Tierschutzverein Unna „lässt Katzen totfahren“? Verein kontert Vorwürfe – Fakten zu Freigängerhaltung

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Symbolbild einer Hauskatze - Foto Rinke

„Tierschutzverein lässt Katzen totfahren!“

Drastische Vorwürfe gegen den Tierschutzverein Unna verbreitet seit einigen Tagen ein Facebooknutzer aus Unna im Netz. Nachdem eine interne Beilegung des Streits nicht möglich war, entschloss sich der massiv attackierte Verein am gestrigen Mittwoch, 24. August, seinerseits zu einem öffentlichen Statement, in dem er die verbreiteten Angriffe entschieden zurückweist.

Die Stellungnahme des Tierschutzvereins auf der Facebookseite des TSV stößt auf große Zustimmung und Kopfschütteln über die Reaktion des offenbar sehr verärgerten Katzenfreundes.

Der Mann aus Unna wollte kürzlich auf eine Anzeige des TSV Unna hin ein Kittenpärchen adoptieren. Er bekam die Kätzchen nicht. Mit seinem Ärger darüber wandte er sich vorige Woche, parallel zu seinen öffentlichen Facebookpostings, auch an unsere Redaktion.

Demnach hatte er sich, schon bevor er in einem Anzeigenblatt auf die dort vom TSV inserierten Katzenbabys stieß, mit dem Tierschutzverein über Facebook in Verbindung gesetzt. Er wollte gern (wieder) Katzen aus dem Tierschutz adoptieren.

„Denn unsere Katzen ist Anfang August mit 18 Jahren verstorben und ihre Schwester ein Jahr vorher. Gut, wir haben noch einen vierjährigen Kater, auch aus dem Katzenhaus, und eine 7 Jahre alte Katze. Aber warum nicht wieder neue Kätzchen heranziehen?“

Gesagt, getan, dachte sich der Unnaer. Über Facebook machte er einen Termin ab, klärte die Frage des Preises (Schutzgebühr) pro Katze und machte deutlich, dass die Miezen im Haus bleiben würden. „Die alte B1 hat in den Jahrzehnten genug Katzen das Leben gekostet.“

Beim Besuch in der Tierstation sei er in den 1. Stock zu den Katzenbabys geführt worden. „Da waren ca. fünf 8 Wochen alte Kitten mit ihrer Mutter. Zwei hätte ich ja gern Ende August mitgenommen.

Im Nebenzimmer befanden sich drei ältere und Parterre drei 4 Monate alte Katzen, die alle in Quarantäne waren.

Nachdem man mich dann etwas längere hat warten lassen, kam wohl die Chefin und erklärte mir, das alle Katzen Freigänger seien und als Hauskatze nicht vermittelt würden. Auf meine Frage, auch die Neugeborenen?, sagte sie, ja, die auch.

Ich dachte, ah, das ist Tierschutz, sie lassen sie lieber totfahren. Vielleicht habe sich sie aber auch nicht bekommen, weil ich als Schwerbehinderter auf zwei Krücken dort erschienen bin.“

Der Tierschutzverein stellte sich den Vorwürfen öffentlich wie folgt entgegen:

“ RICHTIGSTELLUNG!

Wir möchten uns entschieden gegen die Behauptungen eines Facebooknutzers wehren.

Es wurde behauptet, wir vermitteln Katzen im Freigang, damit sie totgefahren, vergiftet oder für Tierversuche eingefangen werden.

Laut des Nutzers habe er schon viel Geld für den Tierschutz gespendet und soll nun keine Katze für die Wohnungshaltung bekommen!

Ihm wurde erklärt, dass wir zur Zeit keine Wohnungskatzen in der Vermittlung haben, er sich aber gerne wieder melden könne, da gelegentlich Wohnungskatzen zur Verfügung stehen.

Dann kamen plötzlich die boshaften Kommentare.

WIR MÖCHTEN NOCH EINMAL BETONEN:
WIR HANDELN IMMER IM INTERESSE DER TIERE!!!!!!“

Auf Nachfrage unserer Redaktion schilderte Ellen Heckmann vom TSV-Vorstand uns heute in einem Telefonat, wie es zum Streit mit dem verärgerten Katzenfreund gekommen war.

„Er wollte gern ein junges Katzenpärchen adoptieren. Ich habe ihm versucht klarzumachen, dass wir derzeit überhaupt keine Katzen für reine Wohnungshaltung in der Vermittlung haben“, berichtete die Tierfreundin, die selbst mehrere Katzen hat.

Was jeder Katzenhalter beherzigen muss: Ist eine Katze einmal an Freigang gewöhnt, kann man sie nur in seltenen Fällen danach (wieder) als reine Hauskatze halten.

Freigängerkater – Archivbild RB

„Und dies gilt tatsächlich auch schon für ganz junge Katzen“, weiß Ellen Heckmann aus langjähriger Erfahrung im Tierschutz. So seien diese Kitten, von denen der Mann aus Unna gern zwei gehabt hätte, draußen geboren. Und nach aller bisherigen Erfahrungen des Tierschutzvereins mit solchen Kätzchen breche früher oder später der Freiheitsdrang bei den Tieren durch.

Ist dann kein Freigang möglich, etwa weil der Halter eben in einer verkehrsreichen Gegend wohnt, sind die Probleme da und kaum noch zu lösen: Die Katze bekommt Frust, wird möglicherweise aggressiv, depressiv und/oder unsauber, der Halter verzweifelt, weil er dem Tier nicht bieten kann, was es dringend einfordert.

Am Ende landen dann viele solcher Katzen entweder wieder im Tierheim, wo sie zu „Wanderpokalen“ zu werden drohen, oder – noch schlimmer – sie werden ausgesetzt und ihrem Schicksal überlassen.

Katzen hingegen, die nur die Wohnungshaltung kennen, können ebenso glücklich und zufrieden sein, wenn sie genügend Platz zum Toben, Klettermöglichkeiten und idealerweise einen vernetzten Balkon oder eine Terrasse zur Verfügung haben. Nicht zuletzt ist auch der Vogelschutz ein Argument für reine Wohnungshaltung.

Zufriedener Wohnungskater. (Foto Reichert)

Ellen Heckmann ist es sehr wichtig, für den Tierschutzverein Unna festzustellen:

„Für uns steht auch bei Vermittlungen immer das Wohl der Tiere an erster Stelle. Jedes Tier ist anders, jedes hat seinen eigenen Charakter. Deshalb entscheiden wir auch nie leichtfertig über die Vermittlung eines Tieres an einen neuen Besitzer. Es soll schließlich für beide Seiten bestmöglich passen.“

Kitten, ergänzt die Tierschützerin, werden beim TSV Unna – wie bei jedem seriösen Tierschutzverein – grundsätzlich erst ab einem Alter von 12 Wochen abgegeben und generell nur zu zweit oder zu einer bereits vorhandenen Katze im passenden Alter vermittelt.

Weitere Infos und Vermittlungstiere auf der Website des Vereins: https://tsv-unna.de/

2 KOMMENTARE

  1. „Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht.“
    Offensichtlich zu viel Langeweile bei dem FB Nutzer und wenn er sonst keine Sorgen hat kann er ja zufrieden sein.

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