„N*zis, die Kreide fressen“ – Grüne: Kundgebung der AfD „war leider keine Meinungskundgebung im üblichen demokratischen Spektrum“

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Anhänger der AfD am Dienstag, 29. August, bei der Kundgebung auf dem Gemeindeplatz in Unna-Massen. - Foto RB

„Wehret den Anfängen!“

Mit dieser Warnung resümieren die Grünen Unna auf ihrer Facebookseite rückblickend nach einer Woche die AfD-Kundgebung und Gegenkundgebung des Runden Tisches am vergangenen Dienstag, 29. August, auf dem Gemeindeplatz in Massen.

Unsere Redaktion berichtete ausführlich darüber, etwa HIER.

Auf den Anlass der AfD-Demo – die gewaltsamen Ausschreitungen in der Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) in Massen und der Zeltstadt in Selm-Bork – gehen die Grünen in ihren Schlussfolgerungen nicht ein. Sie konzentrieren sich auf die Akteure der AfD-Veranstaltung, namentlich auf den Dortmunder Rechtsanwalt und fraktionslosen Bundestagsabgeordneten Matthias Helferich.

Hier die Feststellungen der Grünen im Wortlaut (Gendersprache wurde korrigiert).

„Es sind sind nun einige Tage seit den Ereignissen vergangen. Mit diesem zeitlichen Abstand ist es vielleicht besser möglich, sachlich zu vermitteln, warum es bei der AfD-Kundgebung leider nicht um eine Meinungskundgebung im üblichen demokratischen Spektrum ging.

Und sicher haben nicht alle Menschen Zeit und Mittel, um wichtige politische Hintergründe zu recherchieren. Denn wichtig ist nicht nur, was AFD-Leute sagen – da haben sie bei offiziellen Terminen oft – aber nicht immer! – Kreide gefressen.

Wichtig ist, was in ihren Einflussbereichen heute schon geschieht und wer die offenkundigen Nazis in ihren Reihen sind oder deren Nähe sucht.

Herr Helferich, der Bundestagsabgeordnete und Hauptredner der Veranstaltung, ist ein enger politischer Freund des Herrn Höcke. Höcke darf man aus guten Gründen und mit richterlicher Genehmigung einen Faschisten nennen.

Bundestagsabgeordneter Matthias Helferich (AfD), links im Bild im Gespräch mit Parteianhängern vor dem Beginn der Kundgebung auf dem Gemeindeplatz in Massen. (Foto RB)

Er macht zu offenkundig in seinen Reden Anleihen bei Hitler und Goebbels, auch in seiner Gestik. Herr Helferich erklärte sich „zum freundlichen Gesicht des Nationalsozialismus“ und outete sich damit offenkundig selbst als Nazi und Sympathisant jener terrorististischen Vereinigung, die die Verantwortung für den größten Völkermord der Geschichte trägt.

Auch Hitler hat während der Weimarer Republik keinen Wahlkampf gemacht mit „Versprechen“ wie:

„Wenn ich an die Macht komme, beginne ich den Zweiten Weltkrieg, lasse rund rund 6 Millionen Juden ermorden und viele andere Menschen dazu. Und wenn dann jemand von euch angesichts eines in Trümmern liegenden Deutschlands tatsächlich wagt zu behaupten, dass ich den Krieg verliere: den lasse ich dann umgehend köpfen. „

Hat er nicht gesagt. – es aber später so gemacht. Kluge Menschen haben aus seinem Buch und dem Treiben der mit den Nazis assoziierten Prügelhorden vor seiner Machtergreifung schon geschlossen, dass die NSDAP eine kriminelle Bande ist, die Deutschland schwer schaden kann.

Leider haben andere– durchaus auch intelligente Menschen – die Nazis nicht so ernst genommen. Die letzlich stattgefundenen Verbrechen waren so monströs und einmalig in der Weltgeschichte, dass hier bei vielen die Vorstellung versagte.

