Baustart 2025 für Sanierung der Hochstraße (B 233) ist geplatzt – Vorerst nur provisorisches Schlaglochflicken

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Grafik: Quelle Straßen.NRW

„Das wird eine Riesen-Herausforderung für alle Beteiligten“, erklärte Straßen.NRW im Sommer zur Sanierung der B233 (Hochstraße) in Kamen.

Nächstes Jahr sollte sie eigentlich beginnen – und 3 bis 4 Jahre dauern.

Aus dem Baustart 2025 wird jedoch nichts. Jetzt ist 2026 im Gespräch.

Darüber informierte der Landesbetrieb Straßen.NRW laut Bericht von Antenne Unna jetzt die Kamener Verwaltung.

Die massiven Schäden (Schlaglöcher, Spurrillen) auf der von Verkehr hochbelasteten Bundesstraße zwischen Unna und Kamen werden vorerst nur provisorisch repariert. Die CDU Kamen tat erst gestern noch ihre Hoffnung kund, dass die Sanierung der Dortmunder Allee auf jeden Fall vor der Hochstraßen an die Reihe kommt. Denn die Allee würde während einer Sanierung der Hochstraße zwangsläufig zur Ausweichstrecke.


Die Sanierung der Hochstraße ist ein langgehegter Wunsch vieler Bürger in Kamen. Der Zustand der Fahrbahn der B233, die auf drei Brücken über die Kamener Innenstadt verläuft, macht den Autofahrern schon lange zu schaffen:

Zahlreiche Schlaglöcher und daraus resultierende Geschwindigkeitsbeschränkungen sorgen immer wieder für Unmut, während Anwohner über die zusätzliche Lärmbelastung klagen.

Daran soll sich nun etwas ändern: Die Straßen.NRW-Regionalniederlassung Ruhr plant die Erneuerung von Fahrbahn und Brücken. Um schon möglichst frühzeitig über das anstehende Großprojekt zu informieren, lud die RNL Ruhr nun gemeinsam mit der Stadt Kamen zu einer Info-Veranstaltung in die Stadthalle Kamen ein.

Die Resonanz bezeichnet Straßen.NRW mit rund 80 Besuchern als „groß“.

Niederlassungsleiterin Nicole de Witt erläuterte gemeinsam mit den Projektleitern Sebastian Felgenhauer und Maik Kondziolka, wie nicht nur die Fahrbahn saniert werden soll, sondern wie auch die Brückenbauwerke instand gesetzt werden sollen, um ihre Nutzungsdauer zu verlängern.

2025 soll die Sanierung am südlichen Ende der Hochstraße starten und in zwei Abschnitten durchgeführt werden. Insgesamt rechnen die Fachleute mit einer Bauzeit von rund 3 bis 4 Jahren.

Was im Detail im ersten Bauabschnitt – zwischen Henry-Everling-Straße und Sesekedamm – gemacht werden soll, stellte Projektleiter Sebastian Felgenhauer vor: Erneuert werden Kappen und Lager der Brücke, die über die Bahngleise, Schäfer-, Post- und Bahnhofstraße sowie den Gerberweg führt.

Ersetzt werden die Fahrbahnübergänge und die Lärmschutzwände auf der Brücke. Zusätzlich wird die Brücke neu abgedichtet und Schäden am Beton der Pfeiler, Widerlager sowie der Unterseite der Brücke werden beseitigt.

Vor allem aufwendige Nachberechnungen am Brückenbauwerk über die Seseke, die im zweiten Bauabschnitt liegt, sind Grund dafür, warum die Sanierung so lange auf sich warten ließ: Erst die Fahrbahn zu sanieren und kurze Zeit später zur Erkenntnis zu gelangen, noch einmal die Brücke verstärken zu müssen, sei weder sinnvoll noch wirtschaftlich, so de Witt.

