„Ständige nächtliche Randale an Unnaer Schulen – Polizei: EBG-Schulhof als Treffpunkt etabliert“:
Unter dieser Überschrift berichteten wir am 15. August 2018 über permanente Ruhestörungen im Bereich der Unnaer Innenstadtschulen.
„Andauernde nächtliche Ruhestörungen durch randalierende Jugendliche rauben Anwohnern Unnaer Schulen (Falkschule, EBG) den letzten Nerv. Nicht zum ersten Mal wenden sich jetzt Anwohner des Ernst-Barlach-Gymnasiums (Umfeld Seminarstraße) Hilfe suchend an unsere Redaktion und schildern die aus ihrer Sicht unhaltbaren Zustände…“ – dies war vor fast genau zwei Jahren, das Problem insgesamt besteht schon viel länger, seit Jahren schon.
Gebessert hat sich an den Zuständen nichts.
„Im Gegenteil“, betont Anwohner Dr. Ardeshir Ghiassi.
Und nach den letzten Erfahrungen, die jüngste akut am vergangenen Wochenende, habe er lange genug gewartet, dass Stadt und Polizei endlich konsequent gegen die lärmenden nächtlichen Treffen auf dem Schulhof vorgehen. Er will nun einen Anwalt einschalten, um die Stadt auf gerichtlichem Weg an ihre Pflichten zu mahnen.
Eins ist ihm dabei sehr wichtig.
„Es ist uns bewusst, dass wir an einer Schule wohnen“, unterstreicht Ardeshir Ghiassi, selbst Vater eines Sohnes. „Es ist uns völlig bewusst, dass dort täglich von 7.30 bis 14/15 Uhr unterrichtet wird und dort auch Lärm entstehen kann. Das ist völlig in Ordnung!“ Aber, setzt er hinzu: „Wir sind nicht bereit, dies weiterhin 24 Stunden zu ertragen.“
Zumal sich der Nerven und Schlaf raubende Ärger jetzt schon über so viele Jahre hinzieht und jetzt gerade wieder auf einen neuen Höhepunkt zusteuert. Denn inzwischen werden neben Vermüllung des Schulhofs, mit dem sich dann der EBG-Hausmeister beschäftigen muss, auch Bäume mit Schmiergraffi besudelt. Foto unten.
Auszüge aus unserem Bericht vom Sommer 2018:
Die Kritik der Anwohner richtet sich auf regelmäßiges „nächtliches Gegröhle und Fußballspiel durch randalierende und betrunkene Jugendliche“.
„Wir rufen zur Zeit jede Nacht die Polizei an. Immer zwischen Mitternacht und 2.30 Uhr, mit der Bitte, den Jugendlichen einen Platzverweis zu erteilen“, schreibt uns die Leserin. „Wir haben nichts gegen ein ruhiges und sauberes Verhalten.“ Aber davon könne hier leider keine Rede sein.
„Nach Rücksprache mit der Stadt Unna – Ordnungsamt, dem Schulverwaltungsamt sowie dem Schulleiter sollen wir die Polizei immer wieder rufen, da die Jugendlichen auf dem Schulhof nicht zu suchen haben, da dies „kein öffentlicher Platz“ sei, schildert die Anwohnerin weiter. „Die Polizei ist natürlich nicht erfreut darüber, dass sie ständig wegen solcher Sachen ausrücken müssen. Sie haben andere Sachen zu tun.
Ebenfalls teilte uns die Polizei bereits mit, dass es in ihrem eigenem Ermessen stünde, auszurücken oder nicht…. das Ordnungsamt sei eigentlich zuständig. Wir werden von A nach B geschickt und drehen uns im Kreis.
Ebenfalls ist der Hausmeister der Schule zu Recht über die Zustände, die er morgens vorfindet, erbost. Er darf täglich den Unrat, den die randalierenden und alkoholisierten Jugendlichen hinterlassen, beseitigen. Der Unrat befindet sich nicht nur auf der Schule, sondern auch an den umliegenden Straßen. Der Hausmeister hat mit Sicherheit bei der Größe des Schulhofes als auch des Gebäudes genug zu tun, als sich diesem Unrat zu widmen!“
Was die Stadtverwaltung damals dazu sagte:
„Grundsätzlich erstmal hat sich die Beschwerde führende Familie komplett richtig verhalten, in dem sie die Polizei in akuten Fällen verständigt. Bedingt durch das aktuelle Sommerwetter in Verbindung mit den Schulferien kommt es zurzeit verstärkt vor, dass Jugendliche sich an diesen Orten treffen.
