„Danke, Chef!“
Landrat Makiolla hob zum Abschied ab, und Bürgermeister Kolter wanderte unter den Klängen von „You´ll never walk alone“ die Arme hochgereckt durch die Bürgerhalle.
Mit dem heutigen Freitag, 30. Oktober, war für die beiden langjährigen Chefs der Kreis- sowie der Stadtverwaltung ihr Arbeitsleben beendet. Beide verabschieden sich in den Ruhestand. Dem Landrat folgt Mario Löhr (SPD), dem Bürgermeister Dirk Wigant (CDU).
Abschied Landrat Michael Makiolla
Ein Stratege mit Bodenhaftung verlässt die „Kommandobrücke“ im Kreishaus: Nach 30 Jahren in der Kreisverwaltung, davon 16 als direkt gewählter Landrat, verabschiedet sich Michael Makiolla (64) in den Ruhestand. In all den Jahren war er in Verwaltung wie Bevölkerung nicht nur fachlich hoch geschätzt, sondern auch sehr gemocht. Der Kreis Unna sagt: Danke!
Eigentlich hätte dieser letzte Arbeitstag ganz anders aussehen sollen. Eine große Verabschiedung war geplant, die Kamener Stadthalle gebucht, viele Gäste sollten kommen. Auf dem Programm hätte Musik von der Neuen Philharmonie Westfalen gestanden für den scheidenden Landrat, der lange Jahre auch Kulturdezernent war. Corona durchkreuzte die Pläne.
Dass es dennoch großen Bahnhof mit viel Publikum gab, dafür hatte der Personalrat unter freiem Himmel gesorgt: Mit der Drehleiter der Feuerwehr Unna wurde Makiolla abgeholt – direkt aus seinem Büro in der ersten Etage des Kreishauses – der Trakt wird hausintern „Kommandobrücke“ genannt. Und damit verlor Makiolla kurzzeitig dann eben doch die Bodenhaftung.
Unten warteten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in großer Zahl, um dem beliebten Chef zum Abschied zuzuwinken. Zuvor hatte Kreisdirektor Mike-Sebastian Janke Landrat Makiolla im kleinen Kreis stellvertretend fürs Haus seinen Dank ausgesprochen.
„Ich hatte die große Chance zu gestalten und etwas zu verändern – nicht nur in meinem eigenen Umfeld, sondern in einer ganzen Region, dem Kreis Unna“, unterstrich Makiolla mit Blick auf die lange Amtszeit. 1990 kam der Jurist nach einer ersten beruflichen Station beim Arnsberger Regierungspräsidenten als Dezernent in die Kreisverwaltung. Bis 2000 war er zuständig für Soziales, Jugend und Kultur, anschließend war er bis zu seiner ersten Landratswahl 2004 Kreisdirektor.
Entscheidend geprägt hat ihn ein ganzer Großer: Willy Brandt, Makiollas politische Leitfigur. Werten wie etwa Solidarität oder Humanität fühlte sich der Junge aus Holzwickede seit den Bonner Studententagen verpflichtet. Darüber hinaus kennt Makiolla als Kind des Ruhrgebiets die Geschichte und die Befindlichkeiten der Menschen in dieser Region. Dies machte ihn in strukturell wie finanziell schwierigen (Amts-)Zeiten zum richtigen Mann am richtigen Ort.
Bodenhaftung, ein fast altmodisch anmutendes soziales Gewissen gepaart mit strategischem Denkvermögen und einem Klecks westfälischer Zähigkeit: Als dies warf Makiolla immer wieder in die Waagschale, um ein selbstbewusstes Profil für den Kreis herauszuarbeiten und ihm bei der Landes- und Bundespolitik Gehör zu verschaffen.
Gerechtigkeit – das ist für Michael Makiolla weniger ein juristischer Begriff als soziale Verpflichtung. Auch dem Schlagwort vom „attraktiven Wirtschaftsstandort“ verlieh er Substanz. Dabei ging es ihm einmal mehr um Chancengleichheit vor allem beim Zugang zu Bildung, um Respekt dem Andersdenkenden oder dem von anderswo Herkommenden gegenüber, natürlich um Wirtschaftskraft, Arbeitsplätze mit Perspektive, kurze Wege egal für wen über Straße, Schiene und Wasser.
Sicher leben – sicher sein. Makiolla war qua Amt Polizeichef und er begriff den Wunsch der Menschen nach einem Leben ohne Angst ebenso als politische wie polizeiliche Aufgabe, der er sich immer wieder erfolgreich stellte. Sicher leben können – das muss auch für Hilfebedürftige und ältere Menschen gelten. Deshalb installierte Makiolla noch vor der Erfindung des Begriffs Netzwerk eben ein solches, macht Sozialplanung und Altenplanung so selbstverständlich wie Raumplanung.
Michael Makiolla steht für Nachhaltigkeit und weitete hier ebenfalls die Definition: Es ging an vielen Stellen um den Schulterschluss von Ökonomie und Ökologie, um Gleichberechtigung und Familienfreundlichkeit als zentrale Bausteine einer zukunftsfähigen Gesellschaft und natürlich um den langen Atem in Sachen Klimaschutz.
Gutes bewahren, Neues wagen – der Bogen spannte sich weit. Zum 1. November wird nun für Makiolla alles anders, anders schön. Auf eines freut er sich ganz besonders: „Ich kann endlich Zeitsouveränität zurückgewinnen.“ Jahrzehntelang war sein Vorzimmer Herrscher über den Terminkalender, jetzt kann er gemeinsam mit Ehefrau Gabi bestimmen, was wann gemacht wird. Radfahren gehört gewiss genauso dazu wie der eine oder andere Konzertbesuch. Aber ab sofort nicht mehr als Repräsentant des Kreises, sondern ganz privat.
Abschied Bürgermeister Werner Kolter
Nach 16 Jahren als Bürgermeister und über 40 Jahren in der Unnaer Stadtverwaltung hatte auch Unnas Bürgermeister Werner Kolter am Freitag (30. Oktober) seinen letzten Tag und wechselt in den Ruhestand.
Die Mitarbeiter des Rathauses und der verschiedenen Einrichtungen kamen natürlich zusammen, um ihren Bürgermeister gebührend zu verabschieden. Zu den Klängen von „You´ll never walk alone“ und großem Beifall schritt Kolter durch ein coronagerechtes Spalier der Mitarbeitenden in der Bürgerhalle.
Der Erste Beigeordnete Jens Toschläger überreichte Kolter im Namen aller Kolleginnen und Kollegen einen Blumenstrauß und bedankte sich herzlich im Namen aller Mitarbeitenden.
Quellen: Kreis Unna.de / Unna.de
Fotogalerie – Aufnahmen von Nadine Mehrens, Birgit Kalle/Kreis Unna und Christoph Ueberfeld/Stadt Unna