In der aktuellen Phase der Corona-Pandemie steigen die 7-Tage-Inzidenzzahlen bundes- und landesweit bedrohlich in Richtung 100. In einigen Kreisen in Nordrhein-Westfalen liegen die Zahlen bereits über diesem Wert.
Angesichts der negativen Entwicklung warnen IHK zu Dortmund und Handelsverband NRW Westfalen-Münsterland die politischen Entscheidungsträger auf Bundes- und Landesebene davor, einen erneuten – den bereits dritten – Lockdown anzuordnen.
Die beiden Verbände machen deutlich, dass eine solche einfallslose und undifferenzierte Maßnahme erneut zu existenzbedrohenden Ladenschließungen im Einzelhandel führt und dringend notwendige Öffnungsperspektiven für Branchen wie Gastronomie, Hotellerie, Schausteller, Freizeit-, Kultur- und Kreativwirtschaft für weitere Monate massiv erschwert.
IHK und Handelsverband fordern bei den politischen Entscheidungen zur Eindämmung der Pandemie nachdrücklich eine Abkehr von der starren Fixierung allein auf Inzidenzwerte.
Sie unterstützen statt dessen neue und differenzierte Öffnungskonzepte anhand einer Matrix, wie sie die Handelsinitiative „Das Leben gehört ins Zentrum“ vorgelegt hat.
Die zaghaften und beschränkten Öffnungen der Einzelhandelsgeschäfte bestimmter Branchen und die Möglichkeit des Terminshoppings („Click & Meet“) in Gemeinden mit Inzidenzzahlen zwischen 50 und 100 leisten für die meisten Betriebe nach monatelanger Durststrecke allenfalls einen minimalen Beitrag zu kostendeckenden Umsätzen.
Ein weiterer Lockdown mit geschlossenen Läden muss nach Auffassung von IHK und Handelsverband deshalb um fast jeden Preis vermieden werden, um eine „Kernschmelze“ in den Betrieben zu verhindern.
IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann betont:
„Angesichts in Kürze hoffentlich steigender Impf- und Testzahlen reicht die ausschließliche Beurteilung der Situation und die Ableitung von Maßnahmen anhand von Grenzwerten bei den Inzidenzzahlen nicht mehr aus. Das würde bald zu einem Rückfall in den Lockdown vor dem 8. März führen, mit verheerenden wirtschaftlichen Konsequenzen für die durch zwei Lockdowns und radikal eingeschränkte Erwerbsmöglichkeiten angeschlagenen Betriebe ganzer Branchen.
Wir brauchen ein intelligenteres und differenzierteres Konzept als „Öffnen/Schließen“, das allein von Inzidenzwerten abhängig ist.
Dieses Vor und Zurück zermürbt die um ihre Existenz kämpfenden Unternehmen und zeugt leider von Plan- und Perspektivlosigkeit.“
Stefan Grubendorfer, Vorsitzender des Handelsverbandes, sagt: „Der Einzelhandel hat differenzierte Hygiene- und Schutzkonzepte entwickelt und ist nachweislich kein Treiber von Infektionen im Beschäftigten- oder im Kundenkreis. Zudem hat der Handel vor der nächsten Bund-Länder-Zusammenkunft am 22. März einen konkreten Öffnungsvorschlag unterbreitet, der sich nicht nur an Inzidenzzahlen, sondern zusätzlich an einem zweiten Beurteilungskriterium orientiert:
der prozentualen Belegung der Intensivstationsbetten mit Covid-19-Patienten.
Dieser Vorschlag orientiert sich am Stufenplan des Robert-Koch-Instituts vom 18. Februar und berücksichtigt gesundheitsökonomische Parameter.“
Beide führenden Repräsentanten des Handels in der Region sind sich einig, dass diese differenzierte „Öffnungs-Matrix“ eine sehr gute Basis für eine pandemiegerechte Öffnung von Unternehmen darstellen kann, weil sie viel differenzierter auf das Infektionsgeschehen in einem Kreis oder einer kreisfreien Stadt eingeht und dabei eine gute Balance findet, um einerseits eine Ausbreitung des Virus zu verhindern und andererseits die berechtigten Ansprüche der Unternehmen, ihr Überleben und damit auch die Zukunft unserer Innenstädte und Stadtteilzentren zu gewährleisten.
IHK und Handelsverband fordern von der Politik einen echten Strategiewechsel unter Berücksichtigung dieser Vorschläge.