40 Jahre alte Hausbegrünung an Strathoff-Fassade an der Wasserstraße zerstört

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Die gekappten Ranken an dem Wohn- und Geschäftshaus müssen komplett entfernt werden. (Foto Strathoff)

Die Ranken wurden säuberlich durchgetrennt. Der Wilde Wein ist entweder schon tot oder stirbt.

Entsetzt stand Margarethe Strathoff (Strathoff Malen – Rahmen – Basteln) am heutigen Sonntag, 6. August, vor ihrem historischen Wohn- und Geschäftshaus an der Wasserstraße / Ecke Krummfuß.

Unbekannte Vandalen haben die Ranken des Wilden Weins, der seit vier Jahrzehnten die gesamte Fassade des Gebäudes in den Sommermonaten leuchend begrünte, im Herbst in rote Pracht tauchte und das Stadtbild verschönerte, säuberlich durchtrennt.

„Nun ist die 40 Jahre alte Hausbegrünung zerstört“, trauert Margarethe Strathoff.

Bild vom vergangenen Sommer: Leuchtendes Blättergrün bedeckt die flächige Gebäudefassade und verschönert das Stadtbild.

„Der Wilde Wein wird sich davon nicht mehr erholen. Nun müssen wir alles entfernen lassen.

Das macht mich so traurig und wütend. Wer macht so etwas?“

Wann der für die Berankung tödliche Vandalismus genau passiert ist, kann die Inhaberin nur vermuten. „Der seltsame Zustand der Ranken fiel mir schon letzte Woche auf. Als ich vorhin die Wasserstr hochging, habe ich mal genau nachgeschaut.“

Wer so etwas tut und warum, darüber kann Familie Strathoff nur rätseln. „Möglicherweise gefiel es jemandem nicht, dass ich die Ranken bei sommerlicher Hitze immer gegossen habe…?“

Strathoffs wollen die Berankung auf jeden Fall erneuern lassen. „Dazu müssen wir aber erst einmal nach unserem Urlaub einen Landschaftsgärtner befragen.“

Stichwort Fassadenbegrünung – Umweltverbände wie der NABU werben aus vielfältigen Gründen dafür:

Weinlaubgeschmückte Tempel der Antike, efeubedeckte Klostermauern des Mittelalters, kräuterüberwucherte Bauernhäuschen oder bunte Blütenpracht vor fürstlicher Architektur: Seit jeher schmücken Menschen ihre Häuser gern mit üppigem Grün und nutzen Kräuterpflanzen als Nahrungsmittel und Medizin. Eine efeubedeckte Stadtvilla des 19. Jahrhunderts gilt heute noch als luxuriös, aber manche modernen Architekten sehen in begrünten Fassaden nur ein Verwischen ihres individuellen Designs. Hauseigentümer haben oft Bedenken, etwa Schädigungen der Fassade durch „einwurzelnde“ Kletterpflanzen. Putz und Mauerwerk wird jedoch von keiner der üblichen Kletterpflanzenarten unserer Breiten geschädigt. Selbstklimmer wachsen nicht in Mauern ein, sondern halten sich mit Saugnäpfen, Haftscheiben, Klimmhaaren oder Haftwurzeln an der Fassade fest. Dabei nutzen sie kleinste Unebenheiten.

Lärm- und Hitzedämmung für Dach und Wand

Neben den ökologischen und ästhetischen Vorteilen entlasten grüne Dächer und Fassaden langfristig auch den Geldbeutel durch ihre Eigenschaft der Wärmedämmung und -speicherung. Von Pflanzen geschützte Hauswände erwärmen sich im Sommer höchstens bis auf 30 Grad Celsius. Ungeschützte Wände erreichen oft bis zu 60 Grad. Im Winter können kahle Außenwände bis auf minus zehn Grad abkühlen, laubgeschützte bleiben fünf Grad wärmer. Die maximalen Temperaturschwankungen bei grünen Fassaden sind also nur halb so groß.

Im Hochsommer ist es sehr angenehm, auf einem efeu- oder weinumrankten Balkon zu sitzen. Zwischen der kühleren Hauswand und der überhitzten Straße entsteht ein Temperaturgefälle, das Luftzirkulationen erzeugt, ein laues Lüftchen, das wie ein Fächer wirkt. Dichtes Laub wirkt auch leicht geräuschdämpfend und hilft Lärmgeplagten zudem psychologisch, durch ablenkendes Blätterrascheln und singende Vögel im Geäst. Die Blätter bilden ein wärmedämmendes Luftpolster und verringern den Wärmeverlust von innen nach außen, in dem sie Wind abhalten und die Windenergie in Wärme umwandeln. Durch nächtliche Taubildung wird ebenfalls Wärme zurückgewonnen.

