Molotow-Cocktails auf Familien in DO-Nord: „Alle Ausländer töten“ – Kritik: „Rassistisches Motiv wird verschleiert“

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Symbolbild - Archiv (Rinke)

„Angriff mit Molotow-Cocktail auf Familien in der Nordstadt: Das Motiv heißt Rassismus!“

Der Polizeieinsatz mit Schusswaffengebrauch am Sonntag, 9. Mai, im Dortmunder Bücherpark (in der Nordstadt) hat zu einem Streit wegen angeblicher bewusster Informationsunterdrückung der Ermittlungsbehörden geführt.

„Keine Entpolitisierung rassistischer Taten!“, fordert das Bündnis Tag der Solidarität/Kein Schlussstrich Dortmund.

Wie auf Rundblick berichtet, war in der ersten Polizeimeldung zu dem Einsatz zunächst von „Schusswaffengebrauch“ zu lesen, ohne dass Hintergründe genannt wurden. In einer weiteren Pressemeldung teilte die Polizei mit, dass ein Mann einen Molotov-Cocktail in Richtung einer Familie auf einem Spielplatz geschleudert hätte und später noch einen weiteren vorbereitete, ehe die Beamten ihn stoppen konnten – mit einem Schuss aus der Polizeiwaffe, da er Aufforderungen, sich zu ergeben, nicht nachgekommen sei. Der Mann kam schwer verletzt ins Krankenhaus, er wurde als psychisch krank eingestuft.

„Erst nach und nach wird klar, was sich eigentlich zugetragen hat“, kritisiert das Anti-Rechts-Bündnis:

„Soweit bis jetzt bekannt, hat der 39-Jährige in diesem Park mindestens einen Molotow-Cocktail entzündet und unvermittelt auf Familien geworfen, die dort den sonnigen Nachmittag genießen wollten. Gegenüber dem WDR gab eine Augenzeugin, die selbst durch den bewaffneten Täter bedroht wurde, an, dass dieser gerufen haben soll, „alle Ausländer“ töten zu wollen. Offenbar wurde nur durch Glück niemand verletzt.

Die Staatsanwaltschaft sieht in der Tat Heimtücke und ermittelt wegen versuchten Mordes. Ein politisches Motiv schließe sie bisher aus, hieß es.“ (Anm. d. Red.: Die Staatsanwaltschaft verweist auf die noch laufenden Ermittlungen.)

,Polizei und Staatsanwaltschaft waren schnell darin, zu konstatieren, dass nach derzeitigem Ermittlungsstand keine Hinweise auf eine politisch motivierte Tat vorliegen´, kritisiert Marie Kemper vom Bündnis Tag der Solidarität/Kein Schlussstrich Dortmund. „Der Bericht von Frau Mehmed lässt jedoch ganz klar auf ein rassistisches Motiv schließen.

Auch Gespräche mit Anwohnern hätten das nahe gelegt:

„Mehrere Anwohner/innen schildern, dass der Täter mehrmals rief, dass er etwas gegen „Ausländer“ habe. Bei solch klaren Aussagen … muss ein rassistisches Motiv Teil der Ermittlungen sein.“

Marie Kemper weiter:

„Wir wissen bereits seit Jahren, dass eine psychische Erkrankung und Rassismus sich keinesfalls ausschließen. In München und in Hanau war dieser Zusammenhang tödlich.“

Erst drei Jahre nach dem rassistischen Anschlag in München, bei dem am 22. Juli 2016 neun junge Menschen durch einen rechten Täter mit psychischen Erkrankungen ermordet wurden, sei das rechte Motiv der Tat anerkannt worden.

Zum Glück habe es am 9. Mai im Blücherpark keine schwerer Verletzten oder gar Toten gegeben. Solche Taten hätten dennoch Folgen, so das Bündnis:

„Wir als Bündnis Tag der Solidarität/Kein Schlussstrich werden die Arbeit der Ermittlungsbehörden kritisch beobachten. Wir werden es nicht hinnehmen, dass die Tat entpolitisiert wird.

Es ist für uns völlig unverständlich, warum bisher überwiegend darüber berichtet wird, dass der Täter angeschossen wurde. Waren es nicht Menschen, auf die ein gezielter Anschlag verübt wurde?

Wir wissen, dass wir nicht darauf hoffen können, dass Polizei und Staatsanwaltschaft ihre Arbeit machen, sondern müssen auch selbst Konsequenzen ziehen. Ermittlungsbehörden konzentrieren sich, wenn überhaupt, allenfalls auf die juristische Dimension und sie sind auch Teil des Problems, da sie mit Racial-Profiling und Debatten um ,Clankriminalität‘ in der Nordstadt rassistische Ressentiments schüren.“

Marie Kemper: „Es ist ein Angriff auf uns alle, die in der Nordstadt leben, wenn Kinder auf Spielplätzen attackiert werden. Wir solidarisieren uns mit den betroffenen Familien. Rassistische Anschläge sind keine Einzelfälle! Es ist der rassistische Normalzustand, den wir gemeinsam angreifen müssen!“

Quelle: Bündnis Tag der Solidarität/Kein Schlussstrich Dortmund

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