Und so konnte Hitler unter vielen Lügen und Kreidefresserei auch mit Hilfe von Wahlen und der Unterstützung von naiven Erzkonservativen und reaktionären Industriellen an die Macht kommen. Ploppt da nicht heute ein Gedanke an Herrn Merz und die Frage nach der Brandmauer auf? Wir können es heute besser wissen!

Schauen wir uns doch einfach mal an, was in den Gegenden geschieht, wo die AfD heute schon eine einflussreiche politische Kraft ist.

Erst vor einigen Wochen beklagten sich zwei junge Lehrkräfte aus Burg im Landkreis Spree-Neiße, dass sich außer ihnen kaum jemand den Naziparolen und Hitlergrüßen auf dem Schulhof ihrer Schule entgegenstellte, Andersdenkende aus Angst vor Nazigewalt ihre Meinung kaum noch äußern würden. Eine rechte Meute mobbte die beiden von der Schule. Die AfD feierte diesen Gewaltakt als Erfolg „Bürgerliches Engagement wirkt“ – eine Verhöhnung dieses Begriffs

Demokratisch gewählte Politiker – Bürgermeister – geben aus Angst um ihre Familie ihr Amt auf, Andersdenkende werden bedroht, Migranten durch die Straßen gehetzt, Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte, Synagogen und Moscheen verübt. Anfänge dazu gibt es auch in westlichen Teilen der Republik.

Auch die Teilnehmer der Kundgebung und der Gegendemonstration in Massen wissen:

als gesellschaftlich engagierte Menschen, Migranten usw. droht ihnen bei zunehmendem AfD- Einfluss in unserer Region ein ähnliches Schicksal. Da klare Signale zu geben, dass man nicht aufgeben wird und weiter gegen eine demokratiefeindliche Partei kämpfen wird. ist absolut legitim. Denn die AfD will mit den Mitteln der Demokratie diese abschaffen.

Für die realen Probleme hat die AfD keine Lösung. Und es sollte uns nicht gleichgültig sein, wenn ein selbst erklärter Nazi sich in die Lokalpolitik einmischen will.

Tatsächlich hat die Problemlösung längst angefangen – keinen von der AfD hat das interessiert. Es ist halt mühsame alltägliche Kärrnerarbeit, Sprechen miteinander an runden Tischen und dort Lösungswege finden. Aber darüber wird halt nicht so prominent berichtet.

(Anm. d. Red.: Wenn über solche Gespräche nicht „so prominent berichtet wird“, liegt das grundsätzlich daran, dass wir über solche Veranstaltungen keine Presseinformationen bekommen.)

Erich Kästner, dessen Bücher von den Nazis verbrannt wurden, sagte:

“Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat. „

In diesem Sinne sorgen wir jetzt dafür, dass die Lawine erst gar nicht entsteht.“

Lesen Sie bei Interesse zu diesem Thema auch: AfD stellt 10-Punkte-Plan als Alternative zur Ampel-Politik vor

5 KOMMENTARE

  1. Die Relativierung und Verharmlosung der Begriffe „Rechtsextrem“ und „Nazi“ durch die pauschale Anwendung auf Kritiker ärgert mich als Antifaschist sehr. Die Begriffe werden immer mehr aufgeweicht. Die wirklichen Neonazis und extreme Rechte in der Hochburg Dortmund (NPD, Dritte Weg, NWDO, Heimat, etc.) werden dafür dankbar sein. Die finden bei den Grünen seltsamerweise keine sonderliche Erwähnung.

    Wenn die Grüne die größte rechtstaatlich gewählte Opposition im Bundestag mit jüdische Mitglieder und einer homosexuellen Frau an der Spitze mit dieser Zeit und Partei von damals gleich setzen, geht das schon Richtung Relativierung der Nazizeit und Verharmlosung des Holocaust. In den letzten Jahren ist die Justiz schärfer geworden bei solchen Vergleichen.

