Zu wenig Parkplätze – Jetzt pflastern Unnaer ihre grünen Vorgärten zu

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Blick auf die Mozartstraße in Unna-Mitte: Was vorher grüner Vorgarten war, ist jetzt - notgedrungen - als Stellfläche zugepflaster worden.

Was vorher grün war und biodivers, ist jetzt grau. Aus der Not geboren, denn irgendwo muss man das Auto, das man täglich privat und beruflich braucht, ja abstellen.

Und da nicht jeder eine Garage oder ein Carport sein Eigen nennt, werden in Unna aus Mangel an Parkplätzen jetzt Vorgärten zugepflastert.

Zeitgleich berichteten uns Ende dieser Woche Anwohner in der Innenstadt und aus Massen von dieser dem Umweltschutz krass zuwiderlaufenden Entwicklung.

In Unna-Mitte an der Mozartstraße haben Anwohner auf die rigide Parkraumpolitik der Stadt bereits reagiert, berichtete uns Anliegerin Jessica Mense mit größtem Bedauern.

„Mir tut das in der Seele weh, wenn ich sehe, dass wunderschöne grüne Vorgärten jetzt triste graue Flächen geworden sind. Aber was sollen die Leute tun? Man muss sein Auto ja irgendwo hinstellen. Nicht jeder hat eine Doppelgarage. Und wenn man Besuch bekommt, möchte man diesen doch nicht erst durch die halbe Stadt ins Parkhaus schicken – Ältere schaffen diese weiten Wege ja auch überhaupt nicht.“

Entlang der citynahen Mozartstraße besteht im Zuge der aktuellen Unnaer Mobilitätspolitik nur noch sehr eingeschränkt die Möglichkeit zu parken. Ebenso wie in vielen anderen Straßen der Innenstadt parken Anwohner mit entsprechendem Bewohnerausweis.

Dieser kostet derzeit noch 30 Euro, wird ab Januar 2024 im Zuge des Parkraumkonzepts aber viermal so teuer, er wird dann 120 Euro jährlich kosten.

Ohne Anwohnerparkausweis gilt tagsüber die Parkscheibe.

Die Bewohner stehen vor einem Riesenproblem. Am Wochenende, wenn man ja auch mal Besuch bekommt, muss dieser irgendwo weiter entfernt parken, da Unna anders als andere Städte keine Besucherparkausweise ausgibt.

Pro Haushalt können auch nicht mehrere Bewohnerparkausweise beantragt werden, „dabei haben heute die allermeisten Familien mehr als ein Auto, schon aus Berufsgründen“, berichten Anwohner.

Eine Nachbarin im Umfeld Mozartstraße findet die Entwicklung „absolut schade und kontraproduktiv“: Das von Unnas Stadtverwaltung und der politischen Mehrheit forcierte Bestreben, die Parkplätze in Unna im Zuge der angestrebten „Mobilitätswende“ immer mehr zu reduzieren, gehe hier für den Umweltschutz buchstäblich nach hinten los.

Und unsozial ist sie obendrein auch: Denn einzelne Bürger sollen der Stadt laut Leserberichten bereits Stellflächen „abgekauft“ haben. Wir werden dazu noch Nachfrage stellen.

Massen: Parken auf dem Bürgersteig nach über 50 Jahren plötzlich verboten

Eine ganz ähnliche Entwicklung, allerdings mit etwas anders gelagerter Ursache, schilderte uns am Freitag eine verzweifelte Leserin aus Massen, die berichtete:

„Ich wohne mit meiner Familie seit 23 Jahren im Reckerdingsweg. Mein Mann ist gebürtiger Massener und wohnt bereits seit 48 Jahren unter gleicher Adresse.

Da unser Haus bereits seit über 50 Jahren im Familienbesitz ist, wissen wir, dass das Parken auf dem Bürgersteig vor unserem Grundstück in dieser Zeit durchgehend geduldet war.

Die zum Teil sehr alten Zechenhausgrundstücke verfügen größtenteils nicht über Garagen oder Stellplätze, wie heutzutage üblich.

Daher haben wir am 17.08.23 fassungslos die Nachricht des Ordnungsamtes vernommen, dass ab sofort das Parken auf dem Gehweg untersagt ist und gebührenpflichtig verwarnt wird.

