
Es kam noch, aber zum Glück kam es spät – das angekündigte Gewitter am vorgerückten Samstagabend (31. Mai), das dem Musikprogramm auf der Un(n)a Festa Italiana um 23.30 Uhr noch ein leicht vorgezogenes Ende setzte.
Doch toi-toi-toi, zeigte sich das Stadtmarketing am wieder sonnigen Sonntag (1. 6.) sehr erleichtert: „Mit dem Wetter haben wir richtig Glück gehabt.“
Das für Samstag potenziell angekündigte Unwetter mit Blitz und Donner, Starkregen und zentimeterdicken Hagelkörnern schob sich südlich am Kreis Unna vorbei und begnügte sich in der Nacht zu Sonntag mit einem klassischen Sommergewitter.
Nicht nur das Wetter, sondern auch der stetig wachsende Ruf dieser Ausnahmefestivität alle zwei Jahre in Unna bescherte der Innenstadt am Samstag und noch mehr am Freitag mit famoser Wetterprognose einen bisher kaum dagewesenen Besucheransturm.
Beim Abschlussgespräch zur Festa am Sonntagmittag schätzte das leitende Marketingteam mit Geschäftsführer Horst Bresan, Daniela Guidara und Michael Nicolaiciuk die Gesamtbesucherzahl auf wohl sechsstellig ein – 100.000 plus X.
- Pünktlich zur Pressekonferenz zogen die Trommler und Fahnenschwinger aus Pisa in die Bürgerhalle ein.



Ablesen ließ sich die Rekordfülle zum einen natürlich an der gefühlten und optischen Wahrnehmung, dann anhand der Auslastung der Parkhäuser und Tiefgaragen, über die unsere Redaktion schon separat berichtet hatte.
Sowohl am Freitag- als auch am Samstagabend waren alle Parkbauten der WBU komplett voll, das Parkhaus Neue Mühle bot kurzzeitig sogar einen ganz eigenen skurillen Rekord auf: Neben der „Null“, die für das sonst notorisch unausgelastete Parkhaus schon bemerkenswert war, ging die Zahl der noch freien Stellplätze zwischenzeitlich sogar ins Minus.
„Das liegt daran, dass es ja keine Schranke mehr und statt dessen Kennzeichenerfassung gibt“, erläuterte Danni Guidara diese kuriose Beobachtung.

Der Ansturm auf die 22. Festa Italiana nunmehr 40 Jahre nach der Festa-Premiere im Jahr 1985 zeigte sich auch an klingelnden Kassen.
Obwohl die Verköstigung auf der Festa seit jeher nicht eben günstig ist und einige (nicht alle) Anbieter in diesem Jahr ihre Preise nochmals angezogen haben, haben die Standbetreiber „grandiose Umsätze gemacht“, gibt Horst Bresan die bisherige Resonanz der Händler wieder.
Davon war auszugehen angesichts der enormen Warteschlangen gerade am Freitag, aber auch am Samstagabend vor den Essens- und Getränkeanbietern. Wartezeiten von 45 Minuten auf ein Glas Wein waren keine Seltenheit.


Um 21 Uhr wurden am Freitagabend akut die Becher knapp, berichtet Michael Nicolaiciuk. 800 waren not-zwischengelagert worden und mussten kurzfristig zum Einsatz kommen, verbunden mit freundlichen Appellen an die Besucher, ihre leeren Getränkebecher bitte zügig zurückzugeben.
Zweimal, einmal am Freitag- und einmal am Samstagabend, drohte es auf der Bahnhofstraße tatsächlich nicht mehr vor noch zurück zu gehen. Durch die Videoüberwachung war das für das Marketingteam zu erkennen.
„Wir haben an beiden Abenden gegen 20 Uhr den Zulauf zur Bahnhofstraße über die Schäferstraße umgeleitet“, so Nicolaiciuk. Am Freitag war das für 40 Minuten notwendig, am Samstag, als es nicht ganz so voll war, genügte es, für 20 Minuten „den Druck rauszunehmen“.
An der Massener-, Hertinger- und Wasserstraße standen sogar Schilder „Zugang geschlossen“ – diese waren aber nicht personell besetzt, merkt Danni Guidara an, entsprechend wurden sie auch von den nachströmenden Besuchern ignoriert.
Der Sinn dieser Hinweise sei ein anderer gewesen: „Sie signalisierten: Achtung, wenn Sie weitergehen – Sie müssen damit rechnen: Es ist sehr, sehr voll.“
Das Durchfahrverbot vom Nordring in die Innenstadt war nicht nur als „Signal“, sondern faktisch zu verstehen – dennoch ignorierten es rund 50 Autofahrerinnen und Autofahrer und kassierten entsprechende Knöllchen.
„Wer ein berechtigtes Anliegen nachweisen konnte, durfte durchfahren“, unterstreicht Horst Bresan. Auch nachträglich würden sich Polizei und Ordnungsamt in solchen Fällen „kulant zeigen“, ist er gewiss.


