Die schleppende Versorgung der Bundesländer und Kommunen mit Impfstoff und die Impf-Situation in den Pflegeheimen war auch bei der Pressekonfernz mit NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am heutigen Montagvormittag, 18. Januar, Thema.
In der Fragestunde wurde unter anderem kritisch angemerkt, dass mehrere Krankenhäuser beklagten, es sei weniger Impfstoff als vereinbart geliefert worden. Zum Hintergrund: Heute sollen die Corona-Impfungen des Klinikpersonals in NRW beginnen.
Laumann gestand: Von dem Vorwurd der Krankenhäuser höre er gerade zum ersten Mal. Er bat um Verständnis dafür, dass es derzeit an vielen Stellen ruckelt. „Ich hätte auch gerne mehr Impfstoff.“
Von einer bewussten „Stimmungsmache“ gegen die Impfbereitschaft von Pflegemitarbeitende in den Heimen war in der Pressekonferenz auch die Rede.
Die wichtigsten Aussagen aus der Pressekonferenz in Stichpunkten:
1. Die aktuelle Coronalage in NRW
- In NRW sinkt die Zahl der Neuinfizierten kontinuierlich, es gibt – anderes als in anderen Bundesländern – trotz eines noch hohen Niveaus derzeit keine großen Hotspots mehr. Dennoch: „Die Zahlen sind auch in NRW weiterhin zu hoch.“
- 10 bis 15 nachgewiesene Infektionen mit der neuen Corona-Mutation gibt es aktuell in NRW. Alle Fälle stehen in Verbindung mit Reisen in Länder wie England oder Südafrika.
- Auf den Intensivstationen gibt es weiterhin freie Kapazitäten, versichert der Minister. „Jeder Mensch, der eine Intensivbehandlung braucht, bekommt auch in seiner Region eine.“
2. Impfungen in den Krankenhäusern beginnen heute
- Etwa ein Drittel der rund 300.000 Beschäftigten in den Krankenhäusern soll ab heute in den nächsten Wochen geimpft werden, wenn er/sie das möchte.
- Es handelt sich um Beschäftigte, die sich z. B. auf den Intensivstationen um die Versorgung von Covid-Patienten kümmern, aber auch um nicht pflegerische Mitarbeitende wie Reinigungskräfte.
- Laut Hans-Albert Gehle von der Ärztekammer Westfalen ist besonders der Personalmangel in den Kliniken ein Problem, welchem mit den heute startenden Impfungen begegnet werden solle. Er hoffe, dass zeitnah auch die restlichen zwei Drittel der Beschäftigten in den Kliniken geimpft werden.
3. Die nächste Gruppe: Über 1 Million Menschen über 80 Jahren
- Die über 80-Jährigen, die, so erinnert Laumann, als Nächstes geimpft werden sollen, machen zahlenmäßig eine große Gruppe aus. 1,2 Millionen Menschen sind es insgesamt in NRW.
- Derzeit stehen wöchentlich 80.000 Impfdosen zur Verfügung. Laumann sagt, man hoffe auf schnelle Lieferungen weiterer Hersteller.
- Denn bei der aktuellen Lage würde es bis Ostern dauern, nur die Gruppe der über 80-Jährigen zu impfen. Das A und O für eine Beschleunigung seien daher zügige Nachlieferungen.
- Die über 80-Jährigen werden per Brief informiert und können ab Montag nächster Woche, 25. 1., bei der Kassenärztlichen Vereinigung ihre Impftermine machen.
- Derzeit laufen laut Laumann Planungen, wie diese Menschen auch mit mobilen Impf-Teams zu Hause impfen könne. Das sei aber nur bei Menschen angedacht, die gesundheitsbedingt nur schwer zum Impfzentrum gebracht werden können.
4. Impfbereitschaft von Pflegekräften: „Bewusste Fehlinformationen“
- Sandra Postel von der Pflegekammer NRW betont zu den Schlagzeilen über vermeintlich „impf-unwilliges Pflegepersonal“: Das Pflegepersonal stelle mit 200.000 Menschen auch einen Querschnitt der Gesellschaft dar, entsprechend unterschiedlich seien teilweise auch die Überzeugungen zum Thema Impfung.
- Postel kritisiert: Von manchen Seiten habe es bewusste Fehlinformationen an Pflegepersonal gegeben, um „Stimmung gegen die Impfbereitschaft zu machen“. Diese habe, so Minister Laumann, in den Pflegeheimen deutlich zugenommen, der Schnitt habe bei a. 80 Prozent Impfwilligen gelegen.
5. Pflicht zur FFP2-Maske und weitere Verschärfungen:
Auf die Frage einer möglichen Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken (wie in Bayern) sagt Laumann: Eine derartige Verpflichtung sei erst sinnvoll und umsetzbar, wenn auch gesichert ist, dass es genügend Masken für alle Bürger gebe. Diese und weitere Fragen müsse die Ministerpräsidentenkonferenz mit der Kanzlerin am Dienstag, 19. 1., klären.