Keine Maskenpflicht in Kitas – Praxis verweigert Erzieherin dringend nötige Behandlung

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Symbolbild Pixabay

Dieser Fall schlägt Wogen: Einer Erzieherin in einem katholischen Kindergarten im Sauerland wurde eine dringend notwendige medizinische Behandlung verweigert, weil sie in ihrem täglichen Umgang mit den Kindern nicht der Maskenpflicht unterliegt.

Für den Katholischen Kita-Träger ist das ein Unding. Er verurteilt die Nichtbehandlung in einer weit gestreuten Pressemitteilung vom heutigen Sonntag (20. 12.) als „Alarmsignal“.

„Nur weil sich Erzieherinnen und Erzieher nicht permanent laut beschweren, verdienen sie trotzdem Wertschätzung!“

Die Behandlungsverweigerung durch eine Physiotherapiepraxis „ist für uns als Träger von Kindertageseinrichtungen inakzeptabel und ein gefährliches Alarmsignal für mangelnde Solidarität in der Gesellschaft“, kommentiert Michael Stratmann, zusammen mit Josef Mertens Geschäftsführer der katholischen Kita gem. GmbHs Hellweg, Hochsauerland-Waldeck und Siegerland-Südsauerland.

In einem Pressebericht vom Samstag war vermeldet worden, dass einer Erzieherin eine notwendige medizinische Behandlung in einer Physiotherapiepraxis verweigert worden sei. Begründung: In ihrem Berufsalltag unterliege sie im Kontakt zu den Kindern nicht der Maskenpflicht. Daher wies die Praxis Susanne M. aus Sorge ab.

„Weder juristisch noch moralisch halte ich dieses Verhalten – bei allem Verständnis für Angst um die eigene Gesundheit – für tragbar, verständlich oder hinnehmbar“, unterstreicht Stratmann. Die Kita-GmbH vereint über 180 katholische Kitas zwischen Hamm und Siegen und ihrem Dach, annähernd 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen mehr als 10.000 Kinder.

„Seit Beginn der Corona-Krise arbeiten wir alle im Ausnahmemodus und gerade die Teams in den Kitas vor Ort leisten jeden Tag Herausragendes“, erklärt Stratmann. „Jeden Tag stellen unsere Mitarbeitenden ihre eigenen Bedürfnisse, Ängste, Sorgen und Gesundheit hinten an, um für die Kinder und ihre Familien da zu sein.“

Kitas im 2. Lockdown weiter geöffnet

Auch im jetzigen Lockdown seien seine Kolleginnen und Kollegen im Dienst:

„Die Politik hat in unserem Bundesland entschieden, dass die Kitas für die Betreuung offenbleiben. Im Gegensatz zum ersten Lockdown wurden auch keine Regeln für eine Notbetreuung definiert, sondern in NRW blieb es bei einem Appell an die Eltern, ihre Kinder, wenn möglich, selbst zu betreuen. Ablehnen dürfen und werden wir in der Kita kein Kind“, stellt er fest.

Wenn eine der Mitarbeiterinnen dann eine medizinisch notwendige Behandlung versagt wird, weil sie ihren Job gut, gewissenhaft und unter Einhaltung aller gesetzlicher Maßnahmen mache, dann sei das auch für ihn ein „Stich ins Herz“.

„Bei allem Verständnis für Verunsicherung und Angst, sei diese Form der Stigmatisierung inakzeptabel und nicht hinnehmbar. „Wir halten uns alle an die Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen – aber eine Kinderbetreuung funktioniert nicht auf Abstand.“

Dass die Physiotheapiepraxis dann für eine eventuelle Weiterbehandlung auch noch jeweils die Vorlage eines aktuellen negativen Corona-Tests einfordere, bringe für ihn das Fass zum Überlaufen. „Es kann doch nicht angehen, dass jetzt jeder in der Krise seine eigenen Regeln aufstellt und Ethos und Moral dabei aus eigenen Beweggründen ad acta gelegt werden“, ist Michael Stratmann tief verärgert und enttäuscht.

„Erzieherinnen und Erzieher sind aus Überzeugung für die Kinder da“

„Ich weiß, dass die überwältigende Mehrzahl der Erzieherinnen und Erzieher sich ganz bewusst für diesen Beruf entschieden haben. Sie sind motiviert, die ihnen anvertrauten Kinder ein Stückweit auf ihrem Lebensweg zu begleiten und ihnen und ihren Familien mit Rat und Tat zur Seite zu stehen“, ist Michael Stratmann überzeugt. „Nur weil sie sich in der Zeit der Krise auf die Kinder und nicht auf lautes Beschweren aufgrund ihrer Situation konzentrieren, haben sie trotzdem unsere besondere Wertschätzung verdient“, fordert er ein.

Es sei für ihn ein „Alarmzeichen“, wenn nur der in der Krise für seine Leistung Applaus bekomme, der laut und permanent seine Situation als unzumutbar darstelle. „Dafür haben die Erzieherinnen und Erzieher in ihrem beruflichen Alltag leider keine Zeit.“

Politik muss jetzt klare Regelungen aufzeigen

Er sieht nunmehr vielmehr die Politik – aber auch die Eltern – in der Pflicht, den Mitarbeitenden in den Kitas den Rücken zu stärken und ihnen aktiv zur Seite zu stehen. „Die Politik hat gerade den Kindertageseinrichtungen in der Pandemie bis heute eine Menge zugemutet. Nicht selten mussten die Erzieherinnen und Erzieher vor Ort als ‚Blitzableiter‘ für die kurzfristigen politischen Maßnahmen den Kopf hinhalten“, betont Stratmann. Jetzt erwarte er von dieser Seite „klare Regelungen und Unterstützung“. Ebenso erhoffe er sich dies von den Eltern: „Es wäre wünschenswert, wenn auch sie sich in der Öffentlichkeit hinter unseren Kolleginnen und Kollegen stellen würden.“

Beim aktuellen Fall der Erzieherin in Meschede ist er froh, dass sich eine andere Praxis gefunden habe, die nunmehr die Behandlung übernehme. „Ich kann nur mit dem Kopf schütteln, wenn ich darüber nachdenke. Ich hoffe, dass dies ein Einzelfall bleibt“, schließt Stratmann. Er werde auch künftig nicht müde werden, die besonderen Leistungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kitas zu betonen und werde den Fall auch nochmals zum Anlass nehmen, den direkten Kontakt zu den politischen Entscheidungsträgern zu suchen und um konkrete Unterstützung zu bitten.

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