Wie komplex die Untersuchungen dieser Brücke waren, darüber gab Maik Kondziolka einen Überblick. Unter anderem waren Drohnen zur Vermessung eingesetzt, ein aufwendiges 3-D-Modell erstellt und komplexe Rechenverfahren eingesetzt worden. Die Ergebnisse dieser Nachrechnung liegen nun vor.

Dass die Konstruktion der Sesekebrücke und die daraus resultierende Lastenverteilung ein Sonderfall ist, zeigte er eindrucksvoll und auch für Laien verständlich anhand eines selbst gebauten Modells. Da es sich hierbei um einen baulichen und rechnerischen Sonderfall handelt, ist eine Zustimmung im Einzelfall durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr erforderlich.

„Dass diese Maßnahme eine Riesen-Herausforderung für alle Beteiligten wird, ist klar“,

betonte Nicole de Witt.

Schließlich verläuft die B233 (Hochstraße) über mehrere Brückenbauwerke quer durch die Kamener Innenstadt und ist eine mit mehr als 30.000 Fahrzeugen täglich hochbelastete Strecke.

Daher machte sie den Anwesenden deutlich: „Was wir hier tun werden, wirkt dem Verschleiß der Brücken entgegen und sichert ihre Lebensdauer ab. Mittelfristig aber müssen die Bauwerke erneuert werden.“

Kamens Bürgermeisterin Elke Kappen betonte mit Blick auf die detaillierten Ausführungen zum Thema Brückennachrechnung:

„Mit der Frage, warum die Sanierung so lange auf sich warten lässt, wurden auch wir in der Vergangenheit immer wieder konfrontiert. Heute bekommen wir eine nachvollziehbare Erklärung, warum das so lange gedauert hat.“

In der abschließenden Fragerunde ging es vor allem um das Verkehrskonzept während der Maßnahme und die zu erwartenden Ausweichverkehre. Sebastian Felgenhauer versicherte, dass auf der Hochstraße selbst der Verkehr während der gesamten Zeit mindestens auf einer Spur je Fahrtrichtung fließen soll.

Das, so antwortete der Fachmann auf Fragen zur Bauzeit, sei auch ein Grund dafür, warum für die Gesamtmaßnahme eine Bauzeit von drei und vier Jahren angesetzt sei:

„Natürlich könnte man bei einer Vollsperrung schneller bauen – aber die will wohl niemand hier im Raum.“

Und natürlich könne man auch über Bauarbeiten im Dreischicht-Betrieb nachdenken, aber: „Bauarbeiten in der Nacht wollen wir den Anliegern entlang der Bauwerke nicht zumuten.“

Auch die künftige Lärmbelastung war ein Thema, das viele Anwesende bewegte: „Höhere Lärmschutzwände und offenporiger Asphalt sind keine Optionen, denn Ziel unserer Maßnahmen ist, dass die Brücke leichter werden soll“, so de Witt.

Viel Zuspruch fand der Wunsch einiger Anwohner, auch künftig das Tempolimit von 50 Stundenkilometern auf der Strecke beizubehalten.

Dass dies eine politische Entscheidung sei und nicht im Verantwortungsbereich von Straßen.NRW liege, machte die Niederlassungsleiterin deutlich. „Die Hochstraße ist eine Bundesstraße, sie dient dem überörtlichen Verkehr.“

Und auch Fragen nach dem anstehenden Neubau der Hochstraße wurden laut: Warum werde erst saniert, wenn klar sei, dass die Brücken ohnehin neu gebaut werden müssen? Die Antwort blieb Nicole de Witt nicht schuldig: Ein Neubau sei ungleich aufwendiger, teurer und belastender als die nun vorgestellte Sanierung.

Und nichts zu tun, sei keine Alternative – dies könne zu schnellerem Verfall der Brückenbauwerke und noch größeren Schäden führen.

