„Bornekampbad 2“, wo früher das Freizeitbad war: Unnas Rat folgt SPD-Vorschlag einstimmig

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Archivbild vom Abriss des Massener Freizeitbades, Foto aus dem Jahr 2012. (Rundblick Unna)

Im Juli 2012 rollten auf dem Freizeitbadgelände in Unna-Massen die Abrissbagger an – knapp 11 Jahre später, am 15. Juni 2023, fasste Unnas Stadtrat den Beschluss für ein neues Bad auf alter Fläche.

Allerdings wird es mit dem einstigen Freizeitbad nicht vergleichbar sein.

Mit dem Wunsch nach einem schnellen Ersatzbau für das marode Hellwegbad Massen nebst Freibadfläche fand die SPD-Fraktion in der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause einhellige Zustimmung.

Bauen sollen das neue Bad die WBU (Wirtschaftsbetriebe Unna), als Standort wurde das ehemalige Freizeitbadareal Massen ausgewählt. Dort soll ebenfalls – was in dieser Sitzung aber nicht zur Sprache kam, sehr zum Verdruss von SPD-Ratsfrau Nick – durch die gleichfalls kommunale UKBS eine neue Kita gebaut werden, Bericht HIER.

Als SPD-Fraktionschef Sebastian Laaser in der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause ein „Bornekampbad 2“ ausrief, stimmten auch die Grünen sofort zu.

Beschlossen wurde damit, dass dort, wo die Stadt vor vielen Jahren ein Schwimmbad abriss – auf dem Gelände des früheren Freizeitbades in Massen – möglichst zügig ein neues Bad gebaut werden soll, und zwar wie damals eines mit Außenwasserfläche.

Allerdings wird das neue Schwimmbad nicht vergleichbar sein mit dem Freizeitbad, dem viele Massener immer noch hinterhertrauern und dessen Abriss der Stadtverwaltung und der Politik als langfristige Erbschuld erhalten bleiben dürften.

Auf eine Außenwasserfläche bestand der SPD-Fraktionsvorsitzende vor dem Start-Beschluss noch einmal nachdrücklich, beeilte sich allerdings dabei, Bescheidenheit zu unterstreichen: Man denke mitnichten an ein 30-Millionen-Bad, wie sie von den Gemeinschaftsstadtwerken GSW derzeit in den Nachbarstädten Kamen und Bergkamen gebaut werden.

Eher soll es für die Kreisstadt ein „Bornekampbad 2“ werden, was sich allerdings ausschließlich auf die Größe des geplanten neuen Bades bezog und nicht bedeuten soll, dass auch das neue Bad dann ein bürgerschaftlicher Trägerverein stemmen soll. Was beim Bornekampbad bekanntlich mit großem Engagement und privatem Einsatz geschieht.

Sichtlich zu seiner eigenen Überraschung sah sich Laaser in diesem Punkt einmal einhelliger Zustimmung gegenüber.

„Wir unterstützen das“, nickte Grünen-Chefin Claudia Keuchel, eine speziell in dieser Ratssitzung selten vernommene Äußerung zwischen der Abstimmungsgemeinschaft aus CDU/Grünen und den anderen Fraktionen.

Das Hellwegbad Massen ist wie berichtet marode und kann seit vorigem Jahr nicht mehr genutzt werden. Vereine und insbesondere das Schulschwimmen sind betroffen.

In der einstimmig beschlossenen Vorlage der Verwaltung heißt es nunmehr erläuternd zur Bäderfrage:

„Der technische und bauliche Zustand des Hellwegschwimmbades in Unna-Massen geben Bürgerschaft, Vereinen, Politik und Verwaltung Anlass, die Notwendigkeit von Wasserflächen insbesondere und nicht ausschließlich für Vereins- und Schulzwecke auch für die Zukunft zu unterstreichen.

Wunsch und Wille aller Beteiligten ist es, das jetzige Hellwegschwimmbad perspektivisch durch einen funktionalen und anspruchsgerechten Neubau zu ersetzen.

Grundsätzlich kommen mehrere Standorte im Stadtgebiet Unna ortsteilunabhängig für einen Neubau in Betracht. Um auf dem Gelände des ehemaligen Freizeitbades Unna-Massen den Neubau eines Lehrschwimmbeckens realisieren zu können, müssen zunächst die planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden.

Der Offenlagebeschluss für den Bebauungsplanentwurf soll möglichst in einer der Sitzungen des Fachausschusses im vierten Quartal 2023 gefasst werden. Voraussetzung ist zwingend, dass zum Entwurf des Bebauungsplans alle wesentlichen Unterlagen vorliegen und in den Bebauungsplan eingearbeitet werden können.

Der Satzungsbeschluss für die Rechtswirksamkeit des Bebauungsplans kann frühestens im Frühjahr 2024 erwartet werden.

Der Zeitraum bis zum Eintritt der Rechtmäßigkeit des Bebauungsplanes soll umfassend dazu genutzt werden, die verschiedenen Interessen von Bürgern, Vereine und Kommune zu ermitteln und hinsichtlich des Schwimmbadneubaus in Einklang zu bringen. Dabei bilden die oben genannten Zwecke den Rahmen, um ein betreiberfreundliches und nachhaltiges Konzept zur Planung, Errichtung und zum Betrieb eines neu zu errichtenden Bades zu erstellen.“

Zur Schaffung von Synergien und Nutzung des vorhandenen Know-Hows sollen die Wirtschaftsbetriebe der Stadt Unna (WBU) mit Bau und Betrieb des neuen Schwimmbades beauftragt werden. Sie betreiben bereits das Hallenbad am Bergenkamp.

