„Trotz Differenzen im Gespräch bleiben“ – Anspruch und Wirklichkeit des „Bunten Sofas“ Unna beim Thema lokale Presse

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Symbolbild Meinungsbeitrag - Eselsbrunnen auf dem Unnaer Markt / Archiv: S. Rinke RB

Vorbemerkungen unserer Redaktion

Am 17. November fand in Unna eine Veranstaltung der Reihe „Buntes Sofa“ statt. Unsere Redaktion hatte die Teilnahme nach einer ersten kurzen Anfrage durch die VHS zunächst offen gelassen, bei der dann folgenden detaillierten Einladung sofort abgesagt, da schon das aufgeführte Moderatorenteam sichere Rückschlüsse auf die eigentliche Zielrichtung dieser Veranstaltung zuließ.

Wir erinnern dazu an die „Ausspäh-Studie“ gegen den Rundblick Unna und seine Leser im Frühjahr 2017. HIER ist der Vorfall nachzulesen.

Genau zwei Monate nach besagtem „Bunten Sofa“ zum Lokaljournalismus in Unna erreichte uns am gestrigen Freitag die Zuschrift eines Lesers aus Unna, der an der Veranstaltung im November teilnahm. Wir geben seine Eindrücke hier mit ausdrücklichem Dank für seine Schilderungen als Lesermeinung wieder.

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Symbolbild, Quelle Pixabay

Das „Bunte Sofa“ vom 17.11.2024

Vorbemerkung

Das „Bunte Sofa“ ist eine Veranstaltungsreihe der VHS Unna-Fröndenberg-Holzwickede über „BeWEGEnde Themen“ (VHS-Programm 2024/II S. 59) aus Politik und Gesellschaft.

Beginnend mit dem Semester 2022/II haben bisher 9 „Bunte Sofas“ stattgefunden.

Das Format unterscheidet sich deutlich vom Typ sonst üblicher Politikveranstaltungen der VHS, bei denen ein Referent lange spricht und die Teilnehmer am Ende Fragen stellen dürfen.

Das „Bunte Sofa“ wird

  • von zwei Moderatoren geleitet (dem GRÜNEn Unnaer Ratsmitglied Klaus Koppenberg und Prof. Dr. Ute Fischer)
  • das Referat zu Beginn ist „nur“ ein Impulsreferat von 20 Minuten
  • danach haben die Teilnehmer viel Zeit, ihre Meinung zu sagen
  • und das nicht als Diskussions -, sondern als Austauschforum nach dem Motto „Trotz Differenzen im Gespräch bleiben“ (s. VHS-Programm 2022/II S. 52)

Die Teilnehmerzahlen lagen im Bereich von 15 bis 60. Damit hat die VHS ein Format gefunden, das ankommt (während andere Politikveranstaltungen der VHS gleich reihenweise mangels Teilnehmer ausfallen). Die Gründe dafür dürften liegen a) in der Möglichkeit, sich aktiv zu beteiligen und b) in der günstigen Zeit am Sonntag von 11 bis 12:30 Uhr (Ende der Vorbemerkung).

Das Thema des „Bunten Sofas“ vom 17.11.2024 lautete „Lokaljournalismus – Information und Meinungsbildung in Unna“.

Erstmalig wurde die obige Konzeption verlassen, da außer den beiden Kursleitern noch je ein Vertreter des „Hellweger Anzeigers“ (HA) und von „Antenne Unna“ (AU) auf dem „Podium“ saßen (unabhängig vom Einführungsvortrag).

Vom ebenfalls eingeladenen „Rundblick Unna“ (RB) war niemand erschienen. Der Grund dafür blieb unklar. Frau Heine – bei der VHS zuständig für den Studienbereich Politik – sprach von Krankheit, K. Koppenberg von terminlichen und/oder inhaltlichen Gründen.

Zu Beginn bezeichnete K. Koppenberg die Veranstaltung als „Inszenierung in vier Akten“, wobei er als 4. Punkt das Gespräch nannte.