Mehr Informationen zum Projekt: https://www.strassen.nrw.de/de/b233-erneuerung-der-bruecken-und-fahrbahn-der-hochstrasse-in-kamen-projektueberblick.html 

4 KOMMENTARE

  1. Das wird die bereits bestehenden Staus zwischen Unna und Kamen langfristig zusätzlich massiv verstärken. Die nächsten Jahre wird es wohl weniger darum gehen, ob man im Berufsverkehr 50km/h oder 30 km/h schafft, sondern ob man überhaupt 10 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit hinbekommt.

    Eine gute Entwicklung für die Bekämpfung des Klimawandels und für die offizielle Politik der Regierung bzw. der Stadtspitze von Unna zur Abschaffung des Autoverkehrs. Weitaus effektiver als irgendwelche Klimakleber :-). Bei der linken Klimarettungsstadtspitze in Unna wird sicherlich gefeiert und es werden die Sektkorken knallen.

    Um das Ganze mal etwas übergeordnet zusammenzufassen:

    Der Autoverkehr bahnt sich wie Wasser seinen Weg an Hindernisse vorbei.

    Wenn Stau auf der Autobahn A1 zwischen dem Kamener und dem Unnaer Kreuz ist, weichen die Fahrzeuge und der Fernkehr auf die im Bericht genannte Hochstraße aus.
    Wenn diese verstopft ist, hat man automatisch Stau zwischen Bönen und Unna an der ehemaligen Eishalle vorbei.
    Wenn die Straße dann verstopft ist, weicht der Verkehr weiter zusätzlich auf die Strecke Heeren und Mühlhausen aus. Am Verkehr dort erkenne ich schon Werktags, ob Stau auf der Autobahn A1 oder der Hochstraße bei Kamen ist.

    Da hat man schon mal eine ungefähre Vorstellung, wie sich das Ganze entwickeln wird :-).

    Das beste ist aber, daß das Autobahnkreuz Unna zusätzlich die nächsten Jahre eine Großbaustelle sein wird und praktisch komplett neu gebaut wird. Das wird den Autobahnverkehr zusätzlich auf die Ausweichsstrecken um Unna herum drücken. Vor allem auf die Hochstraße zwischen Kamen und Unna.

    Die Hertinger Straße als wichtige Zufahrtsstraße zwischen der B1 und Unna hat man durch das zukünftige große Schulzentrum dort auch schon für den Verkehrskollaps gegen den Klimawandel vorbereitet.

    Die Billmericher als „Klimaleugner“ waren etwas widerspenstig gegen einen Radweg nach Unna, weil sie ja schon einen schönen über den Bornekamp haben. Also hat man die erst mal durch eine Baustelle Richtung Hertinger Straße seit Monaten komplett von Unna abgeschnitten :-).
    Die Ausweichsstrecke B233 zwischen Fröndenberg und Unna hat man schon mit einer Baustelle am Nadelöhr bei Lidl weiter verstopft. Die bevorstehende Baustelle an der B233 für das neue große Gewerbegebiet wird ihr und dem dortigen Engpass Ruhrbrücke verkehrstechnisch den letzten Rest geben.

    Das die wichtige Zugverbindung Richtung Süden von Unna nach Fröndenberg gerade verottet, ist auch ein wichtiger Meilenstein für die offiziell geplante SMARTcitystadt, in der die Bewohner in ihren Städten ohne Mobilität eingesperrt werden sollen. Die 15 Minuten SMARtcitystadt bedeutet, das für die Einwohner ein Umfeld zum Leben reicht, was in 15 Minuten mit dem Fahrrad zu erreichen ist. Das haben viele in Unna noch nicht begriffen.

    Viele habe auch noch nichts von der geplanten „Jahrhundertbaustelle“ mitbekommen, mit der demnächst der komplette Zugfernverkehr im Ruhrgebiet umgebaut werden soll. Monatelange Stillegungen des Bahnverkehrs sind dafür bereits angekündigt. Wer in der Zukunft von Hamm über Bönen und Unna Richtung Köln mit dem Zug fahren will, sollte sich darauf vorbereiten und dafür ein Fahrrad anschaffen :-).