Angst vor Schimmel ist so gut wie unbegründet. Im Gegenteil, der Mauerfuß wird durch den fortwährenden Wasserentzug durch die Wurzeln trocken gehalten. Auch bei neuen, noch nicht ausgetrockneten Gebäuden kann man ruhig mit dem Begrünen anfangen, denn bei dem langsamen Wachstum zeigen sich sowieso erst nach drei bis vier Jahren breitflächige Pflanzerfolge.

Die Fassadenbegrünung trägt natürlich zum Artenreichtum bei. Vögel kommen in die Städte zurück, weil sie an den grünen Fassaden Nistplätze und zahlreiche Insekten als Nahrung finden. Einige Arten blühender Kletterpflanzen wie etwa Waldrebe, Jelängerjelieber oder Wilder Wein dienen Bienen als Nektarquelle. Schmetterlingsraupen ernähren sich von Hopfen (Tagpfauenauge), Obstbaumblättern (Großer Fuchs), Reben (Weinschwärmer) oder Efeu (Schwalbenschwanz). Spinnen und auch Insekten wie Ameisen oder Tausendfüßler kommen hinzu. Die Fußpunkte des Fassadengrüns bieten Bodentieren Nahrung.

Ungeziefergeschwader sind nicht zu befürchten. Spinnen leben von Mücken und Fliegen, Vögel wiederum von Spinnen und Insekten, die sie zur Fütterung ihrer Jungen verwenden. Mäuse und Ratten mögen keine Grünpflanzen. Sie werden durch herumliegenden Müll und ungeschützte Nahrungsmittel angelockt. Letzter Einwand: Fensterverschattung. Nun, da hilft eine Schere…

Große Auswahl: Pflanzen für die Wand

Um die Wand hochzuklettern, haben Pflanzen verschiedene Techniken entwickelt. Wilder Wein und „Selbstklimmender Wein“ etwa sind Ranker mit Haftscheiben, die sich um dünne Stäbe und Drähte wickeln und auch ohne Hilfe an Wänden festsaugen. Wem ein Haus mit grünem Pelz nicht so gut gefällt: Spalierobst ist eine gute Alternative, falls das Klima entsprechend günstig ist und eine Südwand zur Verfügung steht. Äpfel und Birnen gedeihen fast überall.

Ein berechtigter praktischer Einwand ist die Pflege der Pflanzen, vor allem in Mietshäusern mit ständig wechselndem Publikum. Hier scheidet Spalierobst, das regelmäßig und fachkundig zurückgeschnitten und im Herbst abgeerntet werden muss, sicher aus. Wem das Zusammenkehren des herbstlichen Laubfalls zu viel wird, der wählt immergrüne Arten wie Efeu.

Wer üppige Blütenpracht liebt, wird sich für sommergrüne Kletterpflanzen entscheiden, wie Pfeifenwinde, Hortensie oder Kletterrose. Schlingpflanzen wie Wicken, Knöterich oder paprikarote Feuerbohnen winden sich um Drähte, Stäbe oder Zäune. Ihre Zellen sind ähnlich einer Wendeltreppe angeordnet. Bei Berührung mit Gegenständen wird Wasser von den inneren zu den äußeren Zellen transportiert. Diese werden dadurch dicker, und die Pflanze krümmt sich zum Schwerpunkt hin, Drehung um Drehung Richtung Sonne empor.

https://www.nabu.de/

2 KOMMENTARE

  1. Ich bin kein Gärtner, aber mein Großvater hat Bäumchen im Garten veredelt .
    Da wurden Zweige (Äste) auf eine spezielle Art geschnitten und miteinander verbunden- vielleicht kann man ja bei dem Wein etwas retten?

    Bestiimt weiß ein Gärtner mehr…

  2. Im Nicolaiviertel werden auch regelmäßig die Pflanzungen der Anwohner zerstört, da wir aber meist unsere Pflanzen in Kästen oder Kübeln haben, ist der Schaden überschaubar, aber warum musste das sein?
    Sollten die Leute die so etwas machen mal erwischt werden dann würde ich sie jedes Blatt einzeln abzupfen lassen mit allen Tiere die sich dort drin in Sicherheit gewägt haben.
    Spinnen, Käfer, Läuse, und allem anderen (schön ekelig).
    Und nach dem Aufräumen in den Wald schicken in ein Aufforstungsprogramm wo jeder 1000 Setzlinge von Hand anpflanzen muss.

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