Der 1. Akt war sein Referat zum Thema „Wagenburgdenken“ mit Hilfe einer Präsentation.

Was der 2. und 3. Akt sein sollte, blieb unklar (vermutlich die Beiträge der Vertreter von HA und AU).

K. Koppenberg beschrieb „Wagenburgdenken“ als bestehend aus

– Behauptungen ohne sachliche Begründung

– fehlende Unterscheidung von Fakten und Meinung

– „gefühlte“ Wahrheiten

– Freund – Feind – Denken

Was das „Wagenburgdenken“ überhaupt mit dem Thema des Tages zu tun haben sollte, zeigte sich dann im weiteren Verlauf:

Als praktisches Beispiel für „Wagenburgdenken“ wurden einige (dümmliche) Kommentare aus dem RB angeführt. Der HA – als letzte verbliebene Lokalzeitung in besonderer Verantwortung stehend – wurde hingegen nicht kritisch betrachtet.

War im Ankündigungstext zur Veranstaltung (s. VHS-Programm 2024/II S. 59) noch die Rede davon, dass „lokale Nachrichten … uns im wahren Wortsinn „nahe““ gehen, so wurden im Laufe der Veranstaltung lediglich von einem Teilnehmer und lediglich in einem Punkt (Berichterstattung d. HA zur sogenannten „Abrechnungsaffäre“ von Kreistagsmitgliedern) lokale Nachrichten konkret angesprochen.

Schon im Vorfeld der Veranstaltung hatte sich die Verschiebung des Themas von „Lokaljournalismus“ zu „Digitale Medien“ angedeutet (s. HA Sa., 16.11.24, S. 19).

„Fluch und Segen der Social Media“ war (aber) bereits Thema des vorhergehenden „Bunten Sofas“ vom 22.9.24 gewesen.

Gegen Ende der Veranstaltung zeigte sich dann der „Preis“ für die veränderte Konzeption.

  1. Aufgrund der langen Beiträge der Vertreter von HA und AU kamen mehrere Teilnehmer nicht mehr zu Wort (trotz Überziehung von 10 Minuten)
  2. Aufgrund der Themenverschiebung durch das Eingangsreferat geriet nur der RB in einen kritischen Fokus, nicht aber der HA (obwohl der RB für den Inhalt von bei ihm geposteten Kommentaren genau so wenig verantwortlich ist wie der HA für den Inhalt von Leserbriefen)

Gerne hätte ich noch hingewiesen auf die

  • Verflechtung des HA mit der Unnaer Stadtspitze
  • Von der Pressestelle der Stadt Unna verfasste HA-Artikel (die als solche nicht gekennzeichnet sind)
  • Weigerung des HA, über Falschaussagen des Unnaer Bürgermeisters gegenüber der Kommunalaufsicht zu berichten
  • vom HA nicht veröffentlichte Leserbriefen.

Insgesamt wurden die im Thema „Lokaljournalismus“ liegenden Möglichkeiten nicht genutzt.

Möglich gewesen wäre, die Unnaer Lokalmedien auf die Ansprüche des HA auf

  • Wahrheit als Grundlage der Freiheit
  • Aufdecken von Missständen und
  • den Mächtigen den Spiegel vorzuhalten (Aussagen des HA-Chefredakteurs M. Langrock in der Kalenderbeilage vom 2.11.24)

zu betrachten.

Möglich wäre auch gewesen, die Teilnehmer mit ihren Erfahrungen mit den Unnaer Lokalmedien zu Wort kommen zu lassen.

Und erst recht, die Frage aufzuwerfen, in wie weit die Unnaer Lokalmedien ihrer Rolle als kritische und Kontrollinstanz („4. Gewalt“) im demokratischen Rechtsstaat gerecht werden.

  •             Mit freundlichem Gruß: Wilhelm Hochgräber, Unna“

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