Asylheim an Kamener Straße ist „priorisiert“ – Noch kein Sanierungsstart für Sonnenschultoiletten

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Das inzwischen abgerissene Altgebäude. - Archivbild/c/o Rinke

Den Bau der neuen Flüchtlingsunterkunft an der Kamener Straße treibt die Stadt Unna „priorisiert“ gegenüber anderen Bauvorhaben voran. Die Kosten liegen momentan nicht im Rahmen.

Nachrangige Priorität hat die Sanierung der Grundschultoiletten in Massen.

Das erklärten die zuständigen Beigeordneten Jens Toschläger und Dirk Wigant zum Ende der Ratssondersitzung am vergangenen Donnerstag.

Anfragen nach dem Stand der beiden Bauprojekte hatte der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Rudolf Fröhlich, gestellt. Wie fortlaufend auf Rundblick berichtet, wartet die Sonnenschule in Massen bereits seit über zwei Jahren auf die Sanierung der sanitären Anlagen – diese sind in einem solchen Zustand, dass sich die Kinder weigern, sie zu benutzen.

Beigeordneter Toschläger hatte bereits vor den Sommerferien deutlich gemacht, dass die Kernsanierung (die mit rund 300.000 Euro veranschlagt wird) nicht in den Sommerferien beginnen werde. Sprich: Es ging für die Kinder mit alten Toiletten ins neue Schuljahr.

Wohl möglicherweise geht es mit den alten Ekel-Klos auch gleich ins neue Jahr. Denn auf Fröhlichs erneute Nachfrage jetzt im Rat konnte Toschläger weiterhin keinen Starttermin nennen. Der Grund, erklärte der fürs Personal zuständige Beigeordnete Dirk Wigant: In der Vergabestelle gibt es momentan zwei länger Krankheitsfälle. „Deshalb dauert es alles länger.“

Länger dauern darf NICHT der Fortschritt der Planungen für das hochumstrittene Flüchtlingsheim neben dem KSV-Sportplatz in Königsborn, das wegen seiner Kosten (avisiert sind 3 Mio. reine Baukosten für 13 Kleinwohnungen) sowie der mangelnden Prüfung von Alternativen nur mit knapper Rotgrün-Mehrheit plus Bürgermeisterstimme beschlossen worden war. Selbst die Linke stimmte dagegen, aus oben genannten Gründen.

Doch dieser Bau muss jetzt Priorität genießen, so die Verwaltung, sonst gehen der Stadt die einkalkulierten Fördergelder flöten.

Die Rohbauarbeiten für das Gießen der Bodenplatte wurden deshalb jetzt priorisiert vergeben. Ansonsten hätte auf der schon vorbereiteten Baustelle der Baustopp gedroht. „In Kürze können wir jetzt dort starten, im Anschluss können die Folgegewerke beginnen“, sagte Toschläger. „Wir sind guter Dinge, dass wir das Projekt voranbringen.“

Ist die Verwaltung auch bezüglich der Kostenentwicklung guter Dinge? Beim ambitionierten Neubauprojekt „Grundschule/Kita am Hertinger Tor“ sind die Kosten ja bereits um 9 Mio. Euro nach oben korrigiert worden, was wenig später im Haupt- und Finanzausschuss verkündet wurde.

Auf Rudolf Fröhlichs Frage also, wie sich die Kosten für das Flüchtlingsheim entwickeln, sagte Jens Toschläger, mit der ersten Vergabe sei man „an der Kostenschätzung vorbei“. Sprich, es ist zunächst mal teurer geworden. Um wieviel? Eine genauere Aussage dazu ist laut Toschläger erst möglich, wenn „ca. 80 Prozent“ der Gewerke vergeben sind.

Auf der Liste der priorisierten Projekte nannte die Verwaltung auch die Eissporthalle. An deren Sanierung ist sie durch den Bürgerentscheid vom Mai 2019 gebunden.

