Es klang bezwingend verheißungsvoll: Ende November 2020 schwärmte Rapper Smudo von den Fantastischen Vier in der Talkshow „Maischberger“ von der Rückkehr zur Normalität – dank der Luca-App könne dies schneller gelingen als ohne.
Landrat Mario Löhr warb im Frühjahr dieses Jahres offensiv für die App:
„Schwimmbad- oder Restaurantbesuch, der Gang ins Kino oder ins FitnesssStudio, Shoppen oder Live-Konzert: Künftige Öffnungsschritte … lassen sich durch eine einheitliche Kontaktverfolgung besser unter Kontrolle behalten. Je mehr Menschen die Luca-App nutzen, umso besser.“
Ob die App demnächst auch landes- oder bundesweit zur Kontaktverfolgung eingesetzt werde, das wolle man nicht abwarten, gab sich Löhr als Macher. Auch seine Parteifreunde bei der SPD Unna drängten ihrerseits die Kreisstadt zur Luca-App, kritisierten angesichts der „sich zuspitzenden pandemischen Lage Bedenkenträgerei.“
10 Monate später ist der Luftballon zerplatzt. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) recherchierte, hat sich der erhoffte „Top“ zum „Flop“ entwickelt.
„Zunächst einmal hat auch die Luca-App den elendig langen Winterlockdown nicht verhindert – alle möglichen Orte, an denen man das Programm hätte einsetzen können, blieben über Monate hinweg geschlossen. Und seit dem Frühsommer, in dem endlich wieder ein Stückchen Normalität zurückgekehrt ist, erweist sich die Luca-App als Nullnummer.„
Ganz konkret sieht die Bilanz wie folgt aus:
Die Hälfte von 114 befragten Gesundheitsämter in Deutschland mit Luca-Anschluss habe noch nie Daten abgefragt. In bundesweit 60 Fällen hätten die Daten einmal geholfen, Infektionsketten nachzuverfolgen. 60 Fälle von 130.000 Neuinfektionen im selben Zeitraum.
Der „große Zauber“ der App sei es gewesen, die Gesundheitsämter zu entlasten. Gastronomie, Museen, Pflegeheime und Kirchen wolle man damit ausstatten.
Als Grund für die geringen Nutzungszahlen verweisen einige Gesundheitsämter auf das niedrige Infektionsgeschehen in ihrer Region, andere nannten Datenschutzbedenken. Mehrfach berichten Ämter, dass Daten von Luca immer wieder unbrauchbar seien oder zu erheblichem Mehraufwand führen würden.
13 von 16 Bundesländern haben das System des privaten Betreibers neXenio für über 21 Mio. Euro gekauft. Laut Hersteller wird sie von rund 25 Mio. Menschen genutzt. Auch im Kreis Unna findet man vielerorts die QR-Codes zum Check-in bzw. zur Registrierung im Café oder Restaurant.
Viele Gesundheitsämter nutzen die Daten aus der Luca-App aber überhaupt nicht. „Ein Desaster“ aus Sicht des RND-Autors.
„Die Luca-App als Heilsbringer zu verkaufen, der uns alle zurück in die Normalität bringt, war von Anfang an nicht mehr als ein gut erzähltes Märchen. Eine Werbegeschichte … Smudo von den Fantastischen Vier, der mit der Hoffnung, endlich wieder Konzerte spielen zu dürfen, auch noch ein völlig verständliches Eigeninteresse mitbrachte.“
Als Beispiel der Realität hingegen nennt der Autor ein jüngstes Beispiel auf der Nordseeinsel Sylt: Als dort im Juli ein Besucher in einer Bar positiv auf Covid-19 getestet wurde, konnten im Nachgang rund 80 weitere Besucherinnen und Besucher nicht ermittelt werden – trotz Luca-App. Der Barbesitzer schob es auf einen „technischen Fehler“ der App, der Betreiber dementierte – offenes Ende.
Fazit: Nachgewiesen geholfen hat die Luca-App kaum – dafür hat sie umso mehr gekostet.
Habe meiner Frau im Herbst ein sündhaft teures Fahrrad gekauft.
Hat sie bisher kaum genutzt. Erst hat es geschneit so dass man nicht fahren konnte.
Im Sommer ist sie einmal damit gefahren. Ansonsten passte es nicht, entweder Regen oder etwas anderes.
Überlege nun den Fahrradhändler zu verklagen warum er mir so ein teures Rad verkaufen konnte das nie genutzt wird.
Wenn das Rad beim wenigen Gebrauch immer wieder Pannen aufweist, wäre der Vergleich treffender.
Der „große Zauber“ der APP ist, das man sich damit eine neue personalaufwändige STASI sparen kann, der (vormals freie) Bürger bespitzelt sich und andere einfach selber. So spart man sich die Zusammenführung von vielen einzelnen Datensätzen (Mobilfunkzellen/Bargeldlose Bezahlungen/unverschlüsselte Messenger etc etc etc) um den Bürger Gläsern zu machen und somit sein Leben lückenlos zu überwachen.
[…] in Kritik geratene Kontakt-Nachverfolgungs-App Luca wird auch im Kreis Unna vielerorts eingesetzt. Das bestätigt die Kreisverwaltung. Sie hat den […]