Die Schulverwaltung und auch das Ordnungsamt der Stadt sind hierzu in Gesprächen mit der Polizei. Die Verwaltung wird diese Thematik auch in die Gespräche der gemeinsamen Ordnungspartnerschaft mit der Polizei einbringen.“
Was die Polizei sagte:
„Wenn es um akute Ruhestörungen geht, können die Anwohner selbstverständlich die Polizei rufen. Da es sich jedoch um ein grundsätzliches Problem handelt, dass sich der Schulhof als Treffpunkt für Jugendliche etabliert hat, greifen diese kurzfristigen Platzverweise ja nicht auf Dauer. Daher werden Polizei und Stadt Unna sich zusammensetzen und versuchen, innerhalb der Ordnungspartnerschaft eine Lösung zu finden.“
Von einer Lösung scheint man noch weit entfernt, denn es geht auf dem EBG-Schulhof regelmäßig weiter mit Lärm, Fußballspielen, Gegröhle, Vermüllung und neuerdings auch noch Farbgeschmier an Bäumen, klagen die Anwohner.
Flatterband, das deutlich signalieren sollte: Schulgelände – kein Zutritt – wurde direkt am Samstagabend (8. 8.) wieder abgerissen, berichtet Dr. Ghiassi.
Der Lärm auf dem Schulhof habe sich wieder über Stunden erstreckt.
Um 22.50 Uhr rief das Ehepaar die Polizei an. „Nach zwei Stunden waren sie dann da.“
Für die Kreispolizeibehörde Unna, die wir vorletzte Woche um eine Stellungnahme baten, teilte uns Sprecherin Vera Howanietz mit:
„Ruhestörungen auf Schulhöfen oder an anderen Treffpunkten beschäftigen die Polizei in jedem Sommer. Insbesondere in der Ferienzeit kommt es zu vermehrten Anrufen von betroffenen Bürgern.
Gemeinsam mit der Stadt Unna gehen wir diesen Bürgerbegehren im Rahmen der Ordnungspartnerschaften, insbesondere an den Wochenenden, nach.
Für den Bereich des Schulhofes des EBG an der Seminarstraße liegen uns seit dem 01.07.2020 folgende Einsätze vor:
24.07.2020, 1.14 Uhr: Jugendliche machen Musik
Maßnahmen: Zur Ruhe ermahnt, Platzverweise erteilt und eine Strafanzeige wegen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz gefertigt
24.07.2020, 22.25 Uhr: Ruhestörung
Maßnahmen: Zur Ruhe ermahnt
01.08.2020, 19.49 Uhr: Hilflose, betrunkene Person
Maßnahmen: keine- es wurden keine betrunkenen oder hilflosen Personen angetroffen
02.08.2020, 22.35 Uhr: Ruhestörung
- Weiterer Anruf und Beschwerde wegen geringfügiger Wertschätzung um 22.49 Uhr
- Maßnahmen: 3 Platzverweise.
„Möglicherweise wurden die Einsätze von den Anrufern nicht wahrgenommen“, meint die Polizeisprecherin, „was aber nicht mit Untätigkeit der Einsatzkräfte gleichzusetzen ist. Auch für das kommende Wochenende sind erneut Einsätze im Rahmen der Ordnungspartnerschaften geplant.“
Ardeshir Ghiassi will das nicht so stehen lassen.
„Die Aussage bezüglich der hilflosen Person stimmt nicht. Die Polizei ist gar nicht dagewesen. Wir haben sie angerufen und gesagt, sie müssten nicht mehr kommen, nachdem wir gesehen hatten, dass der besagte junge Mann – den wir als hilflos wahrgenommen hatten – wieder auf den Beinen stand und von seinem Fahrrad gestützt von seinen Freunden weggebracht wurde.
Es kam niemand, wir können die Schule einsehen. Die Polizei sollte schon bei der Wahrheit bleiben.“
Stadtsprecher Christoph Ueberfeld teilte uns auf Anfrage mit: „Die Problematik ist in der Tat nicht neu. Uns ist auch bekannt, dass es in jüngster Zeit dort zu Polizeieinsätzen gekommen ist. Im Rahmen der Ordnungspartnerschaft mit der Polizei ist geplant, auch die Schulhöfe zu bestreifen.“
Dr. Ardeshir Ghiassi hat jedoch für sich und seine Familie die Konsequenzen gezogen.
„Wir haben hier jetzt 16 Jahre unseres Lebens ohne einen ruhigen Abend verbracht, außer in den Wintermonaten oder wenn es geregnet hat, kamen unzählige Male erst nach Mitternacht zur Ruhe und ins Bett. Ich muss beruflich um 5 Uhr früh raus.“ Er setzt der Stadtverwaltung ein Ultimatum:
„Wir werden innerhalb der nächsten zwei Wochen, wenn uns die Verwaltung kein plausibles Konzept vorlegt , die Wiederherstellung von Recht und Ordnung durch die Stadt Unna juristisch erzwingen.
Denn aus unserer Sicht zeigt die Stadt keinerlei Interesse, und das seit 16 Jahren.“
In Unna, schließt Ghiassi, gebe es offenbar für die Bürger nur den juristischen Weg, um zu ihrem Recht zu kommen – „…siehe Viktoriastraße“.
Dort hat ein einzelner Bürger wie berichtet die Stadt gerichtlich zur Lärmsanierung der Straße vor seinem Haus gezwungen.
Unter dem Artikel auf Facebook meldete sich Dr. Ghiassi noch einmal selbst ausführlich zu Wort:
„Ich habe den Eindruck, dass alle Beteiligten absolut planlos sind. Wenn wir an 2 aufeinanderfolgenden Tagen bei der Polizei anrufen, habe ich den Eindruck, dass keine Übergabe statt gefunden hat. Der eine weiß nicht, was der andere gemacht hat.
Außerdem bin ich es leid, dass alle Verantwortlichen ständig den Ahnungslosen spielen und das Problem auf den Nächsten schieben. Ich habe bisher nicht das Gefühl gehabt, dass die Verantwortlichen einen Hauch Interesse zur Beseitigung des Problems haben. Mit uns hat es noch nie ein vernünftiges Gespräch gegeben, obwohl auch die Polizei durch die Presse gebeten wurde mit uns Kontakt aufzunehmen.
Natürlich müssen die Jugendlichen auch einen Rückzugsort haben. Allerdings nicht in der Form, wie wir es seit 16 Jahren erdulden müssen. Natürlich werden viele unser Problem nicht verstehen, weil sie das Problem nicht vor der eigenen Haustür haben. Wir haben jetzt 16 Jahre lang Geduld gezeigt. Irgendwann ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Kein Amt möchte die Verantwortung übernehmen und das Zepter in die Hand nehmen. Wir werden von A nach B geschickt und kommen uns langsam richtig verarscht vor. Nicht nur die Bürger haben der Stadt gegenüber eine Verpflichtung, die Verantwortungsträger der Stadt sind uns gegenüber genauso verpflichtet.
Man sollte sich in unsere Lage versetzen. Ab 19:00 Uhr bis weit nach Mitternacht mehrere alkoholisierte Jugendliche mit Bierflaschen in der Hand, laut aufgedrehter Musik und grölend vor der Haustür. Die Polizei erscheint, es gibt keinen Platzverweis, sondern die Bitte, leise zu sein. Die Polizei fährt um die Ecke und die Musik wird wieder aufgedreht und extra noch lauter gegrölt. Wir rufen erneut bei der Polizei an und die Polizei ist genervt. Wir haben mehrfach darauf hingewiesen, dass der Schulhof kein öffentlicher Platz ist. Da erwarten wir von der Polizei nicht nur einen Platzverweis, sondern Aufnahme der Personalien, denn in der Regel sind es immer wieder dieselben Jugendlichen.
Und jedes Mal, wenn wir die Polizei anrufen dauert es eine halbe Ewigkeit, bis sie hier erscheinen. In der Regel haben dann die Jugendlichen circa 4 Stunden Zeit zu feiern. Wieso sollen sie nicht jeden Abend wiederkommen?
Und noch einmal für alle diejenigen, die unser Problem nicht verstehen und für das Verhalten der randalierenden Jugendlichen Verständnis zeigen: geben Sie bitte öffentlich ihre Adresse bekannt, und nennen Sie ihre Straße zum Treffpunkte der Jugendlichen. Sollten Sie es nicht machen, sollten sie besser schweigen.“
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