Das lange Warten auf die Grundschulklo-Sanierung

Es stinkt nach Urin, auch wenn frisch geputzt ist. Kinder verkneifen sich lieber den ganzen Vormittag über das Trinken, als auf diese Ekel-Klos zu müssen. Seit gut zwei Jahren harrt die Massener Sonnenschule inzwischen der Sanierung ihrer Sanitäranlagen – sie wird weitere Monate warten müssen.

Vor der Sommerpause berichteten wir über diesen Stand der Dinge. Konkret hatte Rudolf Fröhlich an die Verwaltung die die Frage gerichtet, ob die Sonnenschultoiletten „noch in dieser Ratsperiode“ saniert würden. Sein Fraktionskollege Reiner Engel aus Massen warf merklich enerviert ein: „Wir warten seit über zwei Jahren.“ Die explizite Frage „noch in dieser Ratsperiode“ sei so nicht zu beantworten, so Toschläger, in den Sommerferien werde die Sanierung jedenfalls nicht beginnen.

Wann dann? Keine konkrete Aussage.

Die letzte Diskussion mit Umschichtung des notwendigen Geldes, 300.000 Euro, fand im Hauptausschuss Ende Februar statt.

Derart eklig fänden die Kinder ihre Toiletten, dass sie sich lieber durstend im Unterricht säßen als auf diese Klos zu müssen, schilderte in jener Dezembersitzung Christina Schebaum, eine betroffene Mutter aus Massen, den Ratsvertretern. Dieser aktuelle Zustand sei „menschenunwürdig“ gegenüber den Kleinsten,  die dort betroffen seien.

Das Problem, erläuterte der Beigeordnete Jens Toschläger im Februar: Bei einer Kernsanierung, bei der buchstäblich der Putz von den Wänden geschlagenen wird, bekommt man es in dem Schulgebäude mit Asbest zu tun.

„Es liegt in gebundener Form vor, es bestehen keine Gesundheitsgefahren“, betonte er an die Eltern und die Schulleiterin gewandt. Doch bei einer Grundsanierung wird der Baustoff freigesetzt, und dass dort Asbest verbaut wurde, macht die Sanierung teurer.

„Mit den bisher kalkulierten 200.000 Euro kommen wir nicht hin“, machte Toschläger klar. „Wir müssen komplett neu kalkulieren.“ Das ist seit nun vier Monaten geschehen. Man liegt bei 300.000 Euro.

Warum die Toiletten immer noch stinken? Der Beigeordnete konnte schon im Frühsommer nur um Verständnis werben: „Wir müssen momentan tagtäglich umpriorisieren“, wegen der angespannten personellen Situation im Planungs- und Baubereich. Sein Chef, der Bürgermeister, assistierte ihm: Eine so umfangreiche Maßnahme müsse auch ordentlich vorbereitet und geplant sein.

1 KOMMENTAR

  1. Schön dass so kurz vor der Wahl dem Unnaer Bürger noch einmal vor Augen geführt wird wie die Politik in Unna bisher tickte.
    Schultoiletten, Zitat des Stadtoberhauptes (dem ich immer noch den Titel Bürgermeister abspreche da er das nicht gewesen ist) „so umfangreiche Maßnahme müsse auch ordentlich vorbereitet und geplant sein“
    Es geht ja hier nur um unsere Kinder deren Situation unzumutbar und dank RB Unna in den letzten Jahren mehr als deutlich aufgezeigt wurde.
    Trotzdem wurde das nicht in Angriff genommen und priorisiert.
    Statt dessen doch lieber ein Flüchtlingsheim in der Peripherie und somit idealer als Integrationszentrum als die sowieso vorhandenen und bezahlten Wohneinheiten in Massen. Bereits völlig überteuert geplant und mit ständig wachsendem Investitionsvolumen.
    Vorschlag für einen Namen nach der Fertigstellung: „Werner Kolter Gedächtnisbau.“

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