Mit einer kleinen Feierstunde verabschiedete die Werkstatt im Kreis Unna jetzt ihren langjährigen Vorsitzenden Wilfried Bartmann: Fast 40 Jahre hat sich der profilierte Jugend- und Sozialpolitiker in der Werkstatt engagiert.
Unter seinem Vorsitz wuchs die Werkstatt zu einer Bildungseinrichtung mit heute 500 Beschäftigten. Aufsichtsratsvorsitzende Heike Gutzmerow und Werkstatt Geschäftsführer Herbert Dörmann dankten Bartmann für seinen unermüdlichen Einsatz für die benachteiligten Menschen in der Region.
Der Unnaer Sozial- und Jugendpolitiker habe in den vergangenen 38 Jahren wesentlich dazu beigetragen, dass aus einer kleinen Jugendwerkstatt ein regional engagiertes Bildungsunternehmen mit 500 Beschäftigten wuchs, so Dörmann.
Der frühere Unnaer Bürgermeister Werner Kolter lobte das kommunale Engagement des Unnaer Jubilars und der Werkstatt: Als Ratsmitglied, Vorsitzender des Jugendhilfe- und Schulausschusses, als Initiator vieler Projekte und als Vizebürgermeister habe Bartmann sich hartnäckig eingesetzt. „Menschen nicht zurücklassen, sondern ihnen eine Perspektive öffnen, dafür hast Du wirkungsvoll gestritten und oft um Mehrheiten gerungen, als in Zeiten der Haushaltsnot auch die Förderung der Werkstatt zur Diskussion stand“, so Kolter. Und: „Im Rückblick sage ich: Du hattest mal wieder Recht. Gerade jetzt ist die Werkstatt im Kreis Unna mit ihren Tochterunternehmen und ihrem Berufskolleg unverzichtbar. Nicht nur im Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit und Ausbildungsnot. Ob mit einer Pflegeschule, mit eigenem Berufskolleg oder in der Stadtteilentwicklung wie in Königsborn kann die Kreisstadt auf diese engagierte Bildungseinrichtung mit ihrem professionellen Team setzen – Bildung ist während und nach der Corona-Pandemie ein entscheidender Hebel, die Folgen der Krisen zu bewältigen!“, so der Altbürgermeister.
Wilfried Bartmann selbst erinnerte daran, dass die Werkstatt mit ihm als Vorsitzenden nicht nur vielen tausend Menschen Perspektiven aus der Arbeitslosigkeit geöffnet habe. Sie habe auch Spuren im Stadtbild hinterlassen: „Wir haben das mit Kokerei-Rückständen belastete ehemalige Grundstück der Stadtwerke an der Zechenstraße in einer Modellmaßnahme von Altlasten gesäubert. Heute wohnen da Menschen.“
Und auch die Lindenbrauerei wäre ohne das Engagement des damals noch jungen Bildungsunternehmens wohl zugunsten eines Einkaufszentrum verschwunden, erinnerte Bartmann: „Wir haben die Keller von den Hinterlassenschaften der Brauerei frei geräumt, den Säulenkeller, die Abteilung 10 und auch das Lichtkunstzentrum gäbe es nicht“. Und mit Ankauf und Renovierung der Brauerei-Villa sowie des Flaschenkellers habe die Werkstatt Zeichen für die neue Nutzung gesetzt, die heute mit Kulturzentrum, Zentrum für Information und Bildung sowie der Werkstatt-Zentrale und ihrem Berufskolleg ein Ankerpunkt auf der Route der Industriekultur ist.
Hintergrund Werkstatt im Kreis Unna:
Unter dem Dach der Werkstatt arbeiten insgesamt sieben Tochterunternehmen für Ausbildung, Beschäftigung und sozialpädagogische Betreuung für benachteiligte Menschen. Rund 1450 Teilnehmer nutzen jährlich die Angebote, 500 Beschäftigte arbeiten in den Bildungs- und Betreuungsangeboten. Neben der Berufsvorbereitung und Berufsorientierung in der Schule engagiert sich die Werkstatt für die Ausbildung und Berufseinmündung nach der Schule. Sie kümmert sich auch mit Umschulungs- und Beschäftigungsangeboten um Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt bisher keine Chance hat-ten. Eine weitere wichtige Zielgruppe sind geflüchtete Jugendliche und Erwachsene, für die die Werkstatt neben Beratungsstellen u. a. auch Wohngruppen und Jugendhilfe-Angebote eingerichtet hat. Am eigenen Werkstatt-Berufskolleg unterrichten 50 Lehrkräfte aktuell rund 700 Schülerinnen und Schüler.