Und auf eine Neues: „Wigant wählen“, empfehlen wie vor der Stichwahl vor 5 Jahren die Unnaer Grünen. Damit erneuern sie ihr Bekenntnis zu Schwarzgrün.
Diese Kombi hat im neuen Rat allerdings keine Mehrheit mehr wie in den letzten 5 Jahren.
Das liegt nicht an der CDU, die 3 Sitze hinzugewann, sondern an den starken Verlusten der Grünen. Sie ziehen mit 8 statt zuvor 13 Mandatsträgern ins Stadtparlament ein und sehen sich im Ratssaal zudem mit einer neuen gleichstarken AfD-Fraktion konfrontiert.
Diese Neuen im Rat geißelt der unterlegene Bürgermeister- und gescheiterte Bundestagskandidat Michael Sacher in einem Reel auf Fachbook als „acht rechte Nichtdemokraten“ und beschwört das „demokratische Miteinander“ aller anderen Parteien, was wechselnde Mehrheiten impliziert.






Zugleich scheren die Grünen selbst aber bereits aus ihrem postulierten „Miteinander“ aus, indem sie noch vor dem Start des neuen Rates den Wahlsieger SPD (mit 17 Sitzen künftig stärkste Fraktion) öffentlich vor den Kopf stoßen.
Denn wie schon vor der Stichwahl 2020 geben die Grünen auch vor der diesjährigen Bürgermeisterstichwahl eine öffentliche Empfehlung für Dirk Wigant ab (CDU), der 2020 in der Stichwahl mit knappem Vorsprung gegen SPD-Kandidatin Katja Schuon gewann.
Wie aus der SPD zu hören ist, war dieses Vorgehen nicht abgesprochen. Der sozialdemokratische Bürgermeisterkandidat Hartmut Ganzke hatte im Wahlkampf mehrfach betont, dass er, sollte er Bürgermeister werden, mit wechselnden Mehrheiten statt starrer Koalitionen arbeiten wolle.
Die Grünen hingegen hoffen offenbar auf ein Revival von Schwarzgrün, auch wenn es rechnerisch dafür längst nicht mehr reicht. Im bisherigen Rat verfügen sie zusammen mit der CDU über 25 Sitze – das genügte zur Mehrheit, da der Rat nur 46 Mitglieder hat.
Der neue Rat jedoch wächst wegen der Überhangmandate (aufgrund der vielen Direktmandate der SPD) wie berichtet auf 56 Köpfe. Gleichzeitig müssen die Grünen 5 Plätze räumen.
Zusammen mit 16 CDU-Mandaten plus Bürgermeisterstimme ergibt dies 25 – für die Mehrheit sind jedoch 29 Stimmen erforderlich, immer vorausgesetzt, bei einer Abstimmung im Rat sind denn auch alle Ratsmitglieder anwesend.
Für eine „linke Mehrheit“ reicht es in der jetzigen Konstellation hingegen schon – zwar hauchdünn, aber es käme hin. Deshalb mutet das Grünen-Bekenntnis zu ihrem bisherigen Partner CDU umso unverständlicher an.
Sofern die SPD nach der öffentlichen Wahlempfehlung für den CDU-Kandidaten überhaupt noch Lust auf ein Rotgrün-Projekt hat, könnte sie im neuen Rat eine denkbar knappe linke Mehrheit bilden.
Die Sozialdemokraten verfügen künftig über 17 Sitze. Auch hier eine mögliche Bürgermeisterstimme mit eingerechnet, kämen sie mit den Grünen zusammen auf 26.
Die noch fehlenden 3 Stimmen könnten die Linke (2) und Volt (1) liefern, die sich beide für einen Bürgermeister Hartmut Ganzke aussprechen.



Mit dem Grünen Buchhändler geriet allerdings auch Volt schon aneinander, als nämlich Sacher bei einem Kandidatenpodium der VHS auf die Frage nach seinem „liebsten Widersacher in der Runde“ ausgerechnet die programmatisch nahestehende Volt-Kandidatin Lea Emler anging.
Wie sich Wir für Unna (WfU, 3 Mandate) bei Abstimmungen verhalten wird, ist offen. Der einzige FDP-Vertreter dürfte kaum für ein Rotrotlilagrünes Projekt zur Verfügung stehen.
Und die AfD wird niemand fragen, ignorieren lassen sich ihre 8 Stimmen jedoch auch nicht. Und dabei ist nicht davon auszugehen, dass die AfD klassisch linksgrüne Ideen unterstützen wird.
Hier der Grünen-Aufruf zur Bürgermeisterstichwahl. (Quelle Website Die Grünen, die Anfrage unserer Redaktion blieb trotz Erinnerungsmail unbeantwortet.)
„Die Mitgliederversammlung von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Unna hat am Donnerstag, den 18. September, einstimmig beschlossen, für die anstehende Stichwahl eine Wahlempfehlung für Bürgermeister Dirk Wigant (CDU) auszusprechen.“Die Mitgliederversammlung von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Unna hat am Donnerstag, den 18. September, einstimmig beschlossen, für die anstehende Stichwahl eine Wahlempfehlung für Bürgermeister Dirk Wigant (CDU) auszusprechen.

In den vergangenen fünf Jahren hat Herr Wigant unter Beweis gestellt, dass er die Verwaltung des Rathauses verlässlich und strukturiert führt. Wir nehmen positiv wahr, dass er die Interessen der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger in den Vordergrund gestellt hat.
Mit ihm zusammen ist es uns GRÜNEN in der letzten Ratsperiode gelungen, so wichtige Themen wie Bauen und Mobilität neu anzugehen, für die Zukunft gut aufzustellen und auch die Verwaltung effizienter zu gestalten. Gerade die Perspektive auf Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz konnte so bei allen Themen verankert werden – auch wenn es in diesen Bereichen natürlich noch viel zu tun gibt.
Auch wenn wir inhaltlich in einzelnen Fragen unterschiedliche Positionen vertreten und ihn weiterhin als politischen Mitbewerber sehen, halten wir Dirk Wigant für geeignet, die kommenden Aufgaben verantwortungsvoll anzugehen. Vor diesem Hintergrund empfehlen wir unseren Wählerinnen und Wählern, ihn in der Stichwahl zu unterstützen.
Katrin Jacobs
Manfred Wendel“
Schon interessant. Welchen Posten hat Wigant den Grünen wohl angeboten? Einen weiteren Beigeordneten wird es ja nicht geben. Es wäre doch schön, wenn dieses starre Lagerdenken endlich einmal aufhören würde. Jetzt werden die Wähler womöglich einmal mehr verraten, indem der Preis für die Wahlempfehlung gezahlt wird. Bleibt zu hoffen, dass mancher bei der Stichwahl seinem eigenen Instinkt folgt.