Berufstätige in NRW wünschen mehr Home Office – Aufbruchstimmung, aber auch Spaltung

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Im Home Office (Symbolbild) übernehmen häufig die vierbeinigen Mitglieder des Hausstandes unaufgefordert die Büroassistenz. (Foto S, Rinke)

Berufstätige in NRW wollen künfig mehr im Home Office arbeiten und mehr Videokonferenzen statt Präsenztermine wahrnehmen. Im Home Office sollen auch die Arbeitszeiten flexibler werden als bisher.

Das ergib sich aus der „HDI Berufe-Studie 2021“, für die 4000 Berufstätige befragt wurden.

Bereits in der Coronazeit gehörten die NRW-Berufstätigen im Bundesländervergleich zu denjenigen die leicht überduchschnittlich oft erstmals im Homeoffice gearbeitet haben. Doch nach den Forderungen der Beschäftigten dürfte dieser Anteil künftig noch weiter zunehmen.

Ausgewählte Ergebnisse im Detail:

  • 21% der Berufstätigen in NRW haben während der Corona-Zeit erstmals ein Homeoffice eingerichtet. Das lag knapp über dem Bundesschnitt 20%. Der größte Zuwachs an Homeoffice-Arbeitern gab es in Hamburg mit 28%, in Hessen waren es mit 25% am zweitmeisten.
  • Zukünftig wünschen sich aber auch 38% der Berufstätigen in NRW die vermehrte Einführung von Heimarbeitsplätzen nach den Corona-Erfahrungen. Das ist der zweithöchste Wert nach Hessen (40%). Der Bundesschnitt liegt bei 34%, am wenigsten besteht die Forderung nach mehr Heimarbeitsplätzen in Thüringen und Sachsen-Anhalt (jeweils 24%).
  • Ebenso eine stärkere Digitalisierung in Form von mehr Videokonferenzen statt Präsenztermine wird in NRW ebenfalls gefordert, von 32% der Berufstätigen. Begründung auch hier die Corona-Erfahrungen. Nur in Hamburg ist der Wert noch etwas höher mit 33%, der Bundesschnitt liegt bei 28%.
  • Der Berufsalltag soll nicht nur digitalisiert werden und häufiger zu Hause ermöglicht werden, sondern auch flexibler organisiert werden. Flexiblere Arbeitszeiten auch im Homeoffice nach den Corona-Erfahrungen fordern nämlich etwa die Hälfte der Berufstätigen in Bayern (51%), Hamburg (51%) und NRW (50%). Der Bundesschnitt liegt bei 46% und in Sachsen-Anhalt sind es – beim niedrigsten Wert – nur 34%.
  • Zur besonders stark in NRW zu beobachtenden Forderung nach mehr Homeoffice passt auch folgendes Studienergebnis: In NRW wird häufig die Forderung aufgestellt, dass auch Industrieunternehmen wie Handel- oder Gastronomie zu Schließungen verpflichtet werden können. Dies sagen beonders viele Berufstätige wie in Berlin (49%) sowie NRW und Niedersachen (je 48%, Bundesschnitt 43%)
  • Seltener als in allen anderen Bundesländern erwarten die Berufstätigen in NRW, dass es nach der Corona-Zeit zu einer erhöhten Wechselbereitschaft im Beruf kommt. Dies sagen 22%, der Bundesschnitt liegt mit 27% deutlich höher, in Schleswig-Holstein sind es sogar 34%.
  • Berufstätige in Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt sind am wenigsten optimistisch, dass ihr Gehalt in den nächsten 12 Monaten steigt. 28% erwarten das in den beiden Bundesländern. Im Bundesschnitt sind es 31%.

Gesamtdeutsche Ergebnisse:                                                                   

  • Viele Berufstätige planen in den kommenden zwölf Monaten den beruflichen Aufstieg – im Bereich Werbung, Medien und IT schon jeder Dritte
  • Mehr als doppelt so häufig hat die Pandemie zu einer positiveren Einstellung im Beruf geführt als zu einer negativeren – es droht aber eine Spaltung
  • Die Digitalisierung begrüßen nun mehr als die Hälfte aller Berufstätigen – Furcht vor daraus resultierenden Entlassungen nimmt deutlich ab
  • Als Instrument der Altersvorsorge erleben Aktien und Fonds einen spektakulären Vertrauenszuwachs

Parallel zur verbesserten Lage in der Corona-Pandemie erfasst die Berufstätigen in Deutschland eine neue Aufbruchstimmung. Gut jeder Fünfte strebt in den kommenden 12 Monaten einen beruflichen Aufstieg an und fast jeder Dritte erwartet ein steigendes Einkommen.

Erstmals seit 2019 sieht eine klare Mehrheit den digitalen Wandel als hilfreich für den Beruf. Zugleich sinkt die Sorge vor Jobverlusten durch Digitalisierung. Es stellen auch wieder weniger Angestellte ihre Pläne für eine Selbständigkeit zurück und insgesamt könnten Jobwechsel in Deutschland deutlich zunehmen.

