Wohlklingender mehrstimmiger Chorgesang aus mitgebrachten Tonträgern hallte am ersten Sonntag im August mittags über die Friedrich-Ebert-Straße in Königsborn und wirkte insofern stimmig zum Tag des Herrn, wäre da nicht die wenig feierliche textuale Begleitung gewesen.
Diese bestand aus lediglich zwei sich in Endlosschleife wiederholenden Wörtern: „Scheiß AfD“.
Ähnlich wie jüngst beim ARD-„Sommerinterview“ in Berlin das „Zentrum für politische Schönheit“ das Interview mit AfD-Chefin Alice Weidel chorsingend torpediert hatte, formierte sich am 3. August ein Grüppchen antifaschistischer Widerständler auf dem Gehweg an der Friedrich-Ebert-Straße gegenüber der Gaststätte „Haus am Kurpark“.
Und machte dort, mehr oder weniger wohlklingend lärmend, auf den AfD-Kreisverband Unna aufmerksam, der in dem Lokal am diesem Sonntag seinen Kreisparteitag mit Vorstandsneuwahlen abhielt. (Hier lesen Sie die Ergebnisse.)
- Foto unten: Privat, die anderen Fotos und Videos c/o RB.

Dazu hatten sich die Teilnehmer im rückwärtig gelegenen Biergarten versammelt. „Heute geschlossene Gesellschaft“, verkündete ein Schild an der Lokaleingangstür.


Der Betreiber, der auf Bitte unerer Redaktion kurz nach draußen kam, zeigte sich auf Nachfrage „ETWAS genervt“ von dem Getöse gegenüber seiner Gaststätte.
„Ich verstehe es ehrlich gesagt auch überhaupt nicht“, erklärte der Gastronom kopfschüttelnd.
„Hier haben sich auch schon die CDU und die SPD zu Veranstaltungen getroffen. Weder ich selbst noch meine Mitarbeiter gehören irgendeiner Partei an.“

Er würde sich, bemerkte der Wirt mit verärgertem Blick auf die gegenüberliegende Straßenseite, „etwas Verständnis für die Gastronomie wünschen, die es in diesem Sommer schwierig genug hat.“
Schnell beendete er das Gespräch wieder, „ich muss arbeiten.“
Dass es im Vorfeld des Parteitags auch zu persönlichen Bedrohungen gegen den Lokalbetreiber gekommen war, wurde intern aus der Partei bestätigt.
Das Haus am Kurpark war erst vor einiger Zeit als gastronomischer Betrieb mit Biergarten wieder neu eröffnet worden, nachdem es viele Jahre leer gestanden hatte.
Ein auf einem Plakat als „Antifa Lünen“ ausgewiesenes Protestgrüppchen ließ dem Choral noch einige durch den Lautsprecher geschmetterte Parolen wie „Alerta Antifaschista“ folgen oder die Behauptung „Ganz Unna hasst die AfD“, was mit Blick auf die Bundestagswahlergebnisse jüngst speziell in Königsborn nicht so ganz stimmt.
Vermutlich schwang in dieser Verkündigung eher die Hoffnung mit auf die Kommunalwahl am 14. September, bei der die AfD ja erstmal auch für den Stadtrat Unna antritt.
Die Polizei Unna, mit zwei Mannschaftswagen vor Ort, konnte einen entspannten Sonntagmittag verbringen, die Zivilgesellschaft war erwas abseits der Antifa-Jugend durch eine Gruppe Omas (und Opas) „gegen Rechts“ und vornehmlich Grünen-Parteigänger vertreten. Unsere Redaktion war von 12.20 bis ca 12.40 Uhr vor Ort, es sollen sich zwischenzeitlich noch ein paar weitere Demonstranten hinzugesellt haben. Gegen 15 Uhr war noch ein Grüppchen Antifa-Jugendlicher zu sehen und zu hören.

Unter den Protestlern gegen die AfD war auch der Grüne Unnaer Bürgermeisterkandidat Michael Sacher, der in einer Pressemitteilung vor einigen Wochen die Prüfung eines AfD-Verbots sowie „Maßnahmen gegen extremistische Strömungen in Behörden“ gefordert hatte, ohne näher zu benennen, was er damit konkret meinte.

wenn die linken Zecken wirklich Nasis bekämpfen wollen, sollten sie sich in einen Flixbus nach Kiew setzen und dort der Antikorruptionsbehörde ein wenig unter die Arme greifen – sie werden dort bestimmt auch von der Polizei eskortiert…
Eine ganz besondere Auffassung von Demokratie gegenüber einer 25% Partei.
Bezeichnend für eine ganz bestimmte Grundeinstellung.
Wird nichts bewirken.
Verbales „Spießrutenlaufen“ der Parteitagsteilnehmer, übelste Beleidigungen, Mißachtung des Lautsprecherverbotes, fortgesetzte Vermummung mehrerer Teilnehmer, usw.
Die Polizei steht dabei, schreitet nicht ein und der Einsatzleiter lobt die Demonstration noch als ruhig und angemessen.
Man stelle sich vor, die Grünen oder sonst eine andere Partei hätten eine Veranstaltung abgehalten, die ähnlich gestört worden wäre.
Das ist „Demokratie 2025“?! Man muss auch Meinungen aushalten können, die einem selbst nicht passen. Wenn die Verfassungswidrigkeit der AfD so klar und erwiesen ist, lasst sie doch verbieten. Weil dazu aber die Beweise wohl nicht reichen, diffamiert man lieber deren Wähler und pöbelt herum.
Staatsbeamte und öffentlich Bedienstete bekommen Schwierigkeiten, wenn sie sich als AfD Unterstützer outen. Aber jeder kann hier ja sagen was er will!?
Ich hoffe nur, der derzeitige Mainstream erinnert sich daran, wenn es in diesem Land mal wieder anders herum geht. Bezeichnend war, dass das Protestgeschrei besonders stark aufflammte, als die (noch) offizielle Nationalflagge (zur Erinnerung: schwarz/rot/gold, nicht bunt) gezeigt wurde. Gerade höre ich im Radio, die Versammlung sei von „Chorgesang“ gestört worden. Eine Beleidigung für alle Chöre und Gesangsvereine, deren Liedgut über die zwei Worte „scheiß AfD“ hinaus geht.
Ach und nebenbei wird dann noch öffentlich dazu aufgefordert, die Gaststätte „Am Kurpark“ zu boykottieren, weil der Wirt seine Arbeit getan hat. All‘ dies Leute wird dazu beitragen, dass die AfD noch stärker wird. Herzlichen Glückwunsch!!
[…] lärmenden Protesten und Schmäh-Chorälen auf der gegenüberliegenden Straßenseite hat der AfD-Kreisverband Unna am Sonntagmittag (3. 8.) wie berichtet in der Gaststätte Am Kurpark […]