In einem Telefongespräch am heutigen Vormittag, wurde meinem Mann und mir von einem Mitarbeiter des Ordnungsamtes mitgeteilt, dass wir von nun an auf der Straße zu parken haben.

Das werden wir zukünftig auch tun, allerdings würde, wenn wir alle unsere Fahrzeuge in unserer Straße auf der Fahrbahn parken, die Hälfte der Parkplätze für die Anwohner entfallen.

Zudem werden Gefahrenquellen geschaffen, da Fußgänger durch die schmalere Fahrbahn beim Überqueren der Straße erst später gesehen werden. Gleiches gilt für Fahrradfahrer, welche nicht mehr von weitem zu erkennen sind, sondern immer wieder hinter parkenden Fahrzeugen aus dem Sichtfeld verschwinden. Der fließende Verkehr, die Durchfahrt von Bussen, LKWs und die Arbeit der Müllabfuhr würden erschwert.

Zumal der Gehweg vor unserer Haustür so breit ist, dass sich seit über einem halben Jahrhundert, in dem an gleicher Stelle geparkt wird, noch niemand beschwert hat. Rollstuhlfahrer, Schubkarren und selbst Zwillingskinderwagen kommen ohne Probleme an unseren geparkten Fahrzeugen vorbei.

Laut Presse sollen rund 235.000 Euro an Steuergeld in eine Kampagne „Weniger Grau, mehr Grün“ für ein besseres Unnaer Stadtklima investiert werden. (Anm..: Der Rundblick berichete darüber.)

Demnach soll mit dem Geld eine Machbarkeitsstudie finanziert werden, wie Flächen entsiegelt, begrünt und die Bürger mit einbezogen werden können.

 Dies steht jedoch im krassen Gegensatz zu dem einzigen Ausweg, der uns Anwohnern übrig bleibt, wenn wir nicht, wie seit über 50 Jahren auf dem Bürgersteig parken dürfen.

Der Ausweg von uns Anwohnern wäre, die Vorgärten umzugestalten, zu entgrünen und ggf. zu versiegeln, umso auf eigenem Grund eine Abstellmöglichkeit zu schaffen.

Wie wir dem Gespräch mit dem Ordnungsamt entnehmen konnten, ist unser Anliegen ein politisches Problem. Wir wurden darüber aufgeklärt, dass wir derzeit in Unna eine eher  „autofeindliche“ Regierung haben. So soll unsere Straße demnächst eine Fahrradstraße werden, so dass ein generelles Parkverbot entsteht. Fahrradstraßen sind ja gut und schön, aber nicht auf Kosten von Flora und Fauna.

Ist diesem Fall ist eine Umgestaltung der Vorgärten unumgänglich. Einige meiner Nachbarn haben sich bereits wegen einer Sondergenehmigung zur schnelleren Entfernung von Hecken und Büschen beim Umweltamt erkundigt.

Dies darf in Zeiten der globalen Erderwärmung nicht im Sinne der Stadt Unna sein!

Viele von uns sind dringend auf in der Nähe liegende Parkmöglichkeiten angewiesen, um mit unseren Autos zur Arbeit zu gelangen und dabei die Kinder zur Schule zu bringen.

Wir hoffen immer noch darauf, dass es sich hier um einen Schildbürgerstreich handelt und bitten euch inständig um Mithilfe. Bitte veröffentlicht einen Artikel, um der Situation Abhilfe zu schaffen.“

  • Unsere Redaktion stellt zu diesem Thema am Montag Anfrage bei der Stadt Unna.

13 KOMMENTARE

  1. „Grün wirkt“, so hat es die Partei der Studienabbrecher zumindest immer plakatiert.
    Das es auch funktioniert, nun, dass haben sie ja nicht versprochen…

  2. Der Bürger wird zu Maßnahmen gezwungen, die eigentlich kontraproduktiv sind, die Endscheidungsträger aus dem Rathaus wohnen meistens im Randbereichen und brauchen sich keine Gedanken machen, wo sie parken.
    Ich finde es in Ordnung, wenn Anwohner ihre Vorgärten zum Parkplatz umbauen.
    Wem es dann zu grau ist, kann sich ja aus dem Rathaus einen “ Grünen“ als Parkplatzwächter engagieren, die werden über kurz oder lang andere Jobs suchen und als meist ungelernte bleibt nicht soviel.
    Schöne grüne Welt!

