Die Darstellung der Unnaer Polizei über den Einsatz am Dienstag, 26. September, an der Gesamtschule Königsborn (GEK) hat bei Leserinnen und Lesern des Rundblicks Irritationen ausgelöst.
Denn die knappe Zusammenfassung, die Polizeipressechef Bernd Pentrop unserer Redaktion unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen lieferte, gibt die gewalttätigen Vorfälle am Schulzentrum Nord in der vergangenen Woche laut Kritik von Eltern und Großeltern nur sehr unzureichend wieder.
- UPDATE am 4. 10.: Eine Stellungnahme der Polizei zu den monierten Widersprüchen ist unten angefügt worden.
Wie am Freitag berichtet, hatte Pentrop einen Polizeieinsatz am Dienstag, 26. September, an der Werner von Siemens-Gesamtschule bestätigt.
Es habe eine gewalttätige Auseinandersetzung zwischen zwei Schülern gegeben, einem 18-jährigen Deutschen und einem 14-jährigen Syrer. Eine „Bedrohungssituation“ dementierte der Polizeisprecher.
Am heutigen Samstag erhielt unsere Redaktion eine Mail, in der eine Angehörige einer GEK-Schülerin die Vorfälle erheblich umfangreicher schildert. Nach telefonischer Rücksprache sicherten wir ihr Anonymität zu. Name und Kontaktdaten sind der Redaktion bekannt.
Die Leserin schreibt:
„Der Artikel (vom Freitag, 29. 9.,)…. ist so nicht korrekt. Mir ist bekannt das Sie nur das schreiben, was Sie geschildert bekommen.
Der Vorfall am 26. 9.23 war in der Mensa, diese befindet sich in der GEK und ist auch für Schüler des GSG. An der Schlägerei waren direkt drei Jugendliche (GSG oder GSK) und indirekt zwei 15-jährige Mädchen des GSG beteiligt.
Warum rückt bei einem nur „gewalttäigen Angriff “ die Polizei (nicht ein Streifenwagen) nebst Notarzt an?
Der 18jährige hatte am 26. 9. eine Schreckschusspistole und ein Messer. Dieses hat er gezeigt. Und als er merkte, dass die Polizei kam, hat er unter Zeugen die „nicht wahren“ Drohungen ausgesprochen – mehrfach geschrien!
Die Polizei hat ihn in Gewahrsam genommen?! Wegen einer tätlichen Auseinandersetzung?! Weil er total ungefährlich erschien??
Es wurden Verbote vom GSG, GEK und der Polizei ausgesprochen, „Betreten der Schulgelände untersagt“.
Der Vorfall am Donnerstag, 28. 9. 2023, wird von der Polizei gar nicht genannt. Der 18-jährige Schüler wurde im GSG gesichtet – am 28.9. zwischen 12.15-13.15 Uhr.
Er hat seine Drohungen mehrfach wiederholt, so dass Schüler und Lehrpersonal einiger Klassen (Klasse 10b und Klasse 12 nachweislich) sich eingeschlossen haben. Fenster geschlossen – Vorhänge geschlossen – Tische zum Schutz gekippt ect..
„Amokalarm“ wurde ausgerufen, Polizeifahrzeuge aus dem ganzen Kreis sind angerückt.
Die Jugendlichen, die nach Hause wollten, konnten ab 13.15 Uhr das Gelände betreut verlassen, andere wurden bis Schulschluss betreut. Von wem „betreut“, weiß ich nicht – denn einige Lehrer haben das Gebäude auch zwecks Heimfahrt verlassen.
Ob der 18-Jährige erneut in Polizeigewahrsam war oder ist, wird verschwiegen – die Schule kehrt alles als harmlos unter den Tisch. Das hat so lange funktioniert, bis sehr viele Eltern gedroht haben, die Schule zu verklagen.
Es war gestern der letzte Tag vor den Ferien – und sehr viele Eltern waren der Meinung, dass dieser Tag schon nach dem Vorfall am Donnerstag gestrichen werden musste. Schule und Polizei hielten es für „nicht wahrscheinlich“, dass der 18-jährige am Freitag erneut das Gebäude betreten würde.
Hat er? Keine Ahnung. Kommt er nach den Ferien erneut? War er gegebenenfalls am 29. 09. noch in Polizeigewahrsam??
Aber nachweislich durch WhatsApp und Mailverkehr wurde den Schülern ab Klasse 10 freigestellt, am Freitag zur Schule zu kommen. Ohne ärztliches Attest – mit dem Vermerk – entschuldigt wegen Bedrohungen.“
Aus dem Brief einer Mutter an die Informantin:
„Ja, die Kommunikation der Schulleitung ist unfassbar schlecht, und zwar sowohl zu den Eltern als auch zum Lehrerkollegium.
Die Lehrkräfte meiner Tochter in Klasse 12 haben sich sowohl am Dienstag als auch gestern (Donnerstag, d. Red.) mit ihren Schülern eingeschlossen, bis die Polizeieinsätze vorbei waren.
Andere Klassen und Lehrer haben davon z.T. überhaupt nichts mitbekommen.
Informiert wird offensichtlich nur, wenn es gar nicht mehr anders geht.“
Ergänzung dieses Beitrags am Mittwoch, 4. Oktober:
Auf unsere Bitte an die Polizeipressestelle Unna, die Widersprüche zwischen den Darstellungen der Polizei und der Eltern aufzuklären, teilte uns Pressesprecherin Vera Howanietz Folgendes mit:
„Die Polizei wurde am 26.09.2023 gegen 11.50 Uhr wegen einer Schlägerei an der Werner-von-Siemens-Gesamtschule gerufen. Zwei Personen sollen sich prügeln. Eine Person soll eine Pistole haben.
Bei Eintreffen der ersten Einsatzkräfte gab es keine Schlägerei mehr und einer der Beteiligten (18 Jahre alt) hatte sich entfernt.
Die Stimmung insgesamt war wohl noch recht hitzig. Vor Ort erhielten sie die Info, dass die beiden sich gegenseitig beschuldigen. Dem 18-Jährigen sei im Gerangel eine Pistole aus der Tasche gefallen, die er aufgehoben und damit davongelaufen sei.
Kurz darauf erschien der 18-Jährige wieder am Einsatzort. Er hatte zu dem Zeitpunkt keine Waffe dabei, zeigte den Einsatzkräften aber, wo er sie abgelegt hatte. Die Gaspistole wurde sichergestellt, der Beschuldigte zur Vernehmung mit zur Wache genommen und anschließend entlassen.
Die Vernehmungen weiterer Personen stehen noch an.
Von den weiteren geschilderten Maßnahmen an der Schule (Schüler und Lehrer haben sich eingeschlossen usw.) ist im Vorgang derzeit nichts ersichtlich.
Am 28.09.2023 soll er in der Mittagszeit trotz Hausverbot zwei Mal auf dem Schulgelände gesehen worden sein, konnte aber nicht mehr angetroffen werden.
Den Hintergrund der Auseinandersetzung und den tatsächlichen Ablauf werden die Ermittlungen ergeben müssen.“
[…] Update am Samstag, 30. 9.: Widerspruch zur Darstellung der Polizei […]
[…] Zu Irritiationen und Widersprüchen führte am vergangenen Freitag eine Darstellung des Unnaer Polizeipressechefs Bernd Pentrop über vorangegangene Polizeieinsätze am Schulzentrum Nord / Gesamtschule Königsborn – HIER nachzulesen. […]