Im Unnaer Osten entsteht eine Mastanlage für 30.000 Puten – und im Fröndenberger Osten ist eine Mastanlage für die gleiche Anzahl Hähnchen geplant.
Gegen den Massentierhaltungsbetrieb im Ortsteil Stentrop für fast 30.000 Tiere erhebt sich immer energischer Widerstand – auch aus der ganz jungen Bevölkerung:
Die beiden Umweltaktivisten Constantin (10 Jahre) und Jonathan (7 Jahre) überreichten Bürgermeisterin Sabina Müller, begleitet von ihrer Mutter Dr. Christina Schaefer, im Rathaus eine Liste mit Protestunterschriften gegen den Maststall in der Palz.
Bürgermeisterin Sabina Müller freute sich über das Engagment der beiden Jungen. “Ich finde gut, dass ihr euch engagiert und euch für eure Interessen und Überzeugung einsetzt“, lobte sie die tatkräftigen Brüder.
In der Sache sei sie „als Bürgermeisterin neutral“, erklärte die SPD-Politikerin den Kindern. „Aber ich verspreche euch, die von euch gesammelten Unterschriften an Landrat Mario Löhr weiterzuleiten.“
Die bei der Kommunalwahl im September 2020 gewählte Nachfolgerin von Friedrich-Wilhelm Rebbe möchte besonders junge Menschen für Politik begeistern und lokales Engagement fördern. Damit das nicht nur wohlfeiler Vorsatz bleibt, bietet Sabina Müller neben der traditionellen Bürgermeistersprechstunde regelmäßig eine Bürgermeisterfragestunde an, die nur für Kinder und Jugendliche reserviert ist.
Die nächste telefonische Bürgermeistersprechstunde findet am Mittwoch, 02.06., von 15.30 -17.00 Uhr statt. Anmeldungen gerne bei S. Gruda unter 02373 976-213.
Die geplante Hähnchenmastanlage – dies ist der Stand:
An der Bausenhagener Straße in Stentrop soll ein Hähnchenmaststall für 29.900 Tiere mit vier Futtersilos und zwei Sammelgruben für Schmutzwasser gebaut werden. „Viele Anwohner/innen des geplanten Neubaus lehnen diese Baumaßnahme ab“, unterstreicht der SPD-Ortsverein Frömern/Ostbüren-Palz in einer Pressemitteilung vom Wochenende.
Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt habe das sogenannte „Gemeindliche Einvernehmen“ zum beantragten Neubau des Maststalles verweigert.
„In einer Videokonferenz hat sich der Vorstand des SPD-Ortsvereins Frömern/Ostbüren/Palz gegen den geplanten Neubau der Hähnchenmastanlage an der Bausenhagener Straße ausgesprochen“, stellt der Ortsvereinsvorsitzende Sebastian Kratzel klar:
„Der Entscheidungsspielraum der Stadt und der politisch Verantwortlichen im Baugenehmigungsverfahren ist nicht groß. Hier kann nur ein Signal gesetzt werden. Die Stadt Fröndenberg hat daher per politischem Beschluss das ,Gemeindliche Einvernehmen´ verweigert.“
Dieses Einvernehmen der Stadt könne aber ersetzt werden – durch die Behörde, die über den Bauantrag entscheidet. Das ist der Kreis Unna.
Kratzel:
„Es ist die freie Entscheidung eines Landwirtes, seinen Betrieb nach seinem Ermessen zu planen. Er trägt schließlich dafür das unternehmerische Risiko. Er muss aber damit rechnen, dass das Thema „Massentierhaltung“ auf den Tisch kommt. Auch die Standortfrage ruft viele Bürger auf den Plan und natürlich eine politische Organisation wie den SPD-Ortsverein Frömern/Ostbüren/Palz, der sich für die Interessen der Pälzer einsetzt.“
Die Interessengruppen, so der Ortsverein, „müssen im Gespräch bleiben. Wenn unterschiedliche Perspektiven und Wünsche aufeinandertreffen, hilft es nicht, Maximalforderungen zu stellen und populistische Aussagen zu treffen. Wir sind die Vertreter ller Menschen in Fröndenberg. Das bedeutet auch, dass wir alle Meinungen anhören und gemeinsam versuchen, die bestmögliche Lösung zu finden.“
Massentierhaltung „nicht mehr zeitgemäß“?
Ein Argument gegen Massentierhaltung sei in den vergangenen Wochen oft gefallen: Sie sei nicht mehr zeitgemäß. Doch: „Wer einen Blick auf die Konsumzahlen wirft, stellt schnell das Gegenteil fest“, so Kratzel. „Belief sich der Pro-Kopf-Verzehr von Hähnchenfleisch 1996 auf 8,4 kg, waren es 2016 bereits 12,5 kg.
„Wir alle sind Verbraucher und können dem Markt durch unser Einkaufsverhalten deutlich zeigen, welche Tierhaltung wir unterstützen. Und: Der SPD-Ortsverein Frömern/Ostbüren/Palz ist gegen die konventionelle Massentierhaltung und stellt die Alternativlosigkeit eines anderen Standorts in Frage.“
Unsere Fragen:
- Wurde hier über ein Ökomasthähnchenbetrieb nachgedacht?
- Gibt es keinen alternativen Standort?
- Wie wird ein Verhärten der Fronten verhindert, sodass nicht nur noch über juristischem Weg miteinander kommuniziert wird?“
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