Unnas Grüne fordern: Keine weiteren Supermärkte mehr – Klimaschutz muss Vorrang haben

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Foto Aldi Nord

Die grüne Ratsfraktion Unna fordert eine klare Umkehr in der Flächenpolitik der Stadt.

Die mittlerweile feststehende Ansiedlung des Discounters Aldi in Unna-Massen sichere die Nahversorgung der Bürger sowohl in Massen als auch in Unna-West.

„Diese Entwicklung macht es aus unserer Sicht überflüssig, weitere Flächen für Einzelhandelsprojekte zu versiegeln. Statt dessen fordern wir, die verfügbaren Flächen zum Schutz vor den Folgen des Klimawandels zu nutzen.“

In einer Pressemitteilung begründen die Grünen ihren Vorstoß wie folgt:

Mit Rewe und Aldi in Massen und Lidl in Unna-West (Hansastraße) ist die Nahversorgung der Bevölkerung gesichert. Viele Menschen können diese Märkte sogar fußläufig erreichen, um sich für den täglichen Bedarf einzudecken.

Es gibt keine Notwendigkeit, weitere Tausende Quadratmeter an grüner Wiese zu versiegeln,“ betont die Fraktionsvorsitzende Claudia Keuchel mit Blick auf die umstrittenen Pläne für Einzelhandel an der Massener Bahnhofstraße.

Allerdings handelt es sich dabei um ein Privat-Areal. Dennoch fordern die Grünen:

„Wir brauchen diese Flächen dringend als Retentionsfläche, um uns auf Starkregen- und Hochwasserereignisse vorzubereiten, die durch den fortschreitenden Klimawandel nachweislich häufiger und intensiver auftreten werden.“

Bisher, so die Fraktion, sei die Sicherstellung der Regenrückhaltung nicht ausreichend gewährleistet.

Auch die Kanalisation sei nicht für kommende Wetterextreme ausgelegt.

„Die Vergangenheit zeigt, dass unsere Kanalisation bei Extremwetterlagen an ihre Grenzen und darüber hinaus gestoßen ist.

Wir müssen die Stadtverwaltung dringend dazu auffordern, sich mehr und schneller um den Schutz vor solchen Ereignissen zu kümmern“, so Keuchel weiter.

„Die Planung eines Regenrückhaltebeckens für 150.000 Kubikmeter Wasser in der Massener Heide ist enorm und dauert Jahre – sie muss vor weiterer großflächiger Flächenversiegelung oberste Priorität haben.“

Die Grünen fordern zudem eine bessere Kommunikation der Stadtverwaltung in Bezug auf geplante Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser- und Starkregenfolgen.

„Als Fraktion sind wir zwar in den Ausschüssen informiert, aber es herrscht Unmut in der Bevölkerung, weil viele nicht wissen, was wann auf sie zukommt.

Eine aktive Informationspolitik seitens der Stadtverwaltung ist dringend notwendig, um die Bürger besser einzubinden. Wir dürfen sie mit ihren Sorgen und Ängsten nicht allein lassen“, erklärt Keuchel.

„Der Schutz der Bevölkerung muss absolute Priorität haben. Es ist nicht mehr zeitgemäß, weitere Planungsressourcen in die Entwicklung von Supermärkten auf der grünen Wiese zu investieren.

Diese Kapazitäten sollten vielmehr in konkrete Klimaschutzmaßnahmen und insbesondere die Planung der Regenrückhaltung fließen“,

fordert das Massener Ratsmitglied abschließend.

Mit diesen Forderungen bekräftigen die Grünen ihre Position, dass der Schutz der Menschen und der Umwelt in Zeiten des Klimawandels Vorrang vor weiteren zusätzlichen Bauvorhaben haben müsse.

Pressemitteilung: Fraktion Die Grünen Unna

Rückblick: Das Gezerre um Lidl, Edeka und der finale Deal mit Aldi

Am 22. Oktober 2022 berichtete unsere Redaktion:

„Ich habe die Schnauze voll.“

Das sagt kurz und knapp Robert Loer, Geschäftsführer der Löer Immobilien Management GmbH mit Sitz in Bergisch Gladbach, und zieht sich von seinen investorischen Ambitionen in Unna-Massen zurück.

Die „Schnauze voll“ hat der mittlerweile 71-Jährige von inzwischen 7-jährigem Hängen und Würgen um weitere Lebensmittelmarkt-Ansiedlungen in Massen. „Irgendwann muss man für sich entscheiden: Es ist Schluss. Und mir reicht es jetzt.“

Mit wenigen nüchternen Zeilen teilte der Geschäftsmann vorige Woche den Unnaer Ratsfraktionen mit, dass er sich von seiner Edeka-Altimmobilie an der Kleistraße getrennt habe. Sie gehöre jetzt den Gebrüdern Albrecht.

„Wir informieren Sie vorab darüber, dass wir den alten Edeka-Markt an Aldi verkauft haben. Der Kaufvertrag ist rechtsgültig, nachdem Herr Albrecht gestern den Kaufvertrag genehmigt hat.

