„Lasst uns ein Apfelbäumchen pflanzen…“ – Ein Amberbäumchen ist´s. Zart, schmal und klein. Aber es wächst ja noch.
Rund anderthalb Jahre nach der sehr emotional diskutierten Fällung der uralten Blutbuche vor der Unnaer Post (Rundblick berichtete) hat der Kreis sein damaliges Versprechen wahr gemacht.
Am Freitag, 5. Februar, wurde der seinerzeit zugesicherte Ersatzbaum vor dem Postgebäude gepflanzt.
Kreissprecherin Birgit Kalle sagte uns zwei Tage zuvor, dass die Grundstücksbesitzer auf ein „Pflanzfest“ hatten verzichten wollen. Ohnehin wäre das aufgrund des Coronashutdowns nur sehr eingeschränkt möglich gewesen.
Nun steht an Stelle der über 100 Jahre alten Blutbuche ein zarter Amberbaum vor der Post.
„Wann kommt endlich die versprochene Ersatzpflanzung für die Postbuche?“ Dies fragten sich und uns seit der Fällung der Postbuche Ende des Jahres 2019 immer wieder Bürger, die an der kahlen Fläche vor dem Unnaer Postgebäude vorbeikamen.
Der uralte Laubbaum mit seiner weit ausladenden Krone war nach gründlicher Untersuchung durch die Experten der Kreisverwaltung gefällt worden. Die Behörde hatte den Entschluss ausführlich begründet. Demnach litt der Baum an der Buchenkomplexkrankheit, war nicht mehr zu retten. Dies sah man ihm zuletzt auch von außen an.
Schließlich wurde der prächtige Baum gefällt.
Im April 2020 teilten die Eigentümer des Grundstücks dem Kreis mit, dass sie mit dem von der Kreisverwaltung angebotenen Neuanpflanzung noch warten wollten.
„Selbstverständlich wird das Angebot der Kreisverwaltung zur kostenlosen Nachpflanzung eines Jungbaumes als Ersatz für das gefällte Naturdenkmal weiter aufrecht erhalten“, schrieb Kreissprecherin Birgit Kalle.
Spekulationen, wonach die Postbuche für die benachbarte Neubebauung der Mühle Bremme (Einkaufscenter) fallen musste, wiesen sowohl der Kreis als auch der Investor in mehreren Stellungnahmen nachdrücklich zurück.
Hier gebe es „absolut keinen Zusammenhang“ mit der Ansiedlung des „Mühlencenters“, unterstrich der damalige Projektleiter Peter El-Dessouki im Dezember 2019 auf Nachfrage unserer Redaktion.
„Wir bedauern die Fällung der Buche an der Post. Unser geplantes Center wurde zu 100% auf den uns zur Verfügung stehenden Grundstücken geplant“, betonte EL-Dessouki. „Durch den Wegfall des Baumes erkennen wir keinen Mehrwert für das Center, im Gegenteil…“
Die ausladende Rotbuche „hätte vielmehr die Verweilqualität der künftigen Gastronomie, die wir in Richtung Bahnhofstraße vorsehen, gesteigert… vor allem im Sommer.“
Wieso die Buche nicht zu retten war – Die damalige Stellungnahme der Kreisverwaltung Unna:
„Bei der Blutbuche vor der Post in Unna handelt es sich um ein Naturdenkmal. Der Baum ist über 100 Jahre alt, etwa 21 Meter hoch, hat einen Kronendurchmesser von rund 17 m und (in 1 Meter Höhe) einen Stammumfang von etwa vier Metern.
Der Entscheidung, den Baum zu fällen, geht eine lange Krankengeschichte voraus.
Im Zuge einer vom Kreis Unna beauftragten Kronenpflege am Naturdenkmal wurden im Dezember 2016 erste Rindennekrosen und Rindenabplatzungen auf der Südseite des Stammes festgestellt.
Außerdem musste auf der Südseite das meiste Totholz aus der Krone entfernt werden. Bereits bei vorhergegangenen Baumkontrollen war Schleimfluss an wenigen, kleinen Stellen aufgefallen, damals gab es aber noch keine weiteren Symptome.
Im Herbst 2017 wurden dann großflächige Rindennekrosen und –abplatzungen festgestellt. Ein Befall durch Schadpilze (Brandkrustenpilz und andere) wurde festgestellt.
Die Diagnose lautete: „Buchenkomplexkrankheit“. Der Baum wurde als abgängig eingestuft und die Baumkontrollen verstärkt.
Im Sommer 2019 wurde eine weitere Baumpflegemaßnahme erforderlich. Dabei wurden aus Gründen der Verkehrssicherheit ein trockener Starkast und weiteres Totholz über der Zuwegung zur Post aus der Baumkrone entfernt. Der Eigentümer wurde vom Kreis über den Zustand des Baumes informiert.
Wie gerade erwähnt, leidet der Baum unter der Buchenkomplexkrankheit. Die wird in der Literatur wie folgt beschrieben:
„Ein prädisponierendes Klimaereignis führt zu einem vermehrten Befall durch die kleine Wollschildlaus. Diese überträgt Nektria-Pilze, die die Rinde infizieren und Schleimfluss hervorrufen. Später kommt es in rasch zunehmendem Umfang zu Rindennekrosen und Rindenabplatzungen. Weitere Schadorganismen (z.B. Käfer, Pilzarten, Viren) erobern den Baum und führen innerhalb weniger Jahre zum Absterben.“
Die Blutbuche vor der Post prägt das Stadtbild seit langer Zeit. Die Erkrankung des Baumes ist jedoch bereits so weit fortgeschritten, dass die Standfestigkeit stark gemindert ist. Angesichts des Standortes in der belebten Fußgängerzone / vor der Post ist es aus Sicherheitsgründen nicht länger verantwortbar, den Baum weiter stehen zu lassen.
Daher hat der Kreis Unna schweren Herzens eine Freigabe für das Fällen des Baumes erteilt.
Der Kreis wird außerdem an der gleichen Stelle wieder einen Baum pflanzen und dafür auch die Kosten übernehmen.“