten?

Niedrigere Standgebühren, wie von Lesern gefordert, bedeuten erstens nicht zwingend auch niedrigere Preise, und gleichzeitig muss dann dafür wieder der Unnaer Steuerzahler aufkommen, der die Veranstaltungen des Stadtmarketings schon jetzt über einen hohen sechsstelligen Jahreszuschuss der Stadt mitfinanziert.

Ob es nun unbedingt fairer wäre, wenn Unnas Bürger mit ihren Steuern den Bier- und Pizzagenuss auswärtiger Festgäste subventionieren, lassen wir mal dahingestellt.

Eine andere Möglichkeit für maßvollere Preise und zugleich kontrolliertere Besucherzahlen wären Eintrittskarten. Einzeltickets für z. B. 5 Euro pro Person, Gruppenkarten für 10 Euro, Familienkarten für 7 Euro.

Der Haken daran: Unnas Festa-Meile ist keine fest abgegrenzte Veranstaltungsfläche, sondern eine Fußgängerzone mit fast zwei Dutzend Zuwegungen und entsprechend schwierigen Kontrollmöglichkeiten. Andererseits klappte es im Coronajahr beim Weihnachtsmarkt ja auch. Da konnte die 3-G- und später die noch strenger 2-G-Regel problemlos kontrolliert werden, und das wurde sie (aber hallo). Und das über mehrere Wochen. Das Ordnungsamt war zu jener Zeit gefühlt überall gleichzeitig. Geht also, wenn man will.

Das Motto „Geht nicht gibt´s nicht“ sollte das Unna-Marketing dann bitte dringend auch beim leidigen Verkehrsthema beherzigen. Denn wenn die Stadtverwaltung mit ihrem Dauerbrenner „Parkleitsystem“ weiter so energiegeladen auf der Stelle tritt, finden wir uns bei der Festa Italiana 2027 abermals im „Parksuch-Tsunami“ wieder, wie eine Anwohnerin der südlichen Innenstadt restlich enerviert auf Facebook klagte.

Ein solches Chaos wie an diesem Festa-Freitag und -Samstag ist Unnas Bewohnern und auch den auswärtigen Gästen jedenfalls kein zweites Mal zuzumuten. Und – mal ehrlich: Dass ein Mega-Event mit einer sechsstelligen Besucherzahl weder Sonderbusse noch einen Shuttle-Service bieten kann (vom Unnaer Park-Leid-System reden wir schon gar nicht mehr), passt einfach nicht zusammen und wirkt fast ein bisschen peinlich.

Man will doch nicht etwa wirklich einfach auf Teufel komm raus die Unnaer Parkhäuser füllen, und sei es auch für diese wenigen Tage alle zwei Jahre? – Aber nein. Ein Schelm, wer Böses denkt, wenn selbst das Dauerproblemparkhaus Neue Mühle mit der Zahl freier Platz diesmal sogar kurz ins Minus rutschte. (!)

Bis zur Festa Italiana 2027 müssen Antworten auf die Verkehrsfrage gefunden werden. Und es muss die Frage beantwortet sein, wie man diese unglaublichen Besuchermengen entzerrt bekommt: Laut nachgedacht wurde schon beim Abschlusspressegespräch über eine weitere Ausweitung der Fläche (etwa durch Einbeziehung der Morgenstraße wie beim Stadtfest) – und über ein zweites Festa-Wochenende.

Eine überaus reizvolle Vorstellung! Denn wer die Begeisterung in diesem Jahr selbst noch am späten Montagabend gefühlt und miterlebt hat, dem ist jetzt klar, dass unglaublich viele Menschen von der (Un)na Festa Italiana schlicht nicht mehr genug bekommen können.

Grazie, mille Grazie.

  • Silvia Rinke

4 KOMMENTARE

  1. War von allem nur ein bißchen viel. Viel zu viele Menschen, keine Parkplätze und wenn Sehr teuer
    Viel zu viele bunte Lämpchen. Manchmal ist weniger einfach mehr.
    Aber Dank an die Grünen, die zwei neuen Grünflächen sind gut angekommen, als Freiluftklo
    Es drängt sich der Eindruck auf, Unna kennt kein gesundes Mittelmaß.
    K

  2. Ich kann Beate nur zustimmen, das, sich übergeben und das urinieren in allen möglichen Ecken der Innenstadt nimmt langsam Überhand.
    Viele Bewohner sind am Limit angekommen. Hinzu kommen schlaflose Nächte, verdreckte Seitenstraßen und Gastrobeschallung bis 03:30 und länger.
    So schön die Veranstaltung auch ist, es sollte, statt einer Ausweitung, über eine Begrenzung nachgedacht werde, wenn ich auf einem großen Schiff 10000 Menschen unterkriege, bedeutet das nicht, dass wenn ich den Maschinenraum auch noch fülle, dieses Schiff sicherer wird.

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