Löhr holt Israel-Flagge am Kreishaus ein: Jüdische Gemeinde reagiert „verletzt und bestürzt“

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V. li. Dorothea Schäfer, Alexandra Khariakova, Vorsteherin der Jüdischen Gemeinde, Landrat Mario Löhr und Sevgi Kahraman-Brust vom Freundeskreis der Gemeinde. Foto: Alexander Heine - Kreis Unna

In der vergangenen Woche hatte Landrat Löhr (SPD) wie berichtet die israelische Staatsfahne vor dem Kreishaus Unna einholen lassen- als Protest gegen die aktuelle Politik der israelischen Regierung.

In ihrer Pressemitteilung hatte die Kreisverwaltung darauf hingewiesen, dass dies zuvor mit der jüdischen Gemeinde abgestimmt gewesen und ihr erklärt worden sei.

Gleichwohl reagierte die Jüdische Gemeinde in einer Erklärung darauf „verletzt und bestürzt“.

Zugleich lud sie den Landrat aber auch zum Gespräch in die Gemeinde ein. Dieser Einladung folgte Löhr am gestrigen Freitag, 9. August.

Rund 25 Mitglieder der jüdischen Gemeinde und des Freundeskreises der Jüdischen Gemeinde waren gekommen, um sich über Gründe und Hintergründe auszutauschen. Für Landrat Löhr war klar:

„Wenn es Probleme gibt, müssen wir miteinander sprechen. Ich bin in erster Linie gekommen, um Ihnen zuzuhören und zu verstehen, was Sie bewegt.“ Inhaltlich wolle er noch einmal klarstellen:

„Ich stehe hinter den Menschen – aber nicht hinter dem Ministerpräsidenten. Ich bitte, das zu unterscheiden.“

Anders als Löhr, der mit seiner Kritik auf den aktuellen Kurs der Regierung Netanjahu abzielt, betonte Alexandra Khariakova, Vorsteherin der Jüdischen Gemeinde vor allem eines:

„Israel braucht die Solidarität von uns als Juden. Die Flagge ist ein Symbol für alle Juden auf der ganzen Welt. Wir fühlen uns verletzt.“


Aus ihrer Sicht, so Khariakova sei der Blick auf Deutschland wichtig:

„Viele Gemeindemitglieder haben Verwandte in Israel. Es ist für uns manchmal unerträglich, Zeitung zu lesen. Es geht nicht darum, was in Israel passiert – sondern in Deutschland.“

In dieser Verantwortung sieht sich laut offizieller Verlautbarung auch der Landrat und er betont deshalb seine Unterstützung der Jüdinnen und Juden gegen jede Form von Anfeindungen, die in den vergangenen Monaten zugenommen haben. „Er unterscheidet mit seiner Kritik an der Netanjahu-Regierung klar von dem Existenzrecht des Staates Israel, für das auch er sich einsetzt.“

Die Mitteilung aus dem Kreishaus endet mit folgendem vorläufigen Fazit:

Einig sind sich alle über eines: Es wird weitere Gespräche in kleinerer Runde geben. Dann soll es konkret darum gehen, gemeinsame und sichtbare Zeichen der Solidarität, des Vertrauens zueinander und des Verständnisses füreinander zu setzen. Und zwar in die Gemeinde hinein, um entstandene Wunden zu heilen. Aber auch nach außen, um weiter klare Haltung gegen jedes antisemitische Gedankengut zu zeigen.“

PM Kreis Unna


1 KOMMENTAR

  1. Das Problem käme erst gar nicht auf, wenn vor öffentlichen Gebäuden lediglich die Flaggen gesetzt würden, die dort hingehören, wie ja schonmal thematisiert.
    Und nicht je nach Tageslaune, Tagesgeschehen, Tagesempörung etc. unterschiedliche.
    Bundes-, Landes-, Kreisflagge! Fertig!

    Ganz allgemein und abgelöst vom obigen Fall:
    Wenn man einer Gruppe, Person etc. regelmäßig ein Zückerchen gibt, was ihr/ihm eigentlich rechtlich nicht zusteht und dann die Zuckergabe einstellt, gibt es böses Blut und Empörung. Der ehem. Gabenempfänger fühlt sich plötzlich zurückgesetzt und bestraft.
    Das ist eine normale menschliche Reaktion, die ein Heranwachsender eigentlich schon im Laufe der Schulzeit lernt.
    Mal sehen, ob bei den Verantwortlichen jetzt wenigstens in höherem Alter ein Lern- und Erkenntnisprozeß einsetzt.

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