Die Coronakrise sorgt aber auch für Spaltung.

Mehr als ein Drittel hat hierdurch eine positivere Einstellung zum Beruf gewonnen. Ein knapp halb so großer Teil jedoch auch eine negativere. In der Pandemie haben die Berufstätigen zudem das Thema Finanzen neu entdeckt. In der Folge erleben Aktien und Fonds einen spektakulären Vertrauenszuwachs. Zu nichts anderem außer einem Eigenheim haben Berufstätige inzwischen mehr Vertrauen.

Dr. Christopher Lohmann, Vorstandsvorsitzender von HDI Deutschland, resümiert:

„Unsere diesjährige Berufe-Studie zeigt, dass sich der Optimismus aus den vielen positiven Unternehmensmeldungen der vergangenen Wochen auch bei den Beschäftigten auf breiter Front wiederfindet. Die Skepsis gegenüber dem digitalen Wandel weicht einem neuen Interesse daran. Viele Menschen blicken heute positiver in die Zukunft und viele stehen neuen Ideen aufgeschlossener gegenüber. Dieser Spirit der Aufbruchstimmung schlägt sich in den Ergebnissen nieder.“

Aufbruchstimmung besonders in Bremen und Berlin sowie in Werbe-, IT- und Medienberufen

„Welche Erwartungen haben Sie in den nächsten 12 Monaten an Ihr Gehalt bzw. Einkommen?“ Während auf diese Frage etwa die Hälfte der Berufstätigen von konstanten Werten ausgeht, rechnet fast ein Drittel mit steigenden Einkünften, nur wenige mit sinkenden oder sind unschlüssig. Noch mehr Optimismus zeigen dabei Angestellte gegenüber selbständig Tätigen und Freiberuflern. Innerhalb der Berufsgruppen ragen Beschäftigte im Bereich Werbung, Marketing und Medien heraus. Hier ist nicht nur die Quote mit Abstand am höchsten, die ein steigendes Einkommen erwartet. Zugleich planen sonst nur noch im IT-Bereich so viele einen beruflichen Aufstieg in den kommenden 12 Monaten (33 Prozent). Besonderheiten zeigen auch die Bundesländer Bremen und Berlin. Sie haben bundesweit den höchsten Anteil an Beschäftigten mit der Erwartung steigender Einkünfte (je 36 Prozent). Zugleich werden hier sinkende Investitionen der Firmen nach der Corona-Krise auch weniger als im Bundesschnitt befürchtet.

Spaltung der Arbeitswelt durch Digitalisierung und Corona-Erfahrung

Erstmals loben in der diesjährigen HDI Berufe-Studie mehr als die Hälfte aller Befragten den digitalen Wandel im Beruf als sehr oder eher hilfreich (58 Prozent, Vorjahr 46 Prozent). Dabei hat jeder Vierte in der Corona-Zeit eine starke oder sogar sehr starke Zunahme digitaler Arbeiten in seinem Beruf erlebt. Vor allem berichten dies Lehrer und Ausbilder. Fast ein Drittel aller Beschäftigten erklärt durch die Digitalisierung inzwischen auch eine verbesserte Balance zwischen Privat- und Berufsleben. Es wird allerdings eine gewisse Spaltung der Berufswelt sichtbar. So haben ein Drittel nach den Corona-Erfahrungen eine positivere Einstellung zu ihrem Beruf gewonnen (36 Prozent, Vorjahr 33 Prozent). Gewachsen ist aber auch die Gruppe, die seither eine negativere Berufseinstellung hat (15 Prozent, Vorjahr 12 Prozent). Ebenfalls vergrößert ist die Zahl der Berufstätigen, die keinen Spaß in ihrem Beruf findet (22 Prozent, Vorjahr 18 Prozent). Zu den möglichen Ursachen gibt die HDI Studie einen interessanten Hinweis: Beschäftigte, die den digitalen Wandel im Beruf als hilfreich ansehen, empfinden viermal häufiger Spaß im Beruf als andere. Ähnlich groß ist auch der Unterschied zwischen denen mit verbesserter Work-Life-Balance durch die Digitalisierung und denjenigen ohne.

Dazu Christopher Lohmann: „Durch die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung in der Berufswelt mit extremer Geschwindigkeit Einzug gehalten. Das überfordert nicht wenige Beschäftigte. Wir sehen aber in den Verläufen unserer jährlichen Berufe-Studien, dass mit einer gewissen Verzögerung die Berufstätigen diesen Wandel immer besser annehmen und die positiven Effekte überwiegen. Diese Offenheit gegenüber dem technologischen Wandel ist sehr ermutigend – nicht nur für unsere Gesellschaft, sondern insbesondere auch für die deutsche Wirtschaft, die nur mit der notwendigen digitalen Transformation, ihre Wettbewerbsfähigkeit wird behaupten können.“ So nimmt etwa auch die Befürchtung, dass Digitalisierung zu Jobverlusten führt, weiter ab. Für sich persönlich hat diese Sorge inzwischen nicht einmal noch jeder fünfte Erwerbstätige (19 Prozent).

