Seit einer Woche ist der Kreis Unna im roten Coronabereich, gilt als Risikogebiet, als Hotspot. Zusammen mit seinen Nachbarstädten Hamm und Dortmund, die ebenfalls die kritische Marke an Neuinfektionen überschritten haben, Dortmund seit Donnerstag, Hamm schon mehr als zwei Wochen.
So viele tägliche Neuinfektionen wie in dieser Woche wurden deutschlandweit vom RKI ncht einmal zum Höhepunkt des ersten Coronaausbruchs im März gemeldet. Über 70 Kreise und kreisfreie Städte sind inzwischen wie der Kreis Unna auf der RKI-Landkarte rot gefärbt, was bedeutet, dass sie den Schwellenwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in 7 Tagen überschritten haben, als „Hotspots“ gelten und unter verschärfte Schutzmaßnahmen fallen.
„So viele Tests wie nie im Kreis Unna“ titelte der Rundblick am Freitag, 16. Oktober, und gaben gleichzeitig die beunruhigende Nachricht des Kreises wieder, dass nun auch wieder wie im Frühjahr Pflegeheime von dem Virus betroffen sind, also die besonders „vulnerable Gruppe“ verstärkt wieder zu erkranken droht.
In einem Pflegeheim in Unna waren nach Auftreten eines Falles in der vergangenen Woche insgesamt rund 350 Personen getestet worden, teilte der Kreis bei seinem letzten Update vor dem Wochenende mit. „Es gab 33 Corona-Fälle. Ergebnisse einer zweiten Testung stehen noch aus.“
Einige Leserinnen und Leser reagierten auf diesen Artikel mit dem Reflex: „Klar, bei so vielen Tests wie nie gibt es auch so viele Fälle wie nie!“ Klingt logisch, so einfach ist es aber nicht.
Es wird mehr getestet – nicht nur im Kreis Unna, sondern in ganz Deutschland. Doch der prozentuale Anteil positiver Tests steigt ebenfalls an. In der vorigen Woche ist besonders stark gestiegen, berichtet die ZEIT (Onlineausgabe) in ihrem Wissenschaftsmagazin. Demnach falle inzwischen einer von ca. 40 Tests auf Sars-CoV-2 positiv aus. Im Sommer sei es noch einer von rund 100 gewesen.
Auch die Sterblichkeit für verschiedene Altersgruppen sei mittlerweile gut einschätzbar. Die meisten Infizierten hätten milde (bis gar keine) oder auch schwerere Symptome, ohne dass die Krankheit lebensbedrohlich werde. Nur ein geringer Teil muss stationär im Krankenhaus behandelt werden. Im Kreis Unna sind es derzeit 20 von insgesamt 623 akut Infizierten (Stand 16. 10- 2020, 16.30 Uhr).
Doch ist bisher mehr als jede/r fünfte klinische Coronapatient im Zusammenhang mit dem Virus verstorben, von den Beatmungspatienten verstarb jede/r Zweite.
„Auf die Frage, ob die Lage so ernst sei wie im April, antwortet der Physiker Dirk Brockmann vom Robert Koch-Institut (RKI) im Telefonat mit ZEIT ONLINE eindeutig: „Ja, auf jeden Fall.“ Ob sie sogar ernster sei? „Ja, wahrscheinlich ernster.“ Brockmann ist am RKI zuständig für die Modellierung der Ausbreitung und Dynamik von Infektionskrankheiten und forscht an der Humboldt Universität Berlin.“