„Auf Bitte einer Leserin möchten wir wieder einmal unsere Reichweite für eine Suchaktion nutzen. Vermisst wird Eric, schwarz-weißer Mischlingsrüde, kastriert, ca. 35 cm hoch mit Stummelschwanz.
Eric wird bereits seit 4 Wochen verzweifelt gesucht.“
So begann ein Suchaufruf auf der Facebookseite von Rundblick Unna vom 8. August 2021.
Heute, am 13. März 2024, sprich 2 Jahre und 7 Monate später, dürfen wir den Suchaufruf aktuell in Erinnerung rufen –
… denn Erik, der ehemalige griechische Straßenhund, ist gesichert worden. Nach mehr als zweieinhalbjähriger Odyssee.
Er hielt sich offenbar die ganze Zeit mitten im Ruhrgebiet auf.
Über die schier unglaubliche Geschichte informierte uns unsere Leserin Bettina Lessing, die uns seinerzeit Anfang August 2021 um Mithilfe bei der Suche nach Erik gebeten hatte und unser Posting tatsächlich während dieser ganzen Zeit aufbewahrt hat.
In unserem Suchaufruf vom 8. August 2021 beschrieben wir die Problematik wie folgt:
„Erik entlief am 5.7. im Fredenbaumpark im Dortmunder Norden – der Hund wand sich aus seinem Geschirr.
Laut Bericht seiner Besitzerin wurde er seither dreimal gesichtet, die letzte mutmaßliche Sichtung war am Freitag, 30. 7., in der Nähe der Emscher zwischen Dortmund und Castrop Rauxel. Es wird vermutet, dass der Hund entlang der zahlreichen Wasserwege, Emscher, Do-Ems Kanal etc. unterwegs ist. „Deshalb wollen wir die Suche nach Eric nun ausweiten“, schreibt uns Erics Frauchen.
Ihre dringende Bitte: Der Hund ist sehr scheu und ängstlich. Bitte nicht versuchen ihn einzufangen, sondern nur die Sichtung melden: Wo, Wann, welche Richtung ist er gelaufen, wie ist er gelaufen.„
Zweieinhalb Jahre lang war Erik nun unterwegs. Und jetzt ist er endlich in Sicherheit.
Die kaum zu glaubende Geschichte seiner langen Reise schildert der Verein Tiernotruf.de auf seiner Facebookseite wie folgt:
„Eric kam als ehemaliger Straßenhund aus Griechenland nach Deutschland und lief drei Tage nach seiner Ankunft in Dortmund davon.
Wie so oft passten seine Menschen einfach nicht auf, sicherten ihn nicht anständig und wie zuvor vereinbart und brachten somit sein Leben in Gefahr.
Doch was dann folgte, habe ich so auch noch nicht erlebt.
Er war nicht Wochen oder Monate unterwegs, sondern mehr als zweieinhalb Jahre. Nach genau 974 Tagen endete seine Flucht in unserer Hundefalle.
Ich kann jetzt nicht behaupten, dass es eine besonders schwierige Sicherung war. Jede Hundesuchhilfe mit Falle hätte Eric retten können.
Schwierig war nur der Ort, an dem sich die Futterstelle befand. Tief im Wald, abseits der Wege, direkt an den Bahnschienen. Es war mühsam, die dutzende Kilo schwere Falle dorthin zu schleppen.
Stellenweise war es sumpfig, dann wieder sehr dornig. Und am nächsten Tag konnte man die Zecken vom eigenen Körper sammeln.
Aber es war mitten im Ruhrgebiet, in Castrop-Rauxel. Und der Hund war dort Spaziergängern und auch der Polizei durchaus bekannt. Aber irgendwie schaffte er es nie in die entsprechenden Facebookgruppen. Wie kann das sein?
Für den Verein Silent Souls of Strays e.V. , die ihn nach Deutschland vermittelt hatten, war Eric von Dezember 2021 bis Dezember 2023 völlig von der Bildfläche verschwunden. Genau konnte man es nicht sagen, aber es lag nahe, dass er eigentlich immer in der Gegend gewesen sein musste. Die Sichtungen kamen eben nur nie bei den richtigen Leuten an. Anders konnte ich mir das nicht erklären.
Und weil bei Hunden, die lange draußen unterwegs sind, sich immer wieder die ganzen Besserwisser zu Wort melden, die fest davon überzeugt sind, dass man das Tier besser in Ruhe lassen solle, hatten wir die Falle heimlich aufgestellt. Es wäre nicht die erste Hundesicherung, die von Menschen aus was für Gründen auch immer sabotiert worden wäre. Mir selbst ist das mindestens dreimal passiert.
Es ist immer wieder unglaublich zu sehen, wie schnell Hunde nach ihrer Flucht den Schalter umlegen können. Sicher ist das bei weitem nicht bei jedem Hund so.
Aber bei Eric auf jeden Fall. Schon am nächsten Tag sprang er an seiner Pflegemama hoch. Er konnte verhältnismäßig gut an der Leine Gassi gehen (mehrfach gesichert und mit GPS-Tracker), albern sein und Spaß haben. So wie jeder andere glückliche Hund auch.
Eric war 974 Tage ganz allein auf sich gestellt, aber jetzt zeigt er jeden Tag, daß er einfach nur bei Menschen sein möchte.
Es gibt sicher auch Hunde, die besser nicht nach Deutschland vermittelt werden sollten, weil sie hier keine Chance auf ein glückliches Hundeleben haben. Eric ist das genaue Gegenteil davon.
Warum er tatsächlich mitten im Ruhrpott so lange auf Hilfe hoffen musste, wird wahrscheinlich sein Geheimnis bleiben.
Ich danke an dieser Stelle dem Verein Silent Souls of Strays e.V., der Eric vermittelt und ihn nie aufgegeben hat, Michaela Jurnitschek von der 4pfotensicherung, die mit ihrer Erfahrung zur Seite stand und Eric mit dem richtigen Köder in die Falle gelockt hat, Christian, dem Lokführer, dem Eric nicht egal war und der ihn nach so langer Zeit an der richtigen Stelle gemeldet hat und letztlich natürlich Isolde Wicht, die Eric bei sich aufgenommen hat und ihn auf das Hundeleben in seiner eigenen Familie vorbereitet.“
Quelle: Tiernotruf.de