    Der Autobahnverkehr von Unna Richtung Süden ist schon gut blockiert, aber zusätzlich sind bereits weitere Brückensperrungen wie zum Beispiel die Brücke bei Schwerte über die Ruhr in Planung. Die Brücke bei Lüdenscheid ist nur der Anfang.
    Für den Autobahnverkehr von Unna Richtung Norden bzw. Münster sind so viele Brückenarbeiten geplant, das die Strecke für die Autofahrer in der Zukunft auch kein Vergnügen mehr sein wird :-).
    Bei dem Autobahnverkehr von Unna Richtung Westen durch das Ruhrgebiet hat man die wichtige Autobahn 42 bereits durch eine Vollsperrung gekappt. Die parallel verlaufende B1 ebenfalls (teilweise noch temporär).
    Vom Ruhrgebiet Richtung Norden wurde bei Wuppertal die 43 und vom Ruhrgebiet bei Leverkusen Richtung Westen die A1 für den Warentransport gekappt.

    Eine der ersten Regeln, die ich im Wirtschaftsstudium (welches auch einen Abschluß in „Regionaler Strukturpolitik“ beinhaltet hat) gelernt habe, besteht darin, daß der freie Warentransport und eine effektive Verkehrsinfrastruktur die wesentlichen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wirtschaft sind. Viele Wirtschaftsunternehmen werden zusammenbrechen bevor die unzähligen Baustellen alle fertig werden.

    Ein weiterer Erfolg für die Deeindustrialisierung zur Klimarettung. Es läuft also alles bestens für die Politik.

    „Wir können euch nicht das Auto einfach wegnehmen, aber wir können euch das Autofahren so schwierig machen wie möglich“ :-).

    (Wenn man hier noch die ganzen kleineren Sperrungen, Baustellen, neue Fahrradwege und zusätzlich errichtete Hindernisse und Barrieren für Autofahrer aufzählen würde, wäre der Kommentar noch um einiges länger. Das Thema, das man zum Beispiel die Brücke bei Lüdenscheid für den Verkehr aufrecht erhalten hätte können und den aktuellen Untersuchungsausschuß zu dem Skandal dazu, fange ich hier auch nicht zusätzlich an)

    • Sehr gut zusammengefaßt!
      Nur: Die A42 hat keine Vollsperrung, die fahre ich bis Duisburg 1-2mal täglich durch. Da ist nur die Waage und die ist kein Problem.
      Vielleicht sind die angedrohten Russen ja vorher schon da und die Brücken werden in drei Monaten erneuert…
      Wenn eine Erneuerung eh auf längere Sicht nötig ist, mit den damit verbundenen Belastungen, wozu dann vorher noch 3-4 Jahre (wohl in Deutschland eher 5-6) die Belastungen einer leidlichen Sanierung ertragen?
      Neue Brücke in drei Schichten dürfte unterm Strich für alle Leidtragenden die beste Lösung sein.

      • Danke für die Berichtigung.
        Wenn auf der A42 als wichtigste Durchgangsstrecke durch eines der größten Wirtschaftszentren Europas wegen der Waage Fahrzeuge über 3,5t großräumige Umwege fahren müssen, hat dies natürlich eine massive Auswirkung auf den Güterverkehr und die Umgehungsstraßen. Daran wird sich die nächsten Jahre nichts mehr ändern. (Täglich sind auf der Strecke rund 85.000 Fahrzeuge unterwegs)
        Zugegebenerweise wird es für mich immer unübersichtlicher, bei den unzähligen Dauer- und Wechselbaustellen noch zu überschauen, welche Strecken gerade wie frei sind oder nicht.
        Wer übrigens diesen Sommer seinen jährlichen Hollandurlaub plant oder spontane Tagesreisen dorthin:
        Für die wichtigste Verbindung A3 von Oberhausen Richtung Arnheim ist laut der Autobahn GmbH „die größte Baumaßnahme auf Deutschlands Autobahnen“ in diesem Jahr geplant.

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