Die Stadt Unna streicht gern hervor, dass bei ihr schon die Kleinsten mitbestimmen dürfen. Es gibt dafür seit 2017 den sogenannten „Kinderrat“.
Die Mitglieder dieses Gremiums sind die Klassensprecher der jeweiligen dritten Jahrgänge aller Unnaer Grundschulen.
Die Stadt gewährt ihrem Kinderrat pro Amtsperiode, die immer 1 Jahr dauert, 1000 Euro. Mit anderen Worten müssen 1000 Euro für das ganze Jahr für die Wünsche aller Unnaer Grundschulen reichen.
Dennoch, findet die Stadt:
„Mit dem Kinderrat haben die Schüler genau für solche Anregungen ihr eigenes Parlament, das über Maßnahmen abstimmen kann.“
Unter solchen „Maßnahmen“, die für alle Schulen zusammen gerade einmal 1000 Euro kosten dürfen, stellt man sich dann vielleicht neue Tore und Bälle für den Pausenhof vor oder ähnlich Kindgerechtes.
Statt dessen bezahlen Unnas Grundschüler in diesem Jahr mit ihrem Kinderrat-Budget selbst einen sicheren Schulweg.
Ob dies die Aufgabe von Kindern sein sollte und nicht vielmehr zum absoluten Pflichtprogramm einer Stadt gehört, wurde schon in der ersten Pressemitteilung, die die Stadt zu der neuesten Kinderrat-Entscheidung schickte, mit keinem Wort der Selbstkritik vom Rathaus hinterfragt.
Heute, am 14. August, folgte eine zweite „Erfolgsmeldung“ zu diesem Kinderratbeschluss, der jetzt umgesetzt wurde und der Kindern in Massen mehr Sicherheit auf dem Schulweg gewährt.
Dies wird in der Stadtmitteilung als glänzendes Beispiel von Mitbestimungsmöglichkeit für die Unnaer Jugend gefeiert.
Wieso aber erst Grundschüler eindringlich darauf hinweisen müssen, dass ein Schulweg gefährlich ist, und wieso sie dann selbst mit ihrem schmalen Kinderrats-Budget für dieses Mehr an Sicherheit noch zahlen müssen – darauf gibt auch in diese neuerliche Verkündung aus dem Rathaus keine Antwort.
Es scheint also völllig normal zu sein, dass sich Kinder in Unna selbst um ihre Sicherheit kümmmern.
Jedenfalls lesen sich die beiden Mitteilungen aus dem Rathaus genau so, als wäre dieser besagte Schulweg ohne das Insistieren von 20 Drittklässlern einfach weiterhin unsicher geblieben.
Ende März trafen sich erstmals seit der Coronapandemie diese besagten 20 Vertreter der dritten Klassen von Liedbachschule, Grilloschule, Schule am Friedrichsborn, Falkschule, Osterfeldschule, Schillerschule, Sonnenschule, Katharinenschule und Nicolaischule wieder zu einer Sitzung des Kinderrates.
„Dann waren die Kinder selbst gefordert“, heißt es in der rückblickenden Mitteilung aus Bürgermeister Dirk Wigants Pressebüro.
„Wo drückt der Schuh an Unnas Schulen? Was könnte besser sein? Neue Toiletten, ein gesundes Frühstück, eine „Disco-Pause“ oder mehr Sicherheit auf dem Schulweg: Die Wünsche der Grundschüler waren sehr unterschiedlich.“
Mit Wahlzetteln, die jeder Schule eine Erst- und eine Zweitstimme ermöglichten, konnten sie anschließend abstimmen, welches Anliegen die höchste Priorität hat.
Und die meisten Stimmen entfielen auf den Wunsch der Sonnenschüler aus Massen, ihren Schulweg entlang der Karlstraße sicherer zu machen.
Die zur Verfügung stehenden 1000 Euro werden nun dafür verwendet.
„Sicherer Schulweg in Massen – dank des Engagements aus dem Kinderrat“,
so verkündet denn heute die Pressestelle der Stadt Vollzug und feiert die neue Sicherheit entlang der Karlstraße, die das Rathaus – ohne den Anstoß des Kinderrates und ohne dessen finanzielle Jahresausstattung – offenbar gar nicht auf dem Schirm hatte.
Das hindert den zuständigen Beigeordneten Sandro Wiggerich (B90/Die Grünen) nicht daran, sich in der Mitteilung der Stadt mit den Worten zitieren zu lassen:
„Die Sicherheit unserer Schülerinnen und Schüler hat für uns höchste Priorität.“
Hier die Mitteilung im Wortlaut, Gegendertes wurde sprachlich bereinigt.
„Mehr Sicherheit auf dem Schulweg – diesen Wunsch äußerten Schülerinnen und Schüler der Sonnenschule in der Sitzung des Unnaer Kinderrates im Frühjahr.