Ebenfalls konsequent ignoriert wurden an vielen Stellen die Hinweisschilder „Hier bitte keine Fahrräder abstellen“, berichtet Michael Nicolaiciuk. Tatsächlich mussten die Sicherheitskräfte zweimal die schon bei der Ankündigungs-Pressekonferenz geäußerte Warnung in die Tat umsetzen und mit der Akku-Flex zur Tat schreiten.
Es handelte sich um Fahrräder, die trotz deutlichen Hinweises an der Laterne an der Gerhart-Hauptmann-Straße/Markt angekettet worden waren und dort schlicht ein Sicherheitsrisiko darstellten, erläutert Nicolaiciuk.
Viel Zuspruch von Besuchern habe das Markting für das neue Sicherheitskonzept bekommen, berichtet Horst Bresan weiter. Dieses zweistufige System mit Octa Blocs und mobilen Fahrzeugsperren, das der Unnaer Stadtrat im April mit einer Finanzausstattung von rund 600.000 Euro bewilligt hatte, sorgte im Vorfeld für heftige Diskussionen und Kritik.
Es habe sich aber gezeigt, bilanzieren Bresan und sein Team, dass der Aufwand sich schon beim hier ersten Großevent gelohnt habe, „da es den Besuchern einfach ein sichereres und gutes Gefühl vermittelte.“
Das nächste Mal kommen Octa Blocs und mobile Sperren bereits in drei Monaten beim Stadtfest wieder zum Einsatz.
Notarzteinsätze gab es während der gesamten Festa (mit Stand zum Sonntagmittag) lediglich drei, davon zwei fast zeitgleich am Freitagabend.

Ausblick auf die Festa Italiana 2027 – Was kann und sollte an dem Mega-Event verändert und optimiert werden?
Über Weiterentwicklungen und Anpassungen mit Blick auf die nächste Festa Italiana in zwei Jahren wird sich das Stadtmarketing in den kommenden Wochen und Monaten intensiv beraten, kündigt Michael Nicolaiciuk an. Ein Thema dabei wird die Frage sein, wie man die immer weiter angeschwollenen Besucherzahlen händelt, ob möglicherweise doch ein Eintrittskarten- oder Bändchensystem mit Vorverkauf und Abendkasse umzusetzen wäre.
Was dagegen spricht, ist neben dem zusätzlichen logistischen Aufwand (der sich freilich durch die Eintrittsgelder refinanzieren ließe) eben die Struktur des Veranstaltungsgeländes selbst. Die Fußgängerzone, also die Festa-Feiermeile, verfügt über 22 Zuwegungen, die allesamt kontrolliert werden müssten, weist Horst Bresan auf das offensichtliche Problem hin.
Eine andere Möglichkeit wäre, so Michael Nicolaiciuk, das Fest zeitlich (auf ein zweites Wochenende) und/oder örtlich weiter auszudehnen, zum Beispiel wie beim Stadtfest die Morgenstraße mit einzubeziehen. Auch dies könnte für eine Entzerrung und eine Linderung der Überfüllung sorgen.


Zum Thema Parken und den immer wiederkehrenden Rufen nach Shuttlebussen wiederholte Marketingchef Horst Bresan heute bei der Abschlusspressegespräch das, was er auch schon bei der Ankündigungs-PK dazu gesagt hatte:
Der Zurbrüggenparkplatz scheidet als Start für einen Shuttle aus – mit Ausnahme des Sonntags und des Feiertags benötigt Zurbrüggen seine Kundenparkplätze für seine Kunden. Und die beiden städtischen Parkplätze an der früheren Eissporthalle und der Stadhalle liegen, so Bresan, so nah, „da kann man problemlos sein Auto parken und zum Fest laufen.“
Wenn man denn als Auswärtiger von dieser Möglichkeit weiß. Doch einmal, bei der Festa 2023, habe das Marketing selbst mit großen Parkhinweisschildern auf diese Stellplätze aufmerksam gemacht.
„Das Ergebnis war ein Riesenärger – Eingriff in den Straßenverkehr. Das haben wir einmal und nie wieder gemacht.“
Letzlich, erlaubt sich Bresan noch einen dezenten Seitenhieb an Stadtverwaltung und Rat, „wurde uns ja schon vor vielen Jahren ein Parkleitsystem angekündigt.
Jetzt sind wieder zwei Jahre seit der letzten Festa herum. Und wir warten weiter auf das Leitsystem.“
Nachleuchten am Domenico-Tag:
Am Montag, 2. Juni, sind die Stände bis auf einen Imbissstand und einen Biertempel abgebaut. Dann leuchtet bis 23 Uhr nochmals die grandiose Illuminazione in der City. Auch das Riesenrad dreht sich dann nochmals.
[…] Eine ausführliche Bilanz zur Festa 2025 finden Sie HIER. […]
Bitte nicht die Morgenstraße, einmal im Jahr ist dieses vollkommen ausreichend, die Lärmbelästigung ist hier jetzt schon massiv auch ohne Veranstaltungen, durch die Gastronomie.
Sollte diese Idee konkreter werden, wird es wohl Ärger geben.
Wir werden hier jetzt schon vom Ordnungsamt ignoriert, unsere Beschwerden sind gegenüber den finanziellen Interessen der Gastrobranche nicht viel wert.
Sollen die Veranstalter doch in ihre Wohngebiete ausweichen, dann könnten sie auch nachvollziehen, wie es ist, wenn alles volluriniert und vollgemüllt wird.
Nun ja, Oliver, wer mitten in der Innenstadt wohnt, genießt daraus Vorzüge, muss aber zugleich mit den Nachteilen leben. Womit wir die Belastungen der Anwohner nicht schmälern wollen – aber man kann nicht alles haben. Sehr verständlich ist Ihr Ärger über die Untätigkeit des Ordnungsamtes, den Sie allerdings mit den Anwohnern der „Wohngebiete“ teilen – siehe Parksuchchaos bei der Festa. Das darf nicht sein, da haben Sie Recht.