Das Homeoffice wird relativiert und nur in ausgesuchten Bereichen vorgezogen

Laut HDI Berufe-Studie hat mehr als jeder dritte Berufstätige während der Corona-Zeit Erfahrung mit mobilem Arbeiten, also außerhalb seines Firmenarbeitsplatzes, gemacht. Der größte Teil davon erstmalig und ausgelöst durch die Corona-Pandemie im sogenannten Homeoffice. Die Bewertung fällt jetzt differenziert aus. „Sind digitale Meetings effizienter und zielorientierter als persönliche Meetings?“ Auf diese pauschale Frage antwortet knapp jeder Dritte (32 Prozent) mit ja – größer ist allerdings die Gruppe, die mit nein antwortet (41 Prozent). Ein ähnliches Verhältnis ergibt sich auf die Frage: „Ist die Qualität der Meetings im mobilen Arbeiten höher als bei Meetings vor Ort / am Firmenarbeitsplatz?“ Auch hier antworten 30 Prozent mit ja und 40 Prozent mit nein.

Aufschlussreicher als eine pauschale Beurteilung des mobilen Arbeitens außerhalb der Firma sind Einstellungen zu ausgewählten Aspekten. So hält eine Mehrheit der Berufstätigen etwa die Erreichbarkeit von Kollegen und auch Führungskräften beim mobilen Arbeiten für sehr gut. Ebenfalls werden die Möglichkeiten zum selbständigen Arbeiten und der Konzentration auf die Arbeit im Homeoffice von deutlich mehr Beschäftigen besser gegenüber dem Firmenarbeitsplatz eingeschätzt als schlechter. Wenn es um Teamwork und Austausch in der Gruppe geht, offenbart das mobile Arbeiten aber Schwächen. Es halten fünfmal mehr Berufstätige den Austausch innerhalb eines Teams beim mobilen Arbeiten für schlechter als besser gegenüber dem Firmenarbeitsplatz (42 zu 8 Prozent). Ähnlich negativ fällt das Resultat zu gegenseitiger Unterstützungsmöglichkeit und Wertschätzung im Team aus. Beim Urteil, ob Feedback zur Aufgabenerfüllung oder Klarheit über individuelle Arbeitsziele besser oder schlechter gelingen, nähern sich die Zahlen allerdings schon deutlich an (9 zu 28 Prozent bzw. 13 zu 15 Prozent).

Aktien und Fonds erleben einen spektakulären Vertrauenszuwachs

In der Pandemie hat sich jeder vierte Berufstätige stärker mit Finanzen und Geldanlage beschäftigt als zuvor. Dies sind mehr Menschen, als sich in dieser Zeit etwa erstmals ein Homeoffice eingerichtet haben. Das Resultat ist eine kleine Revolution: Das Zutrauen in Wertpapiere als Vorsorgeinstrument wächst auf Rekordniveau. Keine andere Form der Altersvorsorge steigt gegenüber 2020 derart in der Gunst der Befragten wie Aktien und Fonds. Sie springen von Platz 6 im Vorjahr auf nun Platz 2 bei der Frage, in welche Form der Altersvorsorge das größte Vertrauen besteht. Nur das Eigenheim liegt unangefochten auf Platz 1. Berufstätige zwischen 20 und 29 Jahren sagen jetzt sogar zu 30 Prozent, dass sie das höchste Vertrauen in Wertpapiere haben. Zum Vergleich: Nur halb so viele unter ihnen haben das größte Vertrauen in die gesetzliche Rente (15 Prozent). Männer zeigen dabei generell ein größeres Vertrauen als Frauen (29 zu 18 Prozent). Jedoch hat sich unter den berufstätigen Frauen das Zutrauen zu Aktien und Fonds gegenüber 2020 stärker erhöht als bei Männern.

Christopher Lohmann: „Die Chancen börsennotierter Wertpapiere bei der Zukunftsvorsorge sind wissenschaftlich gesichert und werden von den Berufstätigen zunehmend anerkannt. Die Scheu vor fondsbasierten Rentenversicherungen nimmt weiter ab und das ist auch gut so. Denn wer eine auskömmliche Altersrente wünscht, muss sich für die Chancen der Kapitalmärkte öffnen. Dieses Umdenken haben wir bei der Produktgestaltung hin zu kapitalmarktnahen Altersvorsorgeprodukten Rechnung getragen, so geschehen bei unserem neuen Produkt CleverInvest.“

Die HDI Berufe-Studie wird jährlich bundesweit durchgeführt in Zusammenarbeit mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov Deutschland. Sie ermöglicht durch ihren Umfang auch repräsentative Aussagen für den Arbeitsmarkt der einzelnen Bundesländer. In diesem Jahr wurden insgesamt 3.716 Erwerbstätige ab 15 Jahren in den Monaten Juni und Juli 2021 befragt.

Alle Informationen zur HDI Berufe-Studie 2021 finden Sie hier [ https://www.berufe-studie.de/ ]

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