In dem Gremium, in dem zweimal im Jahr die Klassensprecher der dritten Schuljahre aller Unnaer Grundschulen zusammenkommen, bekam der Wunsch der Sonnenschüler, ihren Schulweg entlang der Karlstraße sicherer zu gestalten, die meisten Stimmen.
Pünktlich zum Schulbeginn in dieser Woche sind dafür nun alle notwendigen Maßnahmen umgesetzt – und sie wirken bereits, wie die stolzen Schülerinnen und Schüler festgestellt haben.
„Die Autos fahren jetzt langsamer und sie fahren nicht mehr in die Einfahrt, wo der Schulbus hält“, haben Matti und Ben (beide 9 Jahre alt) beobachtet.
Die Einfahrt auf den Parkplatz an der Sonnenschule ist jetzt nur noch für den Schulbus nutzbar – das zeigen die entsprechenden Verkehrsschilder und Markierungen deutlich an.
Alle anderen Fahrzeuge werden auf die weiter hinten an dem Parkplatz liegende Zufahrt verwiesen.
Der Effekt: Der Schulbus kann ungestört vom Hol- und Bringverkehr der Eltern im vorderen Bereich des Parkplatzes halten und die Sonnenschülerinnen und Sonnenschüler können sicher ein- und aussteigen.
„Wir haben alle Eltern in einem Elternbrief über diese Regelung informiert und kommuniziert, dass es sich dabei um einen ausdrücklichen Wunsch der Kinder nach mehr Sicherheit handelt“, sieht Schulleiterin Svenja Nuhija in der offenen Kommunikation einen positiven Faktor für den schon jetzt spürbaren Erfolg der Maßnahme.
Marie und Leonie (ebenfalls beide 9 Jahre alt) freuen sich, dass es auch direkt an der Karlstraße, über die der Schulweg zur Sonnenschule führt, schon jetzt deutlich sicherer geworden ist.
„Die Autos fahren nicht mehr so dicht an einem vorbei“, haben die beiden Schülerinnen beobachtet. Der Grund: Die Markierungen in der Einfahrt, die hier einen Gehweg von der Fahrbahn abgrenzen, wurden erneuert und sind wieder deutlich sichtbar.
Auch unter der Eisenbahnbrücke an der Karlstraße ist der Schulweg nun sicherer geworden: Eine zusätzliche Beleuchtung sorgt auch bei Dunkelheit für gute Sichtverhältnisse.
„Die Sicherheit unserer Schülerinnen und Schüler auf ihrem Schulweg hat für uns höchste Priorität. Am Beispiel der Sonnenschule zeigt sich, wie wir schon mit kleinen Maßnahmen schnell Verbesserungen erreichen können.
Besonders freut es mich, dass wir hier das Engagement der Schülerinnen und Schüler würdigen konnten, die sich für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler eingesetzt haben“,
sagt der für Schulen und Jugend zuständige Erste Beigeordnete Sandro Wiggerich.““
- Pressemitteilung von der Stadt Unna, Kommentierung im ersten Teil von Silvia Rinke
Hochnotpeinlich diese Pressemitteilung der Stadt Unna und erneut ein Armutszeugnis des Grünschwarzen Bündnisses mit dem zuständigen Grünen Beigeordneten S. Wiggerich.
Wenn schon Kinder Stadt und Verwaltung auf Missstände an Schulen und auf Schulwegen aufmerksam machen sollen dann doch sicher die Umsetzung erforderlicher Maßnahmen nicht zu Lasten des Kinderbudgets.
Einfach nur noch beschämend.
Dank an die Redaktion für die genderfreie Umsetzung der Pressemitteilung.
Diese Verhunzung unserer Sprache wird nicht nur von führenden Sprachwissenschaftler abgelehnt sondern ist für einen „Normalbürger“ einfach nicht zu ertragen,
Kein Dank nötig, Gremling, unser Standpunkt zum Gendern ist bekannt.
Das schräge ist:
Es gibt keinen Bedarf für noch sichere Schulwege, weil es in Unna statistisch gesehen keine signifikante Anzahl an Unfälle auf Schulwegen gibt.
Da wird mit den Ängsten der Eltern gespielt, um die Akzeptanz in der Bevölkerung für die schrittweise Einschränkung des Autoverkehrs zu forcieren. Anstatt Kleinkinder zu instrumentalisieren, die nicht ansatzweise die subtile Beeinflussung durch die Politik einschätzen können, sollte die Politik mal mit harten Fakten argumentieren.
Man stelle sich mal vor, die Autolobby würde Kinder vor die Kamera zerren, die erklären, das der Weg zur Schule mit dem Auto am sichersten ist.
[…] „Kinderrat finanziert Unnaer Schulwegsicherung“ – die Diskussion geht weiter. […]