Lünens Bürgermeister ruft Finanzkrise aus: „Investitionen ohne Fördergelder sind uns derzeit nicht möglich“

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03.07.2024 Luenen - Wirtschaftsgespraech Luenen - IHK zu Dortmund - Copyright Stephan Schuetze

Investitionen ohne Fördermittel sind in Lünen derzeit nicht möglich, sagt Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns im diesjährigen IHK-Wirtschaftsgespräch – und spricht von „begrenzten Möglichkeiten“.

Die Stadt befinde sich in einer Finanzkrise: Das räumte Lünens Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns gleich zu Beginn des diesjährigen Lüner Wirtschaftsgesprächs der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund am 3. Juli unumwunden ein.

„Dementsprechend sind unsere Möglichkeiten, aktiv zu investieren, sehr begrenzt.“

Investitionen seien nur dort möglich, wo es Fördermittel von Bund oder Land gebe.

Vorausgegangen war eine Frage von Dr. Ansgar Fendel, Geschäftsführer der REMONDIS Assets & Services GmbH & Co. KG: Der IHK-Vizepräsident wollte vom Bürgermeister wissen, inwiefern Lünen vor dem Hintergrund klammer Kassen überhaupt in der Lage sei, etwas zu tun, um den Standort für die Wirtschaft attraktiver zu gestalten.

Bürgermeister Jürgen Kleine Frauns – Copyright Stephan Schuetze

Rund 80 Gäste verfolgten die Diskussionsrunde. Gastgeber war diesmal Ingo Kaiser, Geschäftsführer der Late Night Concepts Veranstaltungsproduktion GmbH & Co. KG. Das Unternehmen bietet Eventdesign, Eventbau und Eventtechnik, um Veranstaltungen aller Couleur sowohl optisch als auch akustisch zu einmaligen Erlebnissen zu machen.

Vor allem mit Blick auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), der von vielen Lüner Unternehmen „als gelinde gesagt nicht optimal“ wahrgenommen werde, so Dr. Fendel, sei es dringend geboten, etwas zu tun. Erneut betonte Kleine-Frauns, hier über wenig Spielraum zu verfügen:

„Der ÖPNV ist Sache des Kreises Unna, und das angesprochene Problem haben viele Kommunen.“

Zwar zögen die Kommunen hier an einem Strang, doch sei die aktive Mitgestaltung häufig begrenzt auf das „Anmelden von Wünschen“. Dennoch stärke die Stadt die Radmobilität und sei zudem aktiv auf der Suche nach Lösungen, um den innerstädtischen Verkehr zu verbessern.

Ausbau Bahnstrecke Lünen-Münster

Thema war in diesem Zusammenhang auch der stockende Ausbau der Bahnstrecke zwischen Lünen und Münster, um mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene zu bringen. Der zweigleisige Ausbau wäre mit der wichtigste Bestandteil, um die Bahnverbindungen attraktiver zu machen, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber.

Wirtschaftsgespraech Lünen – IHK zu Dortmund – Copyright Stephan Schuetze

 „Mit einem zweiten Gleis wäre es möglich, Richtung Hamburg etwa eine Stunde Fahrzeit zu sparen“, ergänzte Schreiber und mahnt dabei in Richtung Bundesregierung: „Wenn sich angesichts des Klimawandels etwas bewegen soll, dann muss man dort dementsprechend handeln, wo es nötig und auch möglich ist.“ Die IHK und die Kommunen jedenfalls hätten sich zusammengeschlossen, um „mehr Druck zu machen, damit sich da etwas tut“.

Schreiber präsentierte zudem aktuelle Zahlen und Informationen in Bezug auf die Lage der hiesigen Wirtschaft.

Laut einer IHK-Umfrage sehen über alle Branchen hinweg aktuell mehr als zwei Drittel aller Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als größtes Risiko für ihre eigene Entwicklung.

Die Ausbildungszahlen in Lünen hätten sich nach der Corona-Pandemie zwar wieder stabilisiert, allerdings sieht der IHK-Chef hier noch Luft nach oben und wandte sich an die Unternehmerinnen und Unternehmer: „Ich bitte Sie, mehr Werbung für Ausbildungsplätze in Lünen zu machen.“

Thomas Keyen, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Hamm und damit auch zuständig für den Kreis Unna, blickte mit Sorge auf die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen:

„Die Anzahl an Menschen, die sich bei uns arbeitsuchend melden, ist wieder gestiegen.“

Gleichwohl fügte er hinzu: „Menschen, die bei uns in die Versicherung fallen, standen im Berufsleben und stehen dem Markt auch direkt wieder zur Verfügung.“

Auch mit Blick auf die sogenannte Jobturbo-Initiative, mit der vor allem geflüchtete Menschen aus der Ukraine schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden sollen, hofft Keyen auf mehr Tempo: „Wir leben hier in Deutschland in einem Zertifikate-Staat. Wir sollten mehr auf das achten, was die Menschen, die ja auch in der Ukraine im Berufsleben standen, dort geleistet haben, anstatt nur auf Zertifikate zu schauen.“

PM IHK zu Dortmund

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