  3. Auch ich in Holzwickede muss leider dieses Jahr einen Baum abholzen und eine Hecke entfernen, um einen Stellplatz zu schaffen. Im Landweg fällt wegen einem neuen Fahrradweg eine komplette Seite Parkplätze weg.
    Leider ist es den Politikern in Unna entgangen, dass die Radfahrer hier zu 80% die Radwege gar nicht nutzen. Einfach mal ne Stunde an der Unnaer Straße hinstellen. Hier schlafen Politik und Ordnungsamt aber lieber.
    Wir wissen jetzt, wen wir nicht mehr wählen werden.

    • Wir hatten darüber berichtet, Simone, in Ihrem Fall ist es der Kreis, der seine Straße saniert und für einen Radschutzstreifen die Parkplätze an dieser Seite entfernt hat, richtig? Haben sich eigentlich die Holzwickeder Kommunalpolitiker dazu geäußert, hat der Ortstermin mit den Grünen irgend etwas gebracht? Grüße von der Redaktion!

  4. Dieser Artikel macht mich einfach nur fassungslos. Wir sind seit einigen Jahren Anwohner in der Schulstraße.. Erst wird uns der grosse Parkplatz weggenommen und nun sollen wir plötzlich 120 Euro für den Anwohnerausweis zahlen? Ich verstehe echt die Menschheit nicht mehr…Zurück in die Steinzeit, oder was? Pferd und Kutsche? Oder gleich zu Fuß mit Wanderstock? Leben in der Stadt wird einem Stück für Stück vermiest und diejenigen, die sich sowas überlegen, wohnen wahrscheinlich noch nicht mal hier und haben zuhause eine Prunkvilla mit Garage….und kommen sicherlich NICHT mit dem Fahrrad zur Arbeit….Sorry, aber mir fehlt dazu das Verständnis

    • Und warum lassen sie als Anwohner es sich gefallen dass eine grün gestrickte Minderheit von 539 Personen ihre skurrilen Ideologien und Phantastereien ausleben möchte, ihnen damit die Anwohnerparkplätze streicht und unzumutbare Wege aufzwingt.

      • Am Reckerdingsweg hat es bereits eine Unterschriftenaktion gegeben, Gremling, dort regt sich entschiedener Protest. Wir bleiben dran.

  5. Es ist offensichtlich: dem Schwachsinn der Menschen und ihrem grenzenlosen Egoismus sind keine Grenzen gesetzt. Anstatt sich wegen des Klimawandels um einen natürlichen, wasserspeichernden Vorgarten zu kümmern, werden die Flächen für das Zweit- und DrittAuto zugepflastert. Ohne Rücksicht auf Verluste. Die Stadt müsste mit umgehenden Rückbauverfügungen reagieren. Gleiches gilt für die unsäglichen Steingärten.

    • Sehr geehrter Herr Koch, Ihre pauschalen Diffamierungen sind dumm, unflätig und unangebracht. Informieren Sie sich einfach mal darüber, wie viele Familien sei es aus privaten oder aus beruflichen Gründen zwingend auf mehrere Pkw angewiesen sind. Vielleicht wäre es ja die Lösung aus Ihrer Sicht, kurzerhand zu kündigen und auf Staatskosten zu leben, Ehrenämter aufzugeben etc.? Solche dümmlich-arroganten Kommentare sind wirklich schwer zu ertragen. Wahrscheinlich sind Sie einfach neidisch. Besten Gruß.

  6. Werter Herr Koch, es ist schon eine steile und wohl auch rechtlich bedenkliche These , den Menschen, die einen
    Ausweg aus verkehrspolitisch neu geschaffenen örtlichen Gegebenheiten suchen, Schwachsinn und Egoismus zu unterstellen. Ich selbst, 73 Jahre alt, leider nur Besitzer eines Erstautos, habe mich bis jetzt jahrzehntelang um die Pflege eines grünen Vorgartens gekümmert, in meinem Leben keinen Fuß in ein Flugzeug
    oder auf ein Kreuzfahrtschiff gesetzt. Auf Ihre Beleidigungen und Belehrungen können alle Betroffenen, wie ich finde, gut verzichten! Eine entsprechende Entschuldigung würde ich für angebracht halten.

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