Unter den gegebenen Umständen haben wir uns für eine „höherwertige“ Nutzung entschieden und mit Aldi den Partner gefunden, der seit vielen Jahren einen Standort in Massen sucht und auf den ganz Massen sehnsüchtig wartet.“

Der Discounterriese sei schon seit Jahren auf einen Standort in Unnas westlichem Stadtteil „heiß wie Frittenfett“, weiß Robert Löer.

Löers ambitionierte Pläne für ein neues Lidl-Edeka-Doppel an der Massener Bahnhofstraße/Kletterstraße waren wie berichtet nach 7 Jahren an der schleppenden Planung und immer wieder neuen Diskussionen im Rat schlussendlich gescheitert. Der zahlungskräftige Konkurrent Ten Brinke erwarb das Grundstück, woraufhin sich Löer seinerseits entschloss, sich aus Massen jetzt auch konsequent zurückzuziehen.

Folgerichtig verkaufte er sein Edeka-Altgebäude an der Kleistraße an Lidls Erzkonkurrenten Aldi.

„Aldi wollte immer dorthin. Und die Obermassener müssen nicht mehr verhungern“,

merkt Löer mit dezenter Ironie an.

Ursprünglich wollte er am Edeka-Altstandort einen Getränkemarkt ansiedeln, sobald Edeka denn als Nachbar von Lidl unweit an der Massener Bahnhofstraße in ein von Löer umfassend modern geplantes Neubebäude umgezogen wäre.

Im Zuge dieser Ansiedlung, die politisch von den Unnaer Grünen erbittert bekämpft wurde und wird (mit Blick auf den Mehrverkehr und den Erhalt von Massens „letzter Frischluftschneise“), wollte Robert Löer auch das historische Bauernhaus auf dem Gelände sorgsam restaurieren und mit einer Gastronomie bestücken. „Ich wollte dort meinen 70. Geburtstag feiern.“

Das ist nun alles hinfällig. Weil sich die Planungen so lange hinzogen, wurde die Frist durch die privaten Grundstückseigentümer nicht mehr verlängert, und im neuen Aufschlag sicherte sich Ten Brinke das lukrative Grundstück. „Die konnten natürlich mehr zahlen“, merkt Löer an.

In einem Telefonat, das unsere Redaktion Mitte dieser Woche mit dem 71-Jährigen führte, klang Ernüchterung durch.

„200.000 Euro Planungskosten und 7 Jahre Arbeitskraft sind letztlich umsonst gewesen. Rechtlich mag das alles korrekt gelaufen sein. Ob es auch moralisch in Ordnung war, sei dahingestellt.“

So sei es nach Löers Worten auch „mehr als ungewöhnlich“ gewesen, dass die Stadt Unna eine Bürgerbefragung zu der geplanten Neuansiedlung startete, nachdem diese schon bis ins Detail durchgeplant war. Dies geschah im Sommer vorletzten Jahres direkt nach Dirk Wigants Wahl zum Bürgermeister.

„Solche Befragungen macht man normalerweise vor dem Start kostspieliger Planungen“, weiß der erfahrene Investor.

Dass die Befragung der Massener nach einem neuen Discounter- und Frischemarktdoppel an der Massener Bahnhofstraße so deutlich positiv ausging (über 60 Prozent stimmten für die Ansiedlung), habe ihn äußerst positiv überrascht und natürlich auch ungemein erleichtert, blickt Löer auf den Ausgang der Befragung im vorletzten Sommer zurück.

Ihm selbst nützt sie jetzt trotzdem nichts mehr. „Das lässt einen schon mit gewisser Nachdenklichkeit zurück.“

+++ Lesen Sie dazu auch die Stellungnahme der Unnaer Grünen +++

Massens Lebensmittelversorgung: Wie geht es jetzt weiter – wer plant was und wo?

Edeka: Idealerweise direkter Umzug zur Massener Bahnhofstraße

Foto: ©A. Reichert

Edeka Schmitt an der Kleistraße war bisher Robert Löers Mieter. Jetzt heißt der Vermieter Aldi.

Der Mietvertrag mit Edeka läuft noch bis maximal zum 31.12.2025, sagte uns Robert Löer. „Dann ist Schluss. Es sei denn, Aldi und Edeka treffen noch eine andere Regelung.“

Edeka möchte idealerweise direkt vom Altstandort in das neue Gebäude auf dem jetzigen Ten Brinke-Grundstück umziehen.

Aldi: Heiß auf Massen seit vielen Jahren – Wahrscheinlich ein Neubau wie in Königsborn

Archivfoto vom Aldi-Neubau in Königsborn im Sommer 2021. (Foto Rinke)

Der Discounter Aldi baut derzeit deutschlandweit moderne große Fililalen neu, bevorzugt an seinen Altstandorten – wie auch vor zwei Jahren an der Kamener Straße in Königsborn.