WBU und Stadtverwaltung sollen gemeinsam mit externer Begleitung ein Gesamtkonzept für das neue Bad erstellen. Zustimmen müssen sowohl die Gesellschafterversammlung als auch der Aufsichtsrat der WBU.

In der mittelfristigen Finanzierung der städtischen Gesellschaft sind Bau und Betrieb eines zweiten Bades „naturgemäß nicht berücksichtigt“. Daher entfallen in diesem und nächsten Jahr geplante Gewinnabführungen an den städtischen Haushalt.

Rückblick: das Freizeitbad Massen

„Das Freizeitbad Unna-Massen eröffnete 1982 im Stadtteil Massen an der nahe gelegenen Kleistraße. Hier tummelten sich zu Hochzeiten jährlich rund eine halbe Million Gäste. Zuletzt konnte allerdings nur noch etwa die Hälfte der Besucher verzeichnet werden, was wohl auch an dem maroden Zustand des Bades gelegen haben dürfte.

Im Herbst 2009 endete der Freibadbetrieb und im Februar 2010 wurde auch der Saunabetrieb eingestellt. Zwei Jahre später sollte dann der Rückbau, oder besser gesagt, der Abriss des Freizeitbades mit all seinen Einrichtungen beginnen. Dieser wurde auf einige Wochen kalkuliert. Der Kostenaufwand dafür soll grob im Bereich der Besucherzahlen gelegen haben, die zuletzt das Bad im Jahr genutzt haben.

Im Juli 2012 startete also der Rückbau des Freizeitbades. Begleitet wurde dieser ein Jahr lang von ausgebadet.de, um die Wandlung von einem Freibad hin zu einer Brachfläche zu dokumentieren.

In dieser Zeit war es interessant zu sehen, aus welchen Ecken der näheren Umgebung ehemalige Gäste vorbeischauten, um sich ein Bild von dem verschwindenden Bad zu machen. Meist einfach nur mit einem verständnislosen Kopfschütteln begleitet. Da ein mögliches Bürgerbad scheiterte, wird es also nun in Massen kein Freibad mehr geben. Stattdessen ist ein Jahr nach dem Beginn der Abrissarbeiten auf dem 27.000 Quadratmeter großen Gelände eine naturnahe Fläche entstanden.“

Fotos: Screenshot ausgebadet.de

3 KOMMENTARE

  1. Eine zufriedenstellende Nachricht für die Massener Schwimmer und Hellwegbad Benutzer.

    Die zustimmenden Jubelschreie von C. Keuchel kann ich allerdings nicht nachvollziehen.
    Hat sie vor knapp einem Jahr noch großspurig den Bürgern einen neuen Freizeitpark mit Hallenbad, Außen Schwimmbecken und MB-Parcours in Aussicht gestellt?

    Zudem lese ich nur etwas von Kostenplanung, nicht von Beantragungen zu möglichen Fördergeldern.
    Erinnere ungern an den neuen MB Parcours im Stimberg Park, hoch gelobt von Nutzern, Kosten 200T Euro, finanziert durch das Land.
    Ja, auch das sind Steuergelder aber sinnvoll eingesetzt und nicht verbraten bei einem Radweg den niemand braucht und haben will.

  2. Soweit ich informiert bin, ist das Hellweg Schwimmbad in keiner Weise marode. Der Grund für die Schließung ist meiner Meinung nach an den Haaren herbeigezogen. Wie im Bornekampbad haben sich Bürger*innen seit Jahren außerordentlich gut um den Erhalt des Schwimmbades gekümmert, welches dann geschlossen wurde, weil eine eventuell auftreten könnende Verunreinigung der Lüftungsanlage eventuell, aber auch wirklich nur eventuell die Atemluft im Bad kontaminieren könnte. Abhilfe kann nach wie vor eine neue Lüftungsanlage schaffen, die nicht durch die eventuell mit Asbest belasteten Innenwände des Gebäudes führt. Die vergleichsweise geringen Kosten einer solchen Anlage ist die Politik nicht bereit, zu zahlen. Das, was die Unnaer Politiker sich damit gerade aufladen, ist eine zweite, nicht minder schmerzhafte Erbschuld.
    Wenn das nächste Mal über das Hellweg Schwimmbad berichtet wird, sollte man Leute fragen, die Ahnung haben und besser nicht die Unnaer Politiker, denen leider im Moment an verschiedenen Punkten die Weitsicht zu fehlen scheint, Projekte auf den Weg zu bringen, die im Sinne der Bürger*innen geplant und durchgeführt werden.
    In fast unerschütterlicher Hoffnung für das Hellweg Schwimmbad grüße ich das Rathaus und die klug denkenden Menschen unserer Stadt.

    • Danke für Ihre Ausführungen, Herr Fischer. Die „Leute, die sich damit auskennen“, haben wir natürlich in unseren Berichterstattungen schon ausführlich zu Wort kommen lassen, das ist Ihnen möglicherweise entgangen. Seit dieser öffentlichen deutlichen Kritik herrscht jedoch Schweigen. Wir begrüßen immer außerordentlich, wenn sich bei uns Leser melden, „die sich auskennen“, können anderseits aber auch keine Aussagen erzwingen. Wenn Sie nun behaupten, dass das Bad NICHT marode sei, wie übrigens jetzt seit über einem Jahr öffentlich stetig wiederholt wird, haben Sie offenbar Kenntnisse, die Sie öffentlich machen sollten statt sich in Andeutungen zu verlieren. Damit ist niemandem gedient. Und wenn wir aus öffentlichen Sitzungen berichten, zitieren wir, was wir dort hören. VG von der Redaktion.

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