Zu Beginn des neuen Schuljahres macht der Kreis Unna an allen weiterführenden Schulen Impfangebote sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für die Beschäftigten. Man sei in Abstimmung mit den Schulleitungen, teilte die Kreisverwaltung zu Wochenbeginn mit.
Wenige Stunden zuvor hatte die STIKO (Ständige Impfkommission) bekannt gegeben, dass sie ihre bisher „eingeschränkte“ Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren in eine uneingeschränkte Empfehlung umändert.
„Mit unseren unkomplizierten Impf-Angeboten vor Ort haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht“, erklärt Gesundheitsamts-Chef Josef Merfels. Impfungen an den weiterführenden Schulen sollen ein weiterer Baustein sein, damit noch mehr Menschen im Kreis Unna vor Corona geschützt seien. Merfels unterstreicht: „Jede einzelne Impfung zählt!“
Mit der Vorstellung von Impfbussen direkt vor Schulen oder sogar auf Schulhöfen hat der Berufsverband der Kinder-und Jugendärzte (BVKJ) allerdings Probleme.
Verbandssprecher Jakob Maske hält Derartiges für unnötig. Man habe keinen Druck, Jugendliche jetzt möglichst schnell zu impfen.
„Es ist ja nicht so, dass uns die Kinder zu Hunderten sterben. Außerdem sehen wir in der Bevölkerung eine recht große Impfbereitschaft“,
sagte Maske gegenüber dem WDR.
Ein Impfmobil vor der Schule oder auf dem Schulgelände sei der falsche Ort für eine Impfung von Kindern und Jugendlichen. Es sei zumindest fraglich, dass die Beratungszeit wirklich angemessen sei, wendet der praktizierende Kinderarzt ein.
Er sieht möglichen Gruppenzwang als ein weiteres Problem sowie die Frage der dann möglicherweise fehlenden Einwilligung der Erziehungsberechtigten.
Es solle sich niemand „aus einem Impuls heraus“ impfen lassen oder aus Angst, sonst vor Mitschülern als Außenseiter dazustehen.
Grundsätzlich plädiert auch der BVKJ für eine Impfung von Kindern/Jugendlichen ab 12 Jahren. Dies solle aber in den Arztpraxen geschehen.
Der Kinder- und Jugendärzteverband schließt sich der Stellungname der DAKJ an (Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmagazin), die am 17.08.2021 folgende Pressemitteilung herausgab:
Nachdem für 2 mRNA-Impfstoffe eine Zulassung (Comirnaty) bzw. ein positives Votum der EMA (Spikevax) für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren vorliegt und eine dafür ausreichende Menge an Impfstoffen zur Verfügung steht, fordern wir die Ärzteschaft in Deutschland dazu auf, allen Kindern und Jugendlichen diese Impfung zu empfehlen. Dafür sprechen folgende Gründe:
- Kinder und Jugendliche haben ein Anrecht auf Erhalt ihrer Gesundheit.
- Neben der direkten Belastung durch die Krankheit (COVID-19) leiden Kinder und Jugendliche auch erheblich an den indirekten sozialen und psychischen Belastungen im Zusammenhang mit der Pandemie.
- Kinder und Jugendliche sind Glieder der Infektionskette von SARS-CoV-2
- Je mehr ungeimpfte Personen sich mit SARS-CoV-2 infizieren und die Infektion weiterverbreiten, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten neuer Virusmutationen mit evtl. Folgen eines suboptimalen Schutzes vor Reinfektionen bei Geimpften und Genesenen.
- Eine möglichst hohe Durchimpfungsrate in der Gesamtbevölkerung ist ein wesentlicher Bestandteil der Pandemiebekämpfung.
Die Kommission unterstützt diese Empfehlung der STIKO und fordert die Ärzteschaft in Deutschland dazu auf, diese baldmöglichst umzusetzen.