Radfahren in Unnas City: Online-Befragung erlaubt beliebiges Mehrfachvoting – Stadt: Das ist „eingepreist“

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Mit dem Radfahren in der Fußgängerzone, das bisher von abends bis zum morgendlichen Geschäftsstart erlaubt ist, soll es nach dem Willen der Verwaltung bald komplett vorbei sein. (Foto Stadt Unna)

Sollte das Radfahren in der Unnaer Fußgängerzone auch abends und nachts verboten werden, also rund um die Uhr? Oder soll es weiterhin von 19 bis 9 Uhr erlaubt bleiben?

Zu dieser Frage, um die zwischen Stadtverwaltung und Lokalpolitik ein Streit entbrannt ist, holt das Rathaus wie berichtet seit einigen Tagen die Meinung der Bürger ein. Das geschieht online unter Zuhilfenahme des Bürgerbeteiligungsportals des Landes NRW.

Die Umfrage lässt sich allerdings in beide Richtungen manipulieren.

Denn anders als es dem Teilnehmer nach seinem erstmaligen Voting auf der Website der Stadt angezeigt wird – „Sie haben das Formular bereits gesendet. Das Formular kann nur einmalig gesendet werden“, ist durch einen Wechsel des Browsers direktes ein erneutes Abstimmen möglich, nach komplettem Schließen der Seite und späterem Wiederaufrufen auch wieder über den Erstbrowser.

Wer möchte, kann dies auf beliebig vielen Endgeräten wiederholen, so dass sich eine einzelne Person zahlreiche Male zu diesem durchaus sehr umstrittenen Thema einbringen kann.

Wie viele Mehrfachabstimmungen die mit Stand Montagnachmittag rund 1400 Votings enthalten, lässt sich nicht nachvollziehen.

Auf Nachfrage unserer Redaktion an die Stadtverwaltung, ob dieses Phänomen bekannt sei und ob die Mehrfachabstimmungen bei der Berücksichtigung der schlussendlichen Umfragebilanz „eingepreist“ seien, antwortete Stadtsprecher Kevin Kohues per Mail mit „Ja“.

„In der Tat ist das für beide Seiten „eingepreist““, bestätigte Kohues.

„Schon durch den Einsatz des Bürgerbeteiligungsportals des Landes NRW statt einer aufwändigen wissenschaftlichen Untersuchung ist klar, dass es sich nicht um eine repräsentative Umfrage handelt, sondern um eine niedrigschwellige Befragung mit dem Ziel, ein Meinungsbild aus der Bürgerschaft einzuholen, das der Politik eine Entscheidungshilfe sein kann.“

Durch den Einsatz des Landestools, erläutert Kohues, entstehen der Stadt keine zusätzlichen Kosten durch die Umfrage.

„Um möglichst vielen Menschen eine schnelle und unkomplizierte Teilnahme zu ermöglichen, wurde darauf verzichtet, eine Registrierung und Anmeldung vorzuschalten.

Um den Anreiz für Manipulationen zu senken, wird kein Zwischenergebnis eingeblendet.

Wer sich die Mühe macht und manipulieren will, findet dazu meist technische Wege. Wir werden das bei der Vorstellung des Abstimmungsergebnisses entsprechend einordnen“, so der Stadtsprecher abschließend.

Schon bei der Bürgerbefragung zur Zukunft des ehemaligen Parkplatzes an der Schulstraße („Reallabor Schulstraße“) war beliebiges Mehrfachvoting möglich gewesen. Die Stadt sah das auch in jenem Fall nicht als Problem an, mit den Argumenten wie oben.

6 KOMMENTARE

    • Ja, das haben Sie sich gut gemerkt, Rolf. Wir haben jetzt im Artikel auch noch einmal daran erinnert. Die Argumentation, wieso die Stadt darin kein Problem sah, war dieselbe wie diesmal.

  1. Tut mir leid, aber ich habe selten solch einen Schwachsinn gelesen. „Wir werden das Ergebnis entsprechend einordnen.“ Veräppeln können wir uns alleine. Der Unterlegene wird der anderen Seite vorwerfen, sie habe manipuliert. So wird zusätzlich noch Mißtrauen gesät. So stelle ich mich ehrliche Bürgerbeteiligung nicht vor.

  2. … spätestens ab der öffentlichen Bekanntgabe der Manipulationsmöglichkeit ist diese Umfrage keinen Pfifferling mehr wert. Danke Herr Bürgermeister!

  3. Erneutes Beispiel was der Bürgermeister mit seiner Verwaltung unter Bürgerbeteiligung versteht.

    Eine fundierte Meinungsumfrage wie die Bürgerbefragung zur geplanten Einzelhandelsansiedlung in Massen verschwindet klammheimlich in den Schubladen der Verwaltung da die Grüne Fraktion keinen Bedarf für Lebensmittelmärkte am Massener Bach sieht.

    Umfragen zum Verkehrskonzept waren durch Mehrfachnennungen ebenso manipulativ wie diese Umfrage mit dem Ergebnis: was Grünschwarz nicht passt wird am Schreibtisch passend gemacht.

    Diese Verwaltung mit BM und dem Grünschwarzen Rat arbeitet und agiert am Bürgerwillen vorbei.

    Lasse mich mal überraschen ob sich im September nächsten Jahres die Bürger erinnern.

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