Massiv mehr Radunfälle: ADFC fordert sichere, schnelle Radwege, Radstraßen, Tempolimits und Kontrollen

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Achtung Fahrradfahrer: Hinweisschild auf einen kreuzenden Radweg, hier in Fröndenberg an der Ostbürener Straße. (Foto Rinke)

Maßnahmen zu einer „drastischen Senkung“ der explodierten Zahlen der Radverkehrsunfälle fordert die Radfahrerlobby ADFC, Ortsverband Unna. Der Club bezieht sich auf die Verkehrsunfallstatistik 2022.

Wie berichtet, sind im Kreis Unna und landesweit die Unfallzahlen unter Beteiligung von Fahrrad- und insbesondere E-Bike-Fahrern alarmierend in die Höhe geschnellt. Alle umliegenden Vekehrsbehörden betonen, dass bei einem Großteil dieser Unfälle die Zweiradfahrer zumindest eine Teilschuld und oft auch Alleinschuld hatten.

Der ADFC stellt zu den Unfallhäufungen fest:

„Die Statistik offenbart für Radfahrer keine guten Nachrichten: Es gab insgesamt deutlich mehr Verkehrsunfälle, vor allem solche mit Beteiligung von Radfahrern.

Erklären lässt sich dies insbesondere durch die steigende Anzahl von Menschen, die sich ein Rad kaufen und nutzen.

Aus der Statistik geht hervor, dass Radfahrer strukturell und nur bedingt abhängig vom Alter verunfallen. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 2022 knapp 85 % mehr Kinder verletzt als im Vorjahr, doch das Gros der verunglückten Fahrrad- und Pedelecfahrer sind Erwachsene zwischen 18 – 65 Jahren. Es gibt außerdem mehr Verkehrsunfallfluchten und 4 Menschen mussten im Straßenverkehr ihr Leben lassen.

Carsten Hellmann, Teil des Sprecherteams des ADFC Unna und Fraktionsgeschäftsführer der Unnaer Grünen, betont daher den dringenden Handlungsbedarf:

„Viele Menschen tragen mit dem Umstieg aufs Rad dazu bei, die Verkehrswende umzusetzen. Obwohl Sie damit einen wertvollen Beitrag leisten, sind sie durch die Nutzung des Rads besonders gefährdet.

Wir fordern daher durchgängige, qualitativ hochwertige und sichere Radwege, um Unfallgefahren zu vermindern. Dazu gehören z.B. Geschwindigkeitsangleichungen für den motorisierten Verkehr, die Einrichtung von echten Fahrradstraßen und die Schaffung neuer Radwege im gesamten Stadtgebiet.“

Wenn „erfreulicherweise“ mehr Menschen das Rad auch im Alltag nutzen, müsse auch die Infrastruktur mitwachsen, sagt der ADFC-Sprecher: „Hier besteht ein großer Handlungsbedarf.“

Neben bereits bestehenden Pedelec-Fahrsicherheitstrainings für Senioren und Kontrollen zur Fahrtauglichkeit sei aus dem Vortrag der Kreispolizeibehörde zur Unfallstatistik nicht eindeutig hervorgegangen, wie die Polizei den steigenden Unfallzahlen entgegenwirken möchte, so der ADFC.

„Da der Anteil an Radfahrer sich in den nächsten Jahren weiter erhöhen wird, müssen mehr Maßnahmen ergriffen werden, um Unfällen vorzubeugen.“

Um entsprechende Maßnahmen zu entwickeln, wäre für den ADFC eine detailliertere Auswertung der Daten hilfreich. Die Statistik führt bisweilen nur das Alter der Verunfallten auf, sagt jedoch nichts darüber aus, wie alt die Unfallverursacher sind. Erst kürzlich kam es zu einem folgenschweren Unfall, indem ein KFZ-Fahrer einen Fußgänger und einen Radfahrer rammte. In der Verkehrsunfallstatistik wird im Vorwort darauf hingewiesen, „[…] dass mehr als die Hälfte der Verunfallten auch als Verursacher der Unfälle beteiligt waren.“ Doch was ist mit der anderen Hälfte? Eine differenziertere Statistik, die eine solche Aussage genauer erläutert, ist dem Bericht nicht zu entnehmen.

Unterm Strich bleibt für den ADFC eine eher nüchterne Bilanz zur Unfallstatistik:

Die Unfallzahlen gehen weiter in die Höhe. Der neu veröffentlichte Modal Split hat aufgezeigt, dass Radfahren nicht mehr nur Freizeitbedeutung hat, sondern für viele Menschen das Hauptfortbewegungsmittel darstellt.

Es gilt nun, dieses geänderte Nutzungsverhalten auf der Straße durch bessere Infrastruktur und eine höhere, angepasste Kontrolldichte – sowohl für Auto- als auch Fahrradfahrer – zu verbessern.

Werner Wülfing war für den ADFC bei der Präsentation der Unfallstatistik dabei und macht deutlich, was dem Fahrradclub wichtig ist:

„Wir brauchen mehr schnelle, abgesetzte Radwege. Die so genannten „Schutzstreifen“ würden häufig von Autofahrern missachtet und mehr Radler auf kombinierten Geh- und Radwegen führten dort zu Konflikten.“

In vielen Städten werde außerdem mittlerweile intensiv kontrolliert, ob Mindestabstände bei Überholvorgängen eingehalten werden.

Ein Hauptaugenmerk solle zudem auf der Schulwegsicherung und einem schulischen Mobilitätsmanagement liegen.

Vision Zero, das heißt keine Unfälle, ist ein erklärtes Ziel sowohl in der Kreisstadt als auch auf Landes- und Bundesebene, erinnert der Radclulb: „Es wird Zeit, dass die Maßnahmen diesem Ziel gerecht werden. Der ADFC leistet bereits nach Kräften seinen Beitrag, in dem er auf Gefahrenstellen hinweist und Lösungsvorschläge unterbreitet, Radfahrschule nicht nur für Kinder und Erstaufsteiger sondern gerade auch für Pedelecfahrer anbietet. Doch für sichere Geh- und Radwege und das Einhalten der Straßenverkehrsordnung müssen der Kreis und die Kommunen sorgen.“

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