10 Jahre nach Machbarkeitsstudie: Von 118 km Radschnellweg RS1 erst 7 km fertig, kein Meter im Kreis Unna – CDU Kamen enttäuscht

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Archivbild von Mai 2022: Banner für den Radschnellweg RS1 an der Bahnbrücke an der Kamener Straße in Unna. (Foto ADFC Unna)

Die Antworten auf eine Kleine Anfrage  mit dem Titel: „Status und Fortschritt des Radschnellwegs Ruhr (RS1): Aktuelle Entwicklungen und Zukunftsaussichten“ geben keine klaren Hinweise auf die Realisierung des Radschnellweges auf dem Gebiet des Kreises Unna. 

„Die CDU wünscht sich eine schnellere Umsetzung“, so Ralf Eisenhardt, Fraktionsvorsitzender der CDU-Fraktion und zeigt damit seine Enttäuschung über den Sachstand.

Aus den Antworten dem Verkehrsministerium der Landesregierung geht hervor, dass vom 118 Kilometer langen Radschnellweg gerade einmal 7 Kilometer, aufgeteilt auf 4 Großstädte, fertiggestellt sind.

Weitere zehn Kilometer sind als Modellstrecke, allerdings nicht mit dem erforderlichen Ausbau, in Betrieb. Von den verblebenden 101 Kilometer werden ca. 20 Kilometer im Kreis Unna liegen. Für den Ausbau ist der Landesstraßenbetrieb StraßenNRW in der Verantwortung. 

Eisenhardt: „Wenn für Arbeitsstrecken bis zu 20 Kilometer wirklich ein Umstieg auf das Fahrrad gelingen soll, hängt das sehr von der Realisierung dieses Radschnellweges ab.“

Er soll von Hamm über Kamen, Unna Richtung Dortmund führen. Die CDU hofft sehr, dass hier bald mehr konkretes Handeln sichtbar wird.

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Zu den Kosten:

„So wurden im Rahmen der Machbarkeitsstudie zum Radschnellweg Ruhr (RS1) die Baukosten für einen Streckenabschnitt mit Ausbau eines vorhandenen Radweges auf etwa 260.000 Euro pro Kilometer geschätzt [TUHH17]. Die Gesamtkosten wurden dagegen mit durchschnittlich etwa 1,81 Millionen Euro pro Kilometer beziffert. Grund für die verhältnismäßig hohen Kosten ist die zentrale Streckenführung des RS1 durch die hochverdichtete Region und der damit erforderliche Bau von Sonderbauwerken, wie Brücken oder Unterführungen. [Gwia15; RVR14, S.163] Unabhängig davon zeigt die Anwendung einer speziell für die Bewertung der Effizienz von Radverkehrsmaßnahmen entwickelten Nutzen-Kosten-Analyse für den RS 1 einen bis zu fünffachen Nutzen der investierten Baukosten und eine Steigerung des Radverkehrsanteils um bis sechs Prozent. Dort wurden die veranschlagten Baukosten von etwa 183 Millionen Euro (für 101 Kilometer Gesamtlänge) über ein Diskontierungsverfahren (auf Basis der Nutzungsdauer) auf eine Annuität für alle anfallenden Kosten umgerechnet und verschiedenen Nutzenkomponenten gegenübergestellt [Röhl15]. Knapp die Hälfte der Kosten entfallen dabei auf Sonderbauwerke wie Brücken und Unterführungen, während der eigentliche Wegebau nur etwa 20 Prozent der Gesamtkosten bedarf [RVR14].“
https://www.forschungsinformationssystem.de/servlet/is/499514/

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„Den Radschnellweg RS1 im östlichen Ruhrgebiet endlich beschleunigen!“ Das forderten ADFC Dortmund, Kreis Unna und Hamm städteübergreifend in einer Pressemitteilung von 2022.

Sage und schreibe 8 Jahre waren damals schon seit der Machbarkeitsstudie des einstigen Renommierprojekts der Verkehrswende ins Land gezogen. Inzwischen sind es 10 Jahre.

In der gemeinsamen Stellungnahme der Radclubvertreter hieß es 2022 dazu

Der Radschnellweg Ruhr RS1 war ein international beachtetes Vorzeigeprojekt der Metropole Ruhr.

8 Jahre nach Vorstellung der Machbarkeitsstudie ist der RS1 zum belächelten Symbol geworden, dass das Ruhrgebiet solche Innovationsprojekte nicht umgesetzt bekommt.

Das darf nicht sein, betonten die Kreisverbände Dortmund, Kreis Unna und Hamm an einem speziellen Jahrestag: Am 1. Dezember 2021 wurde in Dortmund ein 800 Meter langes Stückchen des eigentlich 114 Kilometer langen Radschnellweges im Kreuzviertel eröffnet.