    Egal was man von der Opposition hält, man sollte selber immer politisch auf einen demokratischen und rechtstaatlichen Umgangston achten. Der Auftritt der Grünenspitze in Massen Seite an Seite mit der agressiven schwarz vermummten Straßenkampfgruppe der Antifa mit schwarz/weiß/rot in der Fahne wie damals hat auch einige Leute erschreckt.

    Die Demo der AFD 2016 in Unna vor 9 Jahren hat mich persönlich erschüttert. Man sollte genau hinschauen, inwieweit der Kreisverband Unna noch von den damaligen Leuten beeinflußt wird und wie die Bundespartei heute mit diesen radikalen Flügeln umgeht. Man sollte bei jeder Partei schauen, wie sie mit ihren radikalen Flügeln umgeht.

  2. Wow, ein _direkter_ vergleich mit Adolf Hitler. Dafür würde jeder andere sofort und ohne Umweg eine Verurteilung wegen Volksverhetzung bekommen, wegen relativierung des Holocausts usw. Aber Gesetze gelten ja nicht für linke.

  3. …statt Kästner mal Solschenizyn:
    „Ein kommunistisches System erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert.“

  4. Selten einen solchen Bullshit gelesen.
    Sollte das Nachhilfe im Geschichtsunterricht werden, eine Ablenkung zu dem mehr als blamablen auftreten der Grünen am Abend der AFD-Kundgebung die jegliches Demokratie Verständnis vermissen lässt oder sollen es Parolen analog der „Eisernen Front“ sein.

    Wieder mit dem Finger auf alles Mögliche zeigend statt ansatzweise ernsthaft mal darüber nachzudenken wieso diese Partei es innerhalb von 2 Jahren geschafft hat in der „Sonntagsfrage“ ihren Wähleranteil zu verdoppeln?.

    Außer dem runden Tisch der bisher nicht das geringste erreichen konnte und auch zukünftig nichts erreichen wird ,wie wir aus Redebeitragen (besser Gewäsch) der Gastredner entnehmen konnten, keine sinnvollen Vorschläge.

    Wie denn auch.
    Macht es doch die Bundespolitik mit ihrer HAmpel Koalition vor.
    Allen voran derzeit die Inkompetenz in Person, R. Habeck, Philosoph und von der Wirtschaft so viel Ahnung wie der Hahn vom Eier legen.
    Fährt er nicht nur derzeit unsere Industrienation und den Mittelstand vor die Wand sondern bürdet, auch dank seiner ins Amt gehobenen Mischpoke, den Bürgern nicht stemmbare Lasten auf, nicht nur den viel zitierten Rentnern sondern allen Bürgern, egal ob Eigentümer oder Mieter ohne Sinn da nachweislich ohne Verbesserung der Klimabilanz

    Oder die Grüne Quote Lisa Paus.
    Ein „Queer“ Beauftragter war für sie wichtiger als Kindergeldgrundsicherung, bei der sie bis heute nicht weiß wie sie und wofür sie die Mittel einsetzen will.
    Eltern die nicht wissen wie sie die nächsten Schulbücher und Schuhe bezahlen können, wird es erfreuen.

    Das könnte so durch die gesamte Ministerriege fortgeführt werden, übergeleitet dann zum Land mit der Grünen Quote J.Paul, die das derzeit für die Bürger laut Umfragen wichtigste Thema, Migration und Integration, offensichtlich noch nicht kapiert hat.

    Und wenn denn dann ein Politiker, nicht von der AFD, den Schneid hat dieses Thema anzusprechen wird er sofort in die rechte Nazi Ecke gestellt, wie auch in dem FB Beitrag der Grünen in Unna.

    Nie war die Politik, egal ab Bund, Land oder Kommune so boniert und überzeugt von ihrem Unvermögen und damit weiter entfernt von ihren Wählern als heute.

    Und die Grünen in Unna zeigen einmal mehr dass auch sie nichts kapiert haben um eine Wende herbeizuführen.
    Mit „Nazi raus“ Geschrei und diesem FB Beitrag sicher nicht.

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