Die Aldi-Märkte der neuen Generation sind in der Regel mit viel Glas errichtet und mit Photovoltaik bestückt. So könnte man sich dann wohl auch ungefähr den neuen Massener Aldi an der Kleistraße vorstellen, der sich dann – wie in Königsborn – in direkte Nachbarschaft zu Rewe gesellen würde.

Auch das in Massen geplante zweite „Doppelpack“ aus Lidl und Edeka findet sich bereits in Königsborn, wo alle vier Märkte – obwohl nur einen Steinwurf voneinander entfernt – seit vielen Jahren ein gedeihliches Auskommen haben.

Rewe Engel in Massen gehörte gleichwohl zu den Gegnern der geplanten Ansiedlung eines neuen Lidl- und Edeka-Doppels.

Das Edeka-Lidl-Doppel an der Kamener Straße in Königborn. Keine 2 km entfernt befindet sich das zweite Discounter-Frischemarkt-Paar aus Rewe und Aldi. Alle vier Märkte haben seit vielen Jahren ihr Auskommen im größten Unnaer Stadtteil.

Lidl: Nicht bange vor der neuen Konkurrenz – Altstandort Hansastraße wird geschlossen

Lidl an der Hansastraße in Unna. (Foto Rundblick)

Aldis Erzrivale Lidl hält trotz der überraschenden neuen Konkurrenz unverändert an seinen Plänen fest. Sprich, der Altstandort an der Hansastraße soll so bald wie möglich aufgegeben werden, da dort keine Erweiterung seitens der Stadt genehmigt wird.

Auf unsere Nachfrage teilte uns Steffen Mehrhoff, Immobilienleiter der Lidl-Regionalgesellschaft Bönen, folgenden Sachstand mit:

„Lidl entwickelt sein gesamtes Filialportfolio qualitativ und quantitativ weiter. Auch in Unna möchten wir unseren Kunden neue und moderne Filialen mit attraktiven Einkaufsbedingungen bieten.

Aus diesem Grund planen wir nach wie vor, in der Massener Bahnhofstraße in Unna eine mit rund 1.200 qm große Filiale mit besonders umweltfreundlicher Technik zu bauen. Derzeit befinden wir uns in Gesprächen mit dem neuen Investor.

Die neue Filiale wird, im Vergleich zur Bestandsfiliale in der Hansastraße mit rund 800 Quadratmetern, mehr Platz für eine ansprechende Warenpräsentation bieten.

Die Lidl-Filiale in der Hansastraße werden wir mit der Eröffnung des neuen Standorts schließen, da hier eine Erweiterung nicht möglich ist.

Eine Ansiedlung eines Wettbewerbers unweit unseres neuen Lidl-Standortes hat auf unser Bauvorhaben keine Auswirkungen.“

Der Regionalleiter bittet um Verständnis dafür, aktuell keine weiteren Angaben machen können, „da wir uns weiterhin in der Planungsphase der Filiale befinden“.

Auch von Ten Brinke, dem neuen Investor in Massen, gibt es aktuell keine Auskünfte.

Ten Brinke: Seit dem „Betonklotz“ ein bekannter Name in Unna

Einkaufscenter Neue Mühle, Archivbild. (Foto Rinke)

Der Bocholter Investor ist spätestens seit dem am 7. Juli eröffneten Einkaufszentrum „Neue Mühle“ auf dem früheren Mühle Bremme-Gelände neben der Unnaer Post ein bekannter Name in der Kreisstadt. Und bekannt ist Ten Brinke seither auch dafür, seine Planungen professionell exakt nach den Vorgaben der Baugenehmigung durchzuziehen – nachträgliches Entgegenkommen und Kompromisse sind von diesem Investor kaum zu erwarten.

So sahen sich Ratspolitiker nach dem Bau des doch sehr betonlastigen „Bremme-Klotzes“ herbe enttäuscht, als sie in Anträgen darum baten, der Investor möge freiwillig noch Fassadenteile begrünen: Denn Ten Brinke sagte dazu kurz und bündig „Nein“.

Der Investor habe nichts dergleichen vor, gab Unnas 1. Beigeordnete Jens Toschläger im Spätsommer den düpierten Lokalpolitiker zu verstehen. Die gültige Baugenehmigung für den 27 Mio. Euro-Komplex auf dem früheren Bremme-Gelände, erteilt im Jahr 2019, sehe keine Fassadenbegrünung vor.

2 KOMMENTARE

  1. Die Grünen „Die Planung eines Regenrückhaltebeckens für 150.000 Kubikmeter Wasser in der Massener Heide ist enorm und dauert Jahre – sie muss vor weiterer großflächiger Flächenversiegelung oberste Priorität haben.“

    Hätten sie haben können im Rahmen der Höffner Ansiedelung war dieses geplant zu Lasten des Höffner Invest.

    Zeigt erneut den geistigen Horizont von Keuchel und Co..

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