Dr. Andreas Bach vom Dortmunder ADFC und Dr. Andreas Abels, ADFC-Vorsitzender im Kreis Unna, stellen fest:

„Leider ist in den letzten 12 Monaten in Dortmund kein weiterer Meter RS1 gebaut worden. Und im Kreis Unna und in Hamm noch kein einziger Meter, hier steckt der Landesbetrieb immer noch in Voruntersuchungen.“

Als international beachtetes Modellprojekt gestartet, ruht der Radschnellweg inzwischen auf der Standspur. Von den 114 Kilometern, über die Radler von Moers, Duisburg quer durch das Ruhrgebiet bis nach Hamm pendeln sollen, sind erst Teilstückchen fertig.

„Die neue Landesregierung muss endlich die Chance dynamisch erwecken!“, sagen die ADFC-Spitzen: „Zur Eröffnung der Internationalen Gartenbauausstellung 2027 in der Metropole Ruhr muss der RS1 zwischen Dortmund, Kreis Unna und Hamm weitgehend fertig sein.“

Die Leitfrage dieses Großprojektes lautet: „Wie wollen wir morgen leben?“

Ein komfortabler Radschnellweg verbindet die Gartenorte und ist Zubringerspur für Auswärtige, sagen die Fahrradaktivisten.

Vor allem aber im Alltagsverkehr könne der RS1 die Straßen täglich um fast 100.000 Autofahrten entlasten, wenn man den gewünschten Radfahranteil von 25 Prozent zugrunde lege.

Denn: Rund 390.000 Menschen zählt das Statistischen Landesamt allein in Dortmund, Unna, Kamen, Bergkamen und Hamm entlang der RS1-Trasse als tägliche Ein- und Auspendler. Menschen, die innerhalb der Kommunen täglich unterwegs sind, sind dabei nicht berücksichtigt.

Warum der Radschnellweg im Schneckentempo kriecht?

Zunächst fehlte dem Landesbetrieb Straßen NRW, der im Kreis Unna den RS1 plant, das nötige Personal, dann die nötige Priorität. Zusätzlich ergaben sich 2019 in bei der späten umweltfachlichen Voruntersuchung noch mögliche Konfliktpunkte, die dann wieder zu ganz anderen Trassenuntersuchungen führten.

Nach letztem Stand wären die endgültigen Planungen und Genehmigungen frühestens in vier Jahren abgeschlossen. Damit wäre ein Baubeginn nicht vor 2026 möglich.

Eine Fertigstellung in diesem Jahrzehnt wird immer fraglicher. Es geht schneller, sagen die Fachleute des ADFC:

„Die Behörden einschließlich Bezirks- und Landesregierung müssen alle Mittel der Planung und Genehmigung ausschöpfen, um den RS 1 ab Dortmund, im Kreis Unna bis nach Hamm zu beschleunigen.

Wenn geeignete Teilabschnitte mit eigenständiger Netzfunktion von max. 6 km Länge gebildet werden, lässt das Umweltverträglichkeitsprüfungs-Gesetz für NRW eine schnellere Einzelfallprüfung zu.“

Entscheidet sich der Landesbetrieb dann zum Verzicht auf eine langwierige Planfeststellung, kann das Baurecht durch den sogenannten „Fall unwesentlicher Bedeutung“ viel schneller erlangt werden.“

Eingriffe in private Grundstücke, in die vorhandenen Wald- und Grünflächen sowie Biotope könnten auch vermieden werden, wenn der Radweg an einigen Stellen vom Fußweg getrennt verliefe.

Wichtig sei: Jetzt müsse wieder „die schnellste und direkteste Verbindung wie in der Machbarkeitsstudie gewählt werden“, sagt der ADFC. Denn gerade entlang dieser Strecke liegen heute schon große Wohn- und Gewerbegebiete. Denen sollte die Alternative zum Autostau auch direkt angeboten werden, fordern die ADFC-Spitzen.

„Wenn die Landesregierung für den Bau von Autobahnbrücken kurzfristig alle Hindernisse räumen will, dann muss das für den Bau der Radschnellwege erst recht möglich sein.“

Sie haben jetzt nicht nur den Landesverkehrsminister Oliver Krischer, sondern auch ihre lokalen Landtagsabgeordneten nochmal auf die Vordringlichkeit des Projektes aufgefordert, den Radschnellweg endlich schnell zu machen.

Quelle: Pressemitteilung ADFC Kreis Unna, Hamm, Dortmund

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