Kreistagsliste mit „Hardcore-Flüglern“ – AfD-Sprecher Michael Schild wirft hin

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Ein schwelender Personal- und Richtungsstreit im AfD-Kreisverband Unna hat sich mit einem Knalleffekt entschieden. Die Aufstellungsversammlung zum Kreistag am Montagabend voriger Woche endete mit einem Eklat.

Kreissprecher Michael Schild aus Fröndenberg, der für die gemäßigte Richtung stand und den Kreisverband über fünf Jahre lang führte, verfehlte das erforderliche Quorum für die Reserveliste und sah sich statt dessen mit einer, so sagt er, gänzlich unerwarteten und unabgesprochenen Kandidatenaufstellung konfrontiert.

Diese Liste, mit der die AfD am 13. September in den Kreistag einziehen will, besteht laut Schild nunmehr ausschließlich aus „Vertretern des Konservativen Kreises, Hardcore-Flüglern und völlig unbekannten Neulingen“. In Konsequenz trat Schild, der den Vizevorsitz des NRW-Landesverbandes innehat und auch beibehält, noch am selben Abend von seinem Vorstandsamt zurück.

Der Öffentlichkeit mitgeteilt wurde der überraschende Wechsel an der Spitze der Kreis-AfD bis heute nicht, auf der Homepage des Kreisverbandes firmiert Schild nach wie vor, 7 Tage nach dem Eklat, als Kreissprecher.

Hat somit auch in der AfD Kreis Unna der „Flügel“ aus „nationalistischen Hardlinern“ die Oberhand gewonnen? Schild drückte es auf Nachfrage unserer Redaktion so aus:

„Es gab im Kreisvorstand eine vereinbarte Konsensliste, die sämtliche Sphären und Regionen im Kreis berücksichtigt hätte. Vor Ort hat sich ein Teil des Vorstandes allerdings anders verhalten als kurz vorher vereinbart. Dadurch kam eine Liste zusammen, die sich ausschließlich aus dem Spektrum des sogenannten ‚Konservativen Kreises‘, Hardcore-Flüglern und mir gänzlich unbekannten Neumitgliedern zusammensetzt.

Es war eine demokratische Wahl, die ich zu akzeptieren habe. Da aber deutlich ersichtlich war, dass ich nicht mehr das Vertrauen der Mehrheit hinter mir habe, habe ich selbstverständlich sofortige Konsequenzen gezogen. In so einer Situation ist der Rücktritt die einzige ehrenvolle Option und ein Akt der politischen Hygiene.“

Ein „Richtungsstreit“ wie bei der Bundespartei zwischen dem „Flügel“ um Björn Höcke und Jörg Meuthen als Verfechter einer nach außen hin „gemäßigteren“ Linie?  Es sei „eher eine persönliche Rache eines zu kurz Gekommenen“, sagt Schild, ohne Namen zu nennen und ohne auf die Frage zu antworten, ob er damit Hans-Otto Dinse aus Schwerte meint.

Dinse erwähnte den bisher nicht öffentlich gemachten Rücktritt des langjährigen Kreissprechers auf seiner Facebookseite. Als wir gestern unter Berufung auf Informationen des „Kreissprechers“ Schild eine Übersicht darüber veröffentlichten, wo die AfD im Kreis Unna antreten will und wo nicht, schrieb uns Hans-Otto Dinse mit einer persönlichen Nachricht auf unserer Facebookseite grußlos an: Schild sei zurückgetreten,  „infomieren Sie sich besser.“ Wir forderten ihn zu einem höflichen Ton auf und baten ihn darum, uns nicht weiter auf diese Art anzuschreiben, worauf er uns attestierte: „Im linken Mainstream angekommen. Armselig.“ 

Anders als nach wie vor auf der offiziellen Kreisverbands-Website ausgwiesen führen die Geschäfte des Kreisverbandes nunmehr Schilds bisherige Stellvertreter Holger W. Sitter und  Ulrich Lehmann, früher für die Bürgergemeinschaft (BG) und zuvor für die CDU im Kamener Stadtrat. Spitzenkandidat ist Peter Knepper.

„Diese Drei sind nun zuständig“, gibt Michael Schild die Verantwortung für die Kreis-AfD offiziell ab. Er selbst „akzeptiere das Ergebnis und wünsche meiner AfD viel Erfolg. Persönliche Enttäuschungen sind keine politische Kategorie.“

Sein bisheriger Stellvertreter Holger W. Sitter schrieb uns auf Bitte um eine Stellungnahme zu  am Montagabend:

„Lassen Sie mich das so sagen: Ich würde nicht so weit gehen und es einen ,Richtungsstreit´nennen. Selbstverständlich sind die Ziele der AfD im Kreis Unna auch nach der bedauernswerten Demission unseres langjährigen Sprechers die Gleichen. Die Alternative für Deutschland möchte sich bei den Kommunalwahlen als echte Alternative zum Altparteien-Kartell empfehlen. Deshalb gilt es nun nach vorn zu schauen und uns nicht mit Personalpolitik aufzuhalten, sondern Sachpolitik in den Fokus zu nehmen und ein gutes Ergerbnis mit unseren Wählern im Kreis Unna zu erreichen. Ich spüre bei allen Beteiligten große Lust dazu!“

 

4 KOMMENTARE

  1. Ich schätze Herrn Dinse sehr. Er ist ein Mann, der höchsten persönlichen Mut besitzt. Diese Eigenschaft sucht man heute in Deutschland oft vergebens. Aber dasselbe kann ich über die Mitarbeiter des Rundblicks sagen. Ich glaube, Herr Dinse hat vergessen wie fair und sachlich der Rundblick schon immer mit der AfD umgegangen ist. So wie man als Presse eben mit demokratisch gewählten Parteien umgehen sollte. Fair, sachlich, unparteiisch, ausgewogen und der Wahrheit verpflichtet. Ich denke, der Rundblick stellt da wirklich eine Ausnahme dar. Und dafür hat er wohl auch schon viel Prügel bekommen. Vielleicht kann Herr Dinse da noch mal in sich gehen. Etwas Verständnis habe ich allerdings für ihn. Wer immer gegen die gesamte Presse kämpfen muss, und das muss die AfD, der haut vielleicht mal irgendwo drauf wo er nicht draufhauen sollte.

    • Hallo „rundblickfan“, Herr Dinse ist ein erwachsener Mensch und überdies politisch kein Neuling mehr. Nichtvorhandenes Benehmen mit einem solchen billigen Anwurf zu begleiten ist eine Art der Kommunikation, für die wir kein Verständnis aufbringen. Zudem lässt die Art der Transparenz rund um diese Kreistagsversammlung mehr als zu wünschen übrig. Selbst nicht zu informieren und dann einem Medium Uninformiertheit vorzuhalten – sorry, das ist für uns keine Basis. Besten Gruß.

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