Unterricht mit Maske: „Messen mit zweierlei Maß zu Lasten der Kinder ist unerträglich“

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Symbolbild - Kind mit Mundschutz. (Foto Privat)

Über die gestern von Schulministerin Gebauer verkündeten Regeln fürs neue Schuljahr – Maskenpflicht für Grundschüler, bis sie in der Klasse sitzen, Maskenpflicht im Unterricht für alle anderen Schüler ab Klasse 5 – ist die Initiative „Familien in der Krise“ bitter enttäuscht.

Einmal mehr sieht sie „Kinder als Pandemietreiber stigmatisiert. Dieses Messen mit zweierlei Maß zu Lasten von Kindern und Jugendlichen ist unerträglich.“

In einer Stellungnahme schreibt die Initiative:

„Damit ist eingetreten, was Vertreter unserer Initiative seit langem befürchtet haben:
Während für die Gesamtbevölkerung sämtliche Vorzüge, wie Urlaubsreisen, Angebote des
Breitensports etc. genießen konnten, müssen Kinder nun wieder massive Einschränkungen in
Kauf nehmen, wenn es um ihr Recht auf Bildung geht.

Dieser Reflex ist bereits vom Lockdown im März bekannt. Bildungseinrichtungen können ohne große Proteste eingeschränkt werden, sind aber von zentraler Bedeutung für die Zukunft unserer Kinder und folglich die Zukunft unseres Landes. Vergessen wird dabei, dass gerade junge Kinder nur in Verbindung mit Beziehung zu anderen lernen. Dieser Mangel an sozialem Lernen wird weitreichende Folgen haben.“

Anders als im März weiß man aber inzwischen aus unseren europäischen Nachbarländern, dass Schulen keine Corona-Hotspots sind. Anstatt aus den Beobachtungen dort zu lernen und Beschränkungen im Schulbereich erst dann vorzunehmen, wenn andere Mittel ausgeschöpft wurden, trifft es wieder diejenigen, die weder für die steigenden Infektionszahlen verantwortlich sind, noch in großen Teilen zur Risikogruppe zählen.

Es ist völlig unverständlich, dass in NRW zwar Hochzeitsfeiern mit bis zu 150 Leuten ohne Abstand und Maske stattfinden und Restaurantbesuche erlaubt sind, Schulkinder ab 10 Jahren aber selbst an ihrem Platz im Unterricht nun eine Maske tragen müssen.

In allen anderen Lebensbereichen gilt entweder Abstand und Maske, oder Nachverfolgung, nur in der Schule wird nun beides gefordert.

Dieses Messen mit zweierlei Maß zu Lasten von Kindern und Jugendlichen ist unerträglich und kann Kindern nicht logisch vermittelt werden.

Eine Maskenpflicht während des gesamten Schultags bedeutet bereits für Fünftklässler,
dass sie mindestens fünf bis sechs Stunden täglich ununterbrochen eine Maske tragen. Der
Schulweg im ÖPNV oder schulische Aktivitäten am Nachmittag sind hier nicht einmal
eingerechnet.

Welchen Einfluss der Lockdown auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen hatte,
zeigen mittlerweile zahlreiche Studien. Eine Maskenpflicht im Unterricht und auf dem
Schulhof wird dies noch verschärfen.

Schulen sind nicht nur Bildungseinrichtungen, sondern auch soziale Lernfelder und Orte des Miteinanders. Wie soll pädagogisch gearbeitet werden, wenn die Mimik der Schüler und des Lehrerpersonals zu einem Großteil hinter einer Maske versteckt ist? Wie sollen Kinder so ausgelassen spielen?

Die Bestimmungen stigmatisieren Kinder als „Pandemietreiber“, die sie nach dem derzeitigen Forschungsstand nicht sind. Eine angstfreie Kommunikation der Kinder untereinander kann so kaum gelingen. Der Unterricht wird durch die Maskenpflicht ebenfalls erschwert. Insbesondere im Fremdsprachenunterricht wird dies zu massiven Problemen führen, die sich langfristig auf die Lernfortschritte der Kinder auswirken werden.

Ein Leistungsabfall, insbesondere von schwächeren Schülern, ist wahrscheinlich. Die ohnehin große Bildungsschere wird noch weiter auseinander gehen als bisher.

Das Ministerium sieht Ausnahmen von dieser Pflicht vor, wenn es dem pädagogischen Zweck
dient. Die Auslegung dieser Richtlinie bleibt den Schulen vor Ort vorbehalten. Auch hier ist
wieder ein Flickenteppich an Lösungen zu erwarten, der nicht dem Wohle unserer Kinder
dient.

Das Konzept von Ministerin Gebauer schießt auch aus medizinischer Sicht weit über das Ziel
hinaus, wie die Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie
(DGPI), der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), der Deutschen
Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) und der Deutschen Akademie für Kinder und
Jugendmedizin (DAKJ) vom 3. August 2020 zeigt.

Erneut werden Kinder und Jugendliche stigmatisiert und benachteiligt. Die Landesregierung zeigt auf eindrückliche Weise, dass weder die psychische und soziale Entwicklung von jungen Menschen noch deren Ausbildung Priorität auf ihrer Agenda haben.

Wir fordern die sofortige Aussetzung der Maskenpflicht während des Unterrichts und die Ausarbeitung von Hygienekonzepten, beispielsweise angelehnt an die Konzepte aus MecklenburgVorpommern, die nicht zum Hindernis für den Lernerfolg werden.

Kontakt: Sabine von Thenen
nrw@familieninderkrise.com
